Nur einer von acht kommt durch. Am Sonntag startet die Volleyball-Nationalmannschaft der Männer mit dem Gruppenspiel gegen Tschechien (19.30 Uhr/Sport1) in das Qualifikationsturnier für die Olympischen Spiele. Nur der Turniersieger in der Berliner Max-Schmeling-Halle löst das Ticket für Tokio. Im DVV-Kader steht auch ein Unterfranke. Moritz Karlitzek aus Hammelburg (Lkr. Bad Kissingen) gehört seit 2017 zum Stamm der Nationalmannschaft. Seit dem Sommer spielt der 23-Jährige bei Top Volley Latina. Der Klub aus der 110 000-Einwohner-Stadt 70 Kilometer von Rom entfernt belegt in der italienischen Serie A1 derzeit den vorletzten Platz.
Frage: Tja Moritz, von den Feiertagen haben Sie wahrscheinlich wenig gehabt.
Moritz Karlitzek: Das stimmt, es war schon ein bisschen stressig. Am 26. Dezember hatten wir noch einen Spieltag in der italienischen Volleyball-Liga. Am 27. Dezember bin ich direkt von Rom nach Berlin geflogen und gleich ins Training der Nationalmannschaft eingestiegen.
Wie fühlen Sie sich und wie sehen Sie die Verfassung der Mannschaft?
Karlitzek: Ich bin eigentlich ganz guter Dinge. Wir sind sicher besser drauf als im Sommer vor der Europameisterschaft. Das liegt auch daran, dass dieses Mal alle 14 Spieler im Kader fit sind. Die beiden Testspiele gegen Australien am Donnerstag und Freitag haben wir gewonnen und auch gut gespielt, obwohl komplett durchgewechselt wurde.
Aber trotzdem wird es eine Herkulesaufgabe werden, das Qualifikationsturnier zu gewinnen. Ihr Bundestrainer Andrea Giani hat gesagt, es sei leichter, bei den Olympischen Spielen eine Medaille zu gewinnen, als sich überhaupt zu qualifizieren.
Karlitzek: Das stimmt. Es wird sehr sehr schwer, die Qualität der Mannschaften ist unglaublich. Mit Serbien ist der Europameister dabei, der EM-Zweite Slowenien und der EM-Vierte Frankreich. Einfach brutal. Aber wir sind auch stark und werden erst einmal versuchen, uns in der Vorrunde durchzusetzen und für das Halbfinale zu qualifizieren.
Wie stehen Ihre Chancen, zum Zug zu kommen?
Karlitzek: Auf den beiden Außenpositionen gibt es die größte Konkurrenz. Wir haben haben fünf sehr gute Spieler. Ich denke, dass mit Denis Kaliberda und Christian Fromm immer die Erfahrensten starten werden. Mit Ruben Schott, mir und Moritz Reichert gibt es dann viele Möglichkeiten, zu wechseln. Ich kann mir vorstellen, dass ich oft zum Aufschlag reinkommen werde.
Im letzten Sommer sind Sie nach zwei Jahren bei den United Volleys Frankfurt nach Italien gewechselt. Haben sich Ihre Erwartungen erfüllt?
Karlitzek: Mein Abschied aus Frankfurt war bitter. Im Play-off-Viertelfinale um die deutsche Meisterschaft habe ich mir den Daumen gebrochen. Das war ein wesentlicher Grund, warum wir dann ausgeschieden sind. Dafür läuft es in Italien bisher sehr gut. Die Liga ist die momentan stärkste der Welt. Von den deutschen Mannschaften könnte da nur der Meister Recycling Volleys Berlin mithalten. Es war ein riesiger Schritt, aber das gefällt mir. Ich habe mir bewusst einen kleineren Verein gesucht, um auch zu spielen. Von den drei Außenspielern in Latina habe ich die größten Einsatzzeiten und bin fast immer in der Startformation.
Ihre Freundin Svenja ist mit nach Italien gezogen.
Karlitzek: Ja, das ist sehr schön. Sie ist Sportlehrerin und hat sich für ein Jahr beurlauben lassen. So lange läuft mein Vertrag in Latina, dann sehen wir weiter.
In Frankfurt standen Sie zusammen mit ihrem jüngeren Bruder Lorenz im Kader. Auch er hat den Verein verlassen und spielt jetzt wie Sie früher beim TV Rottenburg in der Bundesliga. Gesundheitlich ging es ihm zuletzt nicht so gut.
Karlitzek: Das stimmt, er war übertrainiert und musste eineinhalb Monate pausieren. Woran das genau lag, kann man nicht sagen, da sind wohl einige Dinge zusammengekommen. Aber das ist überwunden, Lorenz hat schon wieder gespielt und hofft jetzt auf eine gute Rückrunde.
- Ein Porträt von Moritz und Lorenz Karlitzek aus dem Jahr 2018 lesen Sie hier