Mittlerweile seit einem Jahr ist Uli Hoeneß (58) Präsident des FC Bayern München. Davor hat er 30 Jahre lang als Manager maßgeblich die Geschicke des erfolgreichsten deutschen Fußball-Klubs bestimmt.
Als Fußballer holte Hoeneß in den 70-er Jahren mit den Münchnern Europapokalsiege und deutsche Meisterschaft gleich serienweise, 1972 und 1974 spielte er auch in der Nationalelf, die erst Europa- und dann Weltmeister wurde. Als Präsident des Klubs hat Hoeneß als erstes Projekt neben dem Fußball das Unternehmen Bundesliga-Aufstieg der FCB-Basketballer angeschoben.
Mit der Verpflichtung von Bundestrainer Dirk Bauermann sowie namhafter Spieler wie den ehemaligen Würzburgern Demond Greene und Robert Garrett will der FC Bayern die Szene aufmischen.
Eigentlich wollte sich Uli Hoeneß derzeit nicht zum Thema Basketball äußern, um die Aufmerksamkeit nicht vom Team abzuziehen. Nach Vermittlung von Bernd Freier, Chef des Modekonzerns und Baskets-Sponsors s. Oliver, machte er jedoch für unsere Redaktion eine Ausnahme.
Vor dem bayerischen Zweitliga-Derby am Samstag in Würzburg spricht Uli Hoeneß deshalb exklusiv über seinen Besuch der Houston Rockets, sein Interesse für die NBA und Dirk Nowitzki sowie die amateurhaften Strukturen im deutschen Basketball: „Darüber war ich bestürzt.“
Hoeneß: Ja, ich habe bei uns im Gymnasium in der Schulmannschaft gespielt. In der Freizeit aber ging's natürlich ausschließlich um Fußball.
Hoeneß: Wenn er mir keinen Spaß gemacht hätte, hätte ich nicht mitgespielt. Ich mache nur Dinge, die mir gefallen. Als ich dann zwischen den Sportarten wählen musste, war die Entscheidung klar: Fußball hatte und hat für mich immer noch die absolute Priorität.
Hoeneß: Wir sollten nicht damit anfangen und das eine mit dem anderen vergleichen. Fußball und Basketball sind zwei völlig unterschiedliche Paar Stiefel. Das war ja auch der Reiz für mich: Etwas zu machen, was anders ist. Wenn man so eine überragende Fußballabteilung hat wie wir, dann musste man einen anderen Gegenpol finden. Wenn das Basketball-Projekt beim FC Bayern funktioniert, was ja noch längst nicht erwiesen ist, dann haben wir im Verein ein sehr gutes, ergänzendes Element.
Hoeneß: Das hatte ich mir in der Tat überlegt. Aber ich will, dass die Mannschaft im Mittelpunkt steht. Wenn ich in Würzburg dabei bin, dann kommt jede Fernsehstation und jeder Radioreporter und will etwas von mir. Das möchte ich im Moment nicht. Mannschaft und Sportart sollen sich entwickeln, und das sollen sie selbstständig tun und nicht, weil ich da permanent auftauche.
Hoeneß: Das werden wir sehen. Letztlich werden das die Zuschauer entscheiden. Wir werden professionell beurteilen, wie die Resonanz ist, wie die Stimmung ist und wie die sportlichen Leistungen sind. Wenn die Zuschauer das annehmen, dann werden wir den Rest regeln, da bin ich mir sicher. Aber ich kann es den Leuten nicht aufzwingen, zum Basketball zu gehen. Wenn sie so zahlreich kommen wie bislang und sich das noch steigern lässt, bin ich zuversichtlich. Aber wenn du in die Bundesliga aufsteigst, musst du auch eine Halle mit 8000 bis 10000 Menschen füllen können. Für mich ist das entscheidende Kriterium, ob uns der Nachweis gelingt, dass...
...in München neben dem überragenden Fußball auch eine zweite Sportart wie Basketball akzeptiert wird. Alles andere ist völlig sinnlos. Ich würde nie Handball machen, ich würde nie Eishockey unterstützen. Basketball kann eine Chance haben neben dem Fußball, aber nie gegen ihn. Den Fußball kann in Deutschland keine Sportart verdrängen.
Hoeneß: Ich habe das Freundschaftsspiel gegen Bamberg und das erste Heimspiel gesehen. Die haben mir sehr gut gefallen, die Stimmung in der Halle war super. Eigentlich war ich geneigt, das Projekt nicht zu machen. Aber dann habe ich Dirk Bauermann zum Mittagessen getroffen und war so begeistert von ihm, dass ich gesagt habe: ?Gut, wenn wir so eine überragende Persönlichkeit gewinnen können, dann müssen wir das machen?. Meine Eindrücke haben sich prima bestätigt. Bauermann ist sehr fleißig, sehr engagiert. Er bringt genau die Eigenschaften mit, die für mich bei personellen Entscheidungen immer wichtig waren. Wenn Bauermann nicht gewesen wäre, hätten wir bei Bayern das Projekt sicherlich nicht gemacht.
Hoeneß: Wissen Sie, als ich 1970 nach München kam, bin ich regelmäßig zum USC München gegangen in die Dachauer Straße, wo Holger Geschwindner Basketball gespielt hat. Ich war damals am Anfang meiner Fußball-Karriere ein richtiger Basketball-Fan. Daher kenne ich den Holger und habe das auch verfolgt, als er Manager von Dirk Nowitzki geworden ist. Vor allem der Basketball in Amerika fasziniert mich, ich bin sehr oft nachts aufgestanden, wenn die Chicago Bulls gespielt haben. Vor einiger Zeit, als ich in Houston war, habe ich mir auch ein Spiel der Rockets angeschaut. Basketball war immer der Sport, der mir am zweitbesten gefallen hat.
Hoeneß: Nein, aber er ist eine ungeheure Persönlichkeit, und dafür, dass er sich in Amerika durchgesetzt hat, habe ich große Bewunderung.
Hoeneß: Das können wir uns doch total abschminken. Ich habe gehört, was er für Summen verdient. Da würde er bei uns nicht mal zehn Prozent davon bekommen. Wie also soll das funktionieren? Nein, wir tun hier gut daran, alle realistisch zu bleiben. Wenn er am Ende seiner Karriere noch mal Spaß daran haben sollte, seine Karriere hier ausklingen zu lassen, Geld hat er dann ja hoffentlich genug, ist der FC Bayern sicher der richtige Klub. Aber jetzt in einen Wettstreit selbst mit europäischen Spitzenklubs zu gehen, das wird es bei uns nie geben.
Hoeneß: Das hat mich nicht nur überrascht, sondern darüber war ich bestürzt. Das habe ich noch nie erlebt, dass das Fernsehen für eine Übertragung nicht bezahlen muss. Leider ist das von Ihnen beschriebene Szenario Tatsache im Basketball. Aber ich bin ziemlich sicher: Wenn wir in die Bundesliga aufsteigen sollten, dann wird sich das ändern.
Hoeneß: Das gilt doch dann für alle. Basketball ist ein gutes Produkt, und mit der Zugmaschine Bayern München wird auch der eine oder andere Sender bereit sein, Geld dafür auszugeben. Ich bin der Meinung: Wenn es etwas umsonst gibt, wird es nicht wertgeschätzt. Die wichtigste Aufgabe muss also sein, dafür zu sorgen, dass Basketball den Stellenwert bekommt, den er verdient. Auch von der finanziellen Seite.
Hoeneß: Richtig, wir haben uns kürzlich einmal zum Essen getroffen. Ich kann mir gut vorstellen, dass er demnächst beim FC Bayern München in der Fußballabteilung mit einsteigt. Es gibt sehr gute Kontakte und wir werden sehen, was daraus wird.
Hoeneß: Richtig, aber ich denke, dass Bernd Freier jetzt eher zu den Bayern neigt.
Hoeneß: Ich denke schon. Bastian Schweinsteiger und Holger Badstuber waren bereits dort und waren begeistert. Sie sind ja alle sehr viel unterwegs, aber wenn es ihnen Spaß macht, dann sollen sie hingehen, wenn nicht, dann eben nicht. Wenn wir Spitzenspiele haben, dann wird schon der eine oder andere kommen.
Hoeneß: Das war ein Spaß, ja. Aber sie sollen sich am Samstagabend auch mal einen Genuss verdienen. Dazu gehört vielleicht auch mal der Besuch einer anderen Sportart oder auch mal das Münchner Nachtleben. Das sind ja junge Menschen.
Hoeneß: Bitte. Aber lassen Sie mich noch etwas anfügen. Eines muss allen klar sein: Bayern München ist ein Fußballverein, und Basketball wird hier immer an zweiter Stelle stehen.
Hoeneß: Das ist tatsächlich komisch in Würzburg. Für München gilt: Wir sind und bleiben eine Fußballstadt, versuchen aber dennoch, dem Basketball auf die Beine zu helfen.