So nahe, wie am Dienstagabend im Würzburger Vogel Convention Center, kommt man Basketballer Robin Benzing von s. Oliver Würzburg sonst eher selten. Sowohl körperlich als auch emotional. Nicht nur, dass der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft nach dem offiziellen Teil des „Fair ist mehr“-Galaabends noch lange blieb, um mit den Anwesenden Fotos zu machen und Gespräche zu führen. In seiner Laudatio für den Trainer des TSV Gerolzhofen, Jannis Orth, sprach er zudem so offen und authentisch, dass keiner daran zweifelte, dass ihn die Aktion der U-18-Basketballer tatsächlich „mit Stolz erfüllte“.
Benzing überreichte dem Team den mit 500 Euro dotierten Jugendpreis, weil es in einem Heimspiel gegen Arnstein eine Niederlage in Kauf genommen hatte, um den Fair-Play-Gedanken hochzuhalten. So gingen die Gerolzhöfer mit nur vier Akteuren aufs Parkett, nachdem sich bei den Gäste, die nur mit fünf Mann angereist waren, ein Spieler verletzt hatte. Die Partie gewann Arnstein. „Mir ist das lieber als ein unfairer Sieg“, sagte Orth am Dienstabend und nötigte Benzing damit Respekt ab. „Ich habe so etwas noch nie erlebt“, sagte der 29-Jährige, der bedauerte, dass gerade im Profibereich der Fairnessgedanke in den Hintergrund rücke. „Dabei ist Fairness der wichtigste Aspekt im Sport.“
Diese Einstellung dürfte Steffen Kaufmann teilen, der mit seiner Ehrlichkeit bewiesen hat, dass Fairness im professionellen oder semiprofessionellen Sportalltag vielleicht selten, aber doch vorhanden ist. Der Zweitliga-Handballer der DJK Rimpar Wölfe bekam den ersten Preis (1500 Euro) dafür, dass er im Heimspiel gegen Hamm zugegeben hatte, einen irregulären Treffer mit dem Fuß erzielt zu haben. In den sozialen Netzwerken wurde Kaufmann für sein Verhalten nach dem Spiel von den Gästen aus Hamm gefeiert, auf der Bühne am Dienstag von seinem Trainer Matthias Obinger geehrt. „Steffen ist der Spagat gelungen zwischen dem Siegesanspruch im Leistungssport und seiner moralischen Verpflichtung“, so der Coach.
Stolz war an diesem Abend auch ein anderer Trainer auf seinen Spieler. Thomas Kaiser vom Fußball-Landesligisten TG Höchberg bekundete am Rande der Veranstaltung, die von der Kanzlei Bendel & Partner unterstützt wird, Hochachtung für seinen Spieler Christian Ettinger, der mit dem zweiten Preis (1000 Euro) bedacht worden war.
Der 22-jährige Verteidiger hatte in der Landesliga-Partie gegen den TSV Karlburg zugegeben, per Hand ein irreguläres Tor erzielt zu haben. Das Spiel endete 0:0. Hat Ettingers Ehrlichkeit seinem Team also zwei Punkte gekostet? „Nein!“, sagte sein Trainer und betonte: „An diesem Tag haben wir im Sinne des Sports gehandelt; insbesondere mein Spieler.“ Der wurde von Sebastian Neumann, dem Kapitän der Würzburger Kickers, ausgezeichnet. Dass es für einen Defensivakteur etwas Besonderes ist, einen Treffer zu erzielen, konnte Abwehrchef Neumann natürlich nachvollziehen und rechnete Ettinger dessen Ehrlichkeit daher um so höher an.
„Ist der blöd, so etwas zuzugeben“, fragte der 27-jährige Berliner bewusst flapsig, um sich gleich selbst die Antwort zu geben: „Natürlich ist es nicht blöd. Es ist fair.“ Und an Ettinger gewandt: „Solche Menschen wie dich braucht der Sport.“ Unabdingbar war auch Markus Benkert im Derby seiner SG Frickenhausen/Mellrichstadt gegen die SG Hendungen-Sondheim/Grabfeld. „Er hat den Kollegen gerettet, als der einmal falsch abgebogen ist“, sagte Bundesliga-Schiedsrichter Benjamin Brand in seiner Laudatio. Benkert hatte den Unparteiischen darauf hingewiesen, dass der auf dem besten Weg war, einen falschen Spieler mit der Roten Karte vom Platz zu stellen. Daraufhin nahm der Schiri seine Entscheidung zurück, der Gegner spielte mit elf Mann weiter und gewann 1:0. „Wir Schiedsrichter sind dankbar, wenn es Spieler gibt, die uns unter die Arme greifen“, sagte Brand, der sich an diesem Abend genau so nahbar zeigte wie Benzing und die anderen beiden Laudatoren.
Nicht zu vergessen Ehrengast Kati Wilhelm. So dicht dran wie am Dienstag war wohl kaum je einer gewesen, wenn die ehemaligen Biathletin, eine der erfolgreichsten Deutschlands, mit dem Gewehr hantiert hat. Mitten im Publikum positioniert, zeigte Wilhelm am Schießstand, dass sie das Treffen nicht verlernt hat. Zumindest, bis die Moderatoren und Main-Post-Redakteure Natalie Greß und Kai Dunkel die 41-Jährige auf einen Balance-Ball baten. Da ging dann doch der ein oder andere Schuss daneben. Aber letztendlich macht gerade das Unperfekte ja sympathisch. Und nahbar.