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Augsburg
Augsburger Radprofi Zimmermann: "Der ganz normale Wahnsinn geht weiter"
Was Radprofi Georg Zimmermann über verrückte Fans bei der Tour de France denkt, wie er das Duell Pogacar-Vingegaard einschätzt und was sich der Augsburger am Ruhetag gönnt.
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Foto: Bernard Papon, Witters | Radprofi Georg Zimmermann fühlt sich nach einer Tour-Woche noch frisch und peilt weiter seinen ersten Etappensieg an.
Milan Sako
 |  aktualisiert: 11.03.2024 11:14 Uhr

Am Ruhetag der Tour de France werden nicht nur die Beine hochgelegt. "Am Vormittag haben wir eine kleine Ausfahrt über 40 Kilometer gemacht. Danach habe ich mir eine ausgiebige Massage gegönnt. Und am Nachmittag werde ich ausnahmsweise ein bisschen schlafen", sagt Georg Zimmermannüber sein Programm am ersten Ruhetag des härtesten Radrennens der Welt. Nach der spektakulären Etappe zum Puy du Dôme am Sonntag weilte der Tour-Tross noch in Clermont-Ferrand. Zur Belohnung leistete sich der 25-Jährige nach der Hitzeschlacht auf den Vulkankegel, bei der sich die Fahrer immer wieder Eisstücke hinten ins Trikot stopften, um ein wenig abzukühlen, am Abend ausnahmsweise ein Bier. 

Die Tour liefert wie erwartet einen spektakulären Zweikampf an der Spitze zwischen Tadej Pogacar und Jonas Vingegaard. Nach dem Schlagabtausch auf dem Puy de Dôme trennen den Führenden Vingegaard und Verfolger Pogacar nur 17 Sekunden. Der Leistungsunterschied der beiden Überflieger ist so marginal, dass es wohl eine der knappsten Entscheidungen bei einer Tour de France geben könnte. Die Tendenz: Pogacar wird jeden Tag besser, Vingegaard konnte bereits zwei Attacken nicht folgen. Der ohnehin in sich ruhende Däne sieht das ein wenig anders. "Ich bin froh, nach der ersten Woche das Gelbe Trikot zu haben. Die bisherigen Etappen lagen Tadej mehr als mir. Ich freue mich auf die Alpen", sagte Vingegaard und räumte ein: "Es wird ein erbitterter Kampf bis zum Ende."

Wer gewinnt die Tour de France? Zimmermann tippt auf Pogacar

Genauso schätzt es Zimmermann ein: "Wenn keiner der beiden stürzt und sich gravierend verletzt, läuft es auf einen Zweikampf zwischen den beiden hinaus. Im Rest des Fahrerfeldes ist längst der Kampf um den letzten freien Platz auf dem Podium in Paris entbrannt", sagt der Augsburger. Der Radprofi wagt auch einen Tipp: "Pogacar macht einen sehr entspannten Eindruck und wird immer stärker. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass der Sieg in diesem Jahr nach Slowenien geht." Inzwischen tippen die Experten darauf, dass der bisher knappste Ausgang der Tour-Geschichte unterboten werden könnte: 1989 trennten Sieger Greg LeMond acht Sekunden vom Franzosen Laurent Fignon. In der Tour-Heimat Frankreich zieht das Duell die Massen an und lockt sie trotz Ferienbeginn und Temperaturen jenseits der 30 Grad an die Strecke und vor den Fernseher. Am Sonntag schauten in der Spitze acht Millionen zu, als erstmals nach 35 Jahren wieder der Puy de Dôme erklommen wurde. In Deutschland erreichte die ARD ebenfalls einen Top-Wert. Die Übertragung am Sonntag sahen im Schnitt zwei Millionen Menschen, was einem Marktanteil von 14,2 Prozent entsprach.

Zimmermanns Ziel bleibt der erste Etappensieg

Seine Mannschaft Intermarche-Circus-Wanty habe ihre Ziele zwar noch nicht erreicht, sei aber nahe dran. Auf einer Etappe verfehlte Zimmermanns Teamkollege Biniam Girmay als Dritter knapp den von der Mannschaft angepeilten Tagessieg. Der Augsburger startete stark und verpasste auf der ersten Etappe den Sprung ins gepunktete Trikot des besten Bergfahrers. Auf dem zweiten Abschnitt in Bilbao wurde der 25-Jährige von einem platten Hinterreifen gestoppt. Unbekannte hatten knapp 40 Kilometer vor dem Ziel eine große Ladung an Reißzweckenüber die Straße verteilt. Seine persönliche Zwischenbilanz nach neun Tour-Abschnitten und 1625,2 von 3400 Kilometern ist positiv. Der Profi von Intermarche-Circus-Wanty liegt in der Gesamtwertung auf dem 68. Platz und zeigt sich vor der zweiten Woche angriffslustig. Das Profil liegt ihm. "Ich fühle mich glänzend, hatte noch keine Stürze und peile weiterhin meinen ersten Etappensieg bei der Tour an." Zwar muss der Radprofi seine Aufgaben im Team erfüllen, darf aber auch den eigenen Erfolg suchen. 

Kein Verständnis zeigt der Augsburger für die Fans, die am vergangenen Wochenende wieder für Stürze und unter anderem für das verletzungsbedingte Aus von Steff Cras sorgten. Ein Radsportfan war einen halben Meter weit auf der Straße stehen geblieben und löste einen Massencrash aus. "Der ganz normale Wahnsinn geht weiter. Es kann doch nicht so schwer zu verstehen sein, wo der Gehsteig aufhört und die Straße beginnt", sagt Zimmermann. Ein übermotivierter Fan brachte am Sonntag einen seiner Teamkollegen zu Fall. Verletzt wurde der Fahrer glücklicherweise nicht. Am Dienstag startet der Tross im Vulkan-Themenpark Vulcania auf das hügelige 167,2 Kilometer lange Teilstück nach Issoire. Die Strecke dürfte den Ausreißern liegen. Möglicherweise erwischt der Zimmermann eine gute Ausgangsposition, um in eine aussichtsreiche Gruppe zu kommen. Sein Ziel für die Tour: "Ich will mich in den Alpen und den Vogesen im Gesamtklassement weiter nach vorne arbeiten."

 
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