Die Schwaben Open auf der Anlage des Tennisclubs Augsburg (TCA) waren so etwas wie eine Initialzündung für Vereinsspieler Constantin Frantzen und seinen Doppelpartner Henrik Jebens. Seit dem überlegenen Turniersieg in Frantzens Heimatstadt läuft es ziemlich gut für das Jungprofiduo auf der ATP-Challenger-Tour. Und zwar so gut, dass sich die beiden nach insgesamt sechs Turniersiegen nun berechtigte Hoffnungen machen dürfen, in den kommenden Wochen die direkte Qualifikation für die Australien Open im Januar zu schaffen.
Das sei nahezu sicher der Fall, sollten beide in der Weltrangliste einen Platz unter den ersten 70 erreichen, berichtet Constantin Frantzen. Haarscharf liegen sie derzeit noch über der magischen Marke: der Stuttgarter Jebens auf Position 71, der gebürtige Düsseldorfer Frantzen, der seit Jahren mit seiner Familie in Augsburg lebt, auf Position 75.
Entsprechend begierig ist das Duo darauf, beim derzeit in Antwerpen laufenden ATP-Turnier eine möglichst gute Platzierung oder vielleicht sogar den nächsten Sieg zu erreichen. Dann wären sie ihrem Traum von der Teilnahme am Grand-Slam-Turnier einen entscheidenden Schritt nähergekommen.
Im August hatten Jebens/Frantzen schon überlegt, zu den US Open zu fliegen
Im August in Augsburg hatten Jebens und Frantzen schon mit einem Start bei den US Open geliebäugelt. Doch dafür hätten die beiden direkt nach ihrem Sieg bei den Schwaben Open nach New York fliegen müssen – allerdings ohne die Sicherheit, auch wirklich starten zu dürfen. Denn die Augsburg-Stuttgart-Kombination hatte lediglich einen Platz auf der Warteliste ergattert. Vor Ort hätte man dann aufs Nachrücken hoffen müssen. Ein zu großes Risiko für den Aufwand, sagten sich Jebens und Frantzen und entschieden sich dafür, in Europa zu bleiben und stattdessen auf der Challenger-Tour und immer wenn möglich auch auf der ATP-Tour weiterzuspielen. Was sich als glänzende Entscheidung erwies. "Denn seit Augsburg läuft es richtig gut, besser als je zuvor", sagt Constantin Franzen.
Nach Augsburg gewannen die beiden das Challenger-Turnier in Como und erreichten in Genua das Viertelfinale. Nach einem kleinen Rückschlag in Polen folgte der nächste Sieg in Österreich, bevor dem Duo in Frankreich ein richtig großer Coup gelang. Denn Jebens/Frantzen gewannen auch das von der Spielstärke hochklassig besetzte Challenger-Hallenturnier in Orléans. "Es war schon allein ein großes Highlight für uns, gegen die mehrfachen Grand-Slam-Teilnehmer Mahut/Herbert zu spielen und diese in der zweiten Runde zu besiegen. Aber dann konnten wir in diesem großen Stadion vor rund 5000 Zuschauern auch noch gewinnen. Das war für uns der bisher schönste Erfolg", berichtet Frantzen von seinem größten Turniermoment in der laufenden Saison.
Ob Constantin Frantzen im kommenden Jahr für den TC Augsburg spielt, steht noch nicht fest
"Wenn wir zuletzt verloren haben, dann fast immer gegen die späteren Turniersieger. Für unsere Gegner ist das fast schon ein gutes Omen", sagt Frantzen mit einem Augenzwinkern und sieht darin eine Bestätigung für das hohe Leistungsniveau, auf dem sich er und sein Doppelpartner derzeit befinden. "Es läuft wirklich so gut, wie man sich das ein bisschen erträumt hat", gesteht der 24-Jährige, der bisher auch immer eine feste Größe im Zweitliga-Team seines Heimatvereins TC Augsburg war. "Jetzt sind wir bis auf einen Schritt ganz nah an unserem Ziel, bei den Australian Open mitzuspielen." Ob er dann im nächsten Jahr noch im aufgestiegenen Bundesliga-Team für den TC Augsburg antreten kann, will sich Constantin Frantzen noch offenhalten. Erst am Ende der Saison soll hier die Entscheidung fallen.
Derzeit ist das Tennis-Doppel Jebens/Franzen beim ATP-Turnier in Antwerpen am Start
Beim Turnier in Antwerpen, einem ATP-Turnier der 250er-Kategorie, jedenfalls könnten die beiden nun den Sack endgültig zumachen. Mit einem Sieg würden die deutschen Profis ziemlich sicher unter die 70er-Marke auf der Weltrangliste rutschen und hätten wohl ebenso sicher den Startplatz in Australien in der Tasche. Und genau das streben sie an: "Wir wollen knietief drin sein, damit wirklich nichts mehr anbrennen kann und wir ab Anfang Dezember das neue Jahr planen können", betont Frantzen, "nicht so wie im August bei den US Open. Dass wir nicht wissen, ob wir starten können oder nicht."
Das Punktesammeln für die Weltrangliste bedeutet für Tennisprofis aber auch jede Menge Reisestress. Jebens und Frantzen, die erst seit Mai dieses Jahres zusammenspielen, haben beschlossen, sich vorerst auf europäische Turniere zu konzentrieren. "Wir sind bisher immer so gefahren, dass wir immer das höchstmögliche Turnier spielen, in das wir reinkommen. In Europa ist die Konkurrenz einfach am stärksten. Von der Mentalität denken wir uns: Wenn wir uns hier durchsetzen, dann können wir uns auch auf der ATP-Tour durchsetzen. Wir versuchen, uns immer mit den Besten zu messen. Das hat sich bisher ausgezahlt", so die Philosophie der beiden. Was ihnen mit einer Reise nach Australien vielleicht bald den nächsten sportlichen Höhepunkt bringen könnte.