zurück
New York
Tennis-Star Caroline Wozniacki will es noch mal wissen
Die frühere Weltranglistenerste Wozniacki feiert bei den US Open ein Comeback. Die zweifache Mutter muss auch mit einer tückischen Autoimmunkrankheit fertig werden.
WTA-Tour - US Open.jpeg       -  Für Caroline Wozniacki haben die US Open mit einem Erfolg begonnen.
Foto: Jason Decrow, dpa | Für Caroline Wozniacki haben die US Open mit einem Erfolg begonnen.
Jörg Allmeroth
 |  aktualisiert: 11.03.2024 10:42 Uhr

Caroline Wozniacki war gerade 20 Jahre alt und die Nummer eins der Welt, als sie meinte, an ihrem Bild in der Öffentlichkeit müsse sich schleunigst etwas verändern. Bei den Australian Open 2011 war der damals 20-jährigen Dänin zu Ohren gekommen, ihre Pressekonferenzen seien zu fade, zu eintönig und ausgesprochen langweilig. Daraufhin startete Wozniacki in Melbourne eine seltsame PR-Offensive mit dem Ziel, mehr Schein als Sein in die Welt da draußen zu liefern. 

Nach ihrem Viertelfinaleinzug berichtete Wozniacki ungefragt von einem Ausflug in einen Naturpark, bei dem sie ein verletztes Baby-Känguru entdeckt habe. Sie habe Erste Hilfe geleistet, habe einen „bösen Kratzer“ abbekommen und sich schließlich in einem Hospital behandeln lassen müssen. Zu dumm nur: An der Story stimmte rein gar nichts. Es gab kein verletztes Baby-Känguru, es gab keinen Besuch im Naturpark. Es gab nur einen Kratzer, der aber sei entstanden, so gab Wozniacki kleinlaut zu, „als ich vom Laufband gefallen bin“. 

Mit hochrotem Kopf hatte Wozniacki den kleinen Sündenfall in einer weiteren Pressekonferenz zugeben müssen, sie habe gedacht, so die Dänin, „dass jeder der Reporter es sowieso merken würde“. Schlagzeilen hatte Wozniacki danach mehr als genug, wenig schmeichelhafte allerdings. Unter anderem auch die Frage, was eine Profisportlerin antreibe, „um sich interessant zu machen“ oder eine „griffige Schlagzeile abzubekommen“. 

Aufmerksamkeit hat Wozniacki mittlerweile genug

Im Spätsommer 2023 würde Wozniacki wohl selbst noch einmal mit dem Kopf schütteln über die lachhafte Episode aus ihrem früheren Leben im Tourbetrieb. Aufmerksamkeit hat die 33-jährige Mutter einer Tochter und eines Sohnes mehr als genug, sie muss nicht im Geringsten in diesen Tagen darum buhlen, da sie bei den US Open ein überraschendes Grand-Slam-Comeback nach zwischenzeitlichem Rücktritt gibt und bereits nach einem 6:3, 6:2 gegen die Russin Tatiana Prosorowa in Runde zwei steht. 

Wobei: Überraschend? Wozniacki liegt zumindest im Trend des weiblichen Wanderzirkus, in dem inzwischen viele Spielerinnen versuchen, Familie und Profisport möglichst reibungsfrei miteinander zu verbinden. Zuletzt stand schon die Ukrainerin Elina Svitolina im Blickpunkt des Interesses, sie war nur wenige Monate nach der Geburt ihrer Tochter und dem Wiedereinstieg ins Tennisleben in Wimbledon bis ins Halbfinale vorgeprescht. Und, wer weiß, noch ist auch nicht ganz ausgeschlossen, dass Wozniackis enge Freundin Serena Williams für ein paar Auftritte auf die Centre-Courts zurückkehrt. „Inspiration“ habe sie jedenfalls in all den Geschichten um die Tennis-Mamas gefunden, sagt Wozniacki. 

Ihre Geschichte allerdings unterscheidet sich in einem wesentlichen Punkt von den Wohlfühlstorys der anderen Mütter: Denn die einst gut 70 Wochen auf dem Tennisgipfel thronende Dänin muss ganz nebenbei auch noch mit einer tückischen Krankheit fertig werden, die sie nie so ganz verlässt – Rheumatoide Arthritis. Eine Autoimmunkrankheit, bei der der eigene Körper plötzlich zum Feind wird, Entzündungen in vielen Gelenken auslösen und auch innere Organe schädigen kann. 

Wozniacki hat ihre rheumatischen Probleme ganz gut im Griff

2018 war die „RA“, wie Wozniacki das Übel nennt, erkannt worden, 2020 hatte Wozniacki bei den Australian Open ihre Karriere erst mal beendet. Es war, wie sie sagt, „verdammt bitter“, gerade weil sie als eine der Fittesten und Härtesten im Circuit galt, als unerschütterliche Fighterin auch. 

Inzwischen hat Wozniacki die rheumatischen Probleme „ganz gut im Griff“, obwohl Hochleistungstennis mit seinen extremen Belastungen nicht gerade als erste ärztliche Beratungswahl für Patienten gilt. „Ich habe meinen Körper in der Balance und unter Kontrolle“, sagt Wozniacki. Tennis hatte sie nach ihrem Rücktritt erst mal gar nicht mehr gespielt, die Schläger nicht angerührt. Doch dann, nach der Geburt des zweiten Kindes, von Söhnchen James, kam im vergangenen Herbst doch wieder der Impuls, mal auf den Court zu gehen, ein paar Bälle zu schlagen. „Es lief sehr gut. Ich habe auch einfach gedacht: Du bist noch so jung, warum nicht noch mal probieren. Man soll halt nie nie sagen“, so die Dänin. 

Die Frage bleibt: Wohin führt diese Rückkehr? Etwa noch einmal zu einem Grand-Slam-Titel, so wie bei der Belgierin Kim Clijsters und ihrem fulminanten Comeback nach Babypause? Jedenfalls dürfte bei der bekanntermaßen ehrgeizigen Wozniacki der Anspruch fixiert sein, sich nicht irgendwo im Nirgendwo der Rangliste zu verlieren. Ein ganz großes US-Open-Duell steht nun aber zunächst für Wozniacki an: In Runde zwei geht es gegen die zweimalige Wimbledon-Königin Petra Kvitova, eine gleichaltrige Rivalin aus früheren Glanzzeiten. 

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Caroline Wozniacki
Kim Clijsters
Mütter
Petra Kvitová
Profisportler
Serena Williams
Töchter
US Open
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen