Noch ist es ein wenig hin, bis der TC Augsburg am 7. Juli mit dem Heimspiel gegen den TC BW Aachen in das Abenteuer Bundesliga startet. Doch seit wenigen Tagen ist die Liste der für die Punktspiele gemeldeten Tennisprofis offiziell einsehbar. Und da hat der Aufsteiger die etablierten Vereine mit seinen beiden Topspielern, dem Tschechen Tomas Machac (Weltrangliste Nummer 47) und dem Australier Thanasi Kokkinakis (Nummer 106), durchaus überrascht. Der Deutsche Tennis Bund (DTB) bezeichnet die beiden auf seiner Homepage als „internationale Topstars“.
TC Bredeney setzt auf die deutsche Karte mit Jan-Lennard Struff
Und das soll schon etwas heißen, gilt die Bundesliga doch als die beste Tennis-Liga der Welt. Nicht umsonst. Der Gladbacher HTC, der zu den Titelfavoriten zählt, hat gleich sieben Top-100-Spieler gemeldet, Titelverteidiger TC Bredeney spielt die deutschen Kader und hat fast das gesamte Daviscup-Team um Jan-Lennard Struff unter Vertrag. Doch auch der TCA muss sich nicht verstecken. Der 23-jährige Machac erreichte bei den Australian Open die dritte Runde, und mit Thanasi Kokkinakis hat sich der TCA sogar die Dienste eines Australian-Open-Siegers gesichert. 2022 gewann der 28-jährige Australier mit griechischen Wurzeln zusammen mit seinem Landsmann Nick Kyrgios die Doppelkonkurrenz.
„Als unsere Youngsters gehört haben, dass der Kokkinakis für uns gemeldet ist, sind sie ausgeflippt“, freut sich Maja Braunwalder, die Zweite Vorsitzende und Bundesliga-Verantwortliche. Die 38-jährige ehemalige Fedcup-Spielerin für Bosnien-Herzegowina freut sich über den Personal-Coup. Dabei zählt der TCA mit seinem Saisonetat, der sich um die 100.000 Euro bewegen soll, zu den Armenhäuslern der Liga. „Mit unserem Budget hat man keine Wunschkandidaten, aber wir waren überrascht, was für Anfragen auf uns zukamen und wie attraktiv die Bundesliga ist. Aber unser Budget ist einfach, wie es ist“, sagt Braunwalder. Dennoch ist sie überzeugt, das Beste herausgeholt zu haben. „Absolut. Absolut.“
TC Augsburg hofft auf ein Wunder
Auf dem Papier auf jeden Fall. Allerdings sind die Chancen, einen der beiden Topspieler bei einem Heimspiel zu sehen, nicht allzu hoch. „Außer es passiert ein Wunder, und ich bekomme für einen Spieltag die Summe X zusammen, die für einen Einsatz nötig ist. Dann würde ich alles versuchen“, gibt sich Braunwälder realistisch. Diese Möglichkeit wollte sie sich aber nicht entgehen lassen. „Die Spielervermittler haben angerufen, sie wollen die Summe X für den Spieltag, und wenn wir bereit sind, sollen wir anrufen, wann wir sie bräuchten. Sie spielen Einzel und Doppel. Aber wir haben keine Verpflichtung“, erzählt Braunwalder. Die Summe will sie nicht nennen. „Für Profis auf diesem Niveau ist das ein Zuckerl, das sie mitnehmen, weil sie zu dieser Zeit sowieso in Europa sind. Sie sind aber auf dieses Geld nicht angewiesen.“ Der TCA griff zu: „Wir haben kein Risiko und so einen Spieler in petto. Das ist doch optimal“, sagt Braunwalder.
Diese finanziellen Personalpuzzles sind im Tennis auch in niedrigeren Ligen nichts Außergewöhnliches, eher sogar die Regel. Aufgestellt wird je nach sportlichen Chancen und finanziellen Möglichkeiten. Denn auch bei der realistischen Aufstellung des Teams für die jeweiligen Spieltage (vier Einzel, zwei Doppel) muss Braunwälder die Vereinskasse im Blick haben. So werden Martin Damm, Maksymilian Kasnikowski, Andrew Paulsen, Filip Jianu, Martin Krumich, Patrik Rikl, Jan Satral und Jakub Filipsky situativ eingesetzt. Die TCA-Eigengewächse Luca Wiedenmann, Christopher Frantzen und Michael Feucht bilden das feste Fundament des Bundesliga-Kaders.
TCA will der 1. FC Heidenheim der Tennis-Bundesliga werden
Dass der TCA trotz aller Anstrengungen im erstklassigen Konzert der zehn Bundesligisten nur die neunte oder zehnte Geige spielt und der Klassenerhalt bei zwei Absteigern mehr als eine Sensation wäre, weiß auch Klubchef Jakob Schweyer. „Das Team um Maja und Mannschaftsführer Helmut Martin hat jetzt erst einmal einen super Job gemacht“, lobt er und fügt an: „Ich träume davon, dass die Mannschaft das eine oder andere Mal über sich hinauswächst und für die eine oder andere Überraschung sorgt. Wie Heidenheim im Fußball.“
Und vielleicht schafft es Maja Braunwalder doch noch, einen spendablen Tennisfan zu finden. Vielleicht schon am 25. April, wenn der TC Augsburg seine Sponsoren und die Mitglieder des neu gegründeten Freundeskreises zum ersten „Match Point Meeting“ auf die vereinseigene Anlage einlädt. Maja Braunwälder hat da einen großen Traum. „Vielleicht sagt ja einer, den Kokkinakis will ich mal live hier beim TCA sehen. Da bin ich dran, das wäre mega.“
Das TCA-Team
1. Tomas Machac (Tschechien, neu)
Weltrangliste 47
2. Thanasi Kokkinakis (Australien, neu)
Weltrangliste 106
3. Stefano Napolitano (Italien, neu)
Weltrangliste 158
4. Martin Damm (USA, neu)
Weltrangliste 177
5. Maks Kasnikowski (Polen, neu)
Weltrangliste 253
6. Mathias Bourgue (Frankreich, neu)
Weltrangliste 276
7. Andrew Paulson (Tschechien)
Weltrangliste 137
8. Filip Jianu (Rumänien, neu)
Weltrangliste 282
9. Martin Krumich (Tschechien, neu)
Weltrangliste 388
10. Luca Wiedenmann
Weltrangliste 639
11. Patrik Rikl (Tschechien, neu)
Weltrangliste 181
12. Filip Polasek (Slowakei)
13. Jan Satral (Tschechien)
14. Christopher Frantzen
15. Michael Feucht