Statt einem olympischen Dorf gibt es ein Kreuzfahrtschiff, statt Pariser Großstadt-Flair erleben die Sportler Südsee-Vibes. Die Wettbewerbe der Wellenreiter haben mit traditioneller Olympia-Atmosphäre wenig zu tun und begeistern trotzdem.
Die Kraft der Natur, eine beeindruckende Insel-Landschaft und spektakuläre sportliche Leistungen sorgen für Bilder, wie sie sich die Olympia-Macher gewünscht haben, als sie die Wettkämpfe nach Tahiti vergeben haben. Auch bei den beiden deutschen Surfern hinterlässt das Event am Korallenriff bleibenden Eindruck und macht Lust auf mehr - auch wenn der olympische Ausflug ins Pazifik-Paradies für Camilla Kemp und Tim Elter schneller vorbei ist als erhofft.
Deutscher Surfer Elter: „Viel gelernt”
„Ich bin einfach unglaublich dankbar, dass das alles geschehen ist”, sagte Elter in der ARD. „Ich hätte Sachen besser machen können, aber ich bin noch jung. Ich habe viel gelernt in diesem Wettkampf und ich werde den neuen Input mit nach Los Angeles 2028 nehmen.” Der 20-Jährige war in der zweiten Runde am Japaner Connor O'Leary gescheitert. Kemp hatte gegen die Südafrikanerin Sarah Baum das Nachsehen.
Am legendären Surfspot Teahupo'o hatten Elter und Kemp teils Pech mit den Bedingungen, teils kamen sie nicht an ihr Topniveau heran. Vor der Wettkampf-Insel in Französisch-Polynesien treffen die Wellen auf ein sehr flaches Riff und sind daher besonders kräftig. Die Wellen bauen sich plötzlich auf, bilden häufig eine Röhre und sind sehr schwer zu surfen. Vor allem Kemp war derartige Bedingungen vorher kaum gewohnt.
Vorfreude auf Paris
„Ich war dabei und bin froh, dass ich mich jetzt Olympionikin nennen darf”, sagte die 28-Jährige und kündigte an: „Jetzt geht es nach Paris. Ich freue mich auf die Wettbewerbe und darauf, die anderen Athleten anzufeuern.” Während die besten Surfer der Welt vor Tahiti weiter um die Medaillen surfen, wollen sie und Elter in der Luftlinie mehr als 15 000 Kilometer entfernten französischen Hauptstadt die traditionelle Olympia-Stimmung aufsaugen. Auch ein Besuch im deutschen Haus ist geplant.
Auf Tahiti hatten sie zuvor ihren Olympia-Traum genossen. Via Social-Media ließen sie ihre Freunde und Fans an den Erlebnissen teilhaben. „Ich habe die beste Zeit meines Lebens”, schrieb Elter bei Instagram. Der auf den Kanaren aufgewachsene Sportler grüßte lässig vom Balkon seiner schwimmenden Unterkunft, gab ein Interview vor Palmen und feuerte Teamkollegin Kemp mit Team-Deutschland-Fahne von einem kleinen Boot aus an.
Inspiration für andere deutsche Surfer?
Der Auftritt des deutschen Duos soll dem deutschen Wettkampf-Surfen einen Push geben. Elter glaubt, dass bei den nächsten Olympischen Spielen noch mehr deutsche Surfer dabei sein können „und einfach alle surfenden Kids, Frauen und Männer ermutigen, zu trainieren und so viel zu geben - oder noch mehr - wie wir, um diesen Traum zu verwirklichen für Deutschland”.
Er selbst bleibt trotz des frühen Ausscheidens selbstbewusst. „Es gibt keine Grenzen”, sagte er. „Es ist alleine schon unglaublich, dass zwei Surfer bei Olympia sind. Und ich glaube nach wie vor, dass ich hierhin gehöre und das Surfen habe für eine Medaille.” Elter sagte zudem: „Ich glaube, ich bin als Sportler und als Mensch sehr gewachsen in den letzten Monaten. Ich freue mich auf die nächsten Jahre meiner Karriere. Jetzt geht's los für mich!”