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FUSSBALL: DFB-POKAL
SpVgg Greuther Fürth: Verloren und doch gewonnen
DFB Pokal SpVgg Greuther Fuerth - Borussia Dortmund       -  Himmelhochjauchzend: Die Spieler von Borussia Dortmund um Axel Witsel (Zweiter von rechts), der dem BVB mit seinem späten Treffer zum 1:1 erst die Verlängerung gesichert hatte, feiern den Einzug in die nächste Pokalrunde.
Foto: Volker Danzer, HMB Media | Himmelhochjauchzend: Die Spieler von Borussia Dortmund um Axel Witsel (Zweiter von rechts), der dem BVB mit seinem späten Treffer zum 1:1 erst die Verlängerung gesichert hatte, feiern den Einzug in die nächste ...
Hans Strauß
Hans Strauß
 |  aktualisiert: 02.04.2019 11:40 Uhr

Die Nachspielzeit lief, auf der Medientribüne waren die Überschriften schon in die Tastaturen gehackt worden. Der Siegtorschütze Sebastian Ernst kam garantiert in jeder vor. Doch alles musste noch einmal umgeschrieben werden. Und der Mittelfeldspieler der Spvgg Greuther Fürth, der in der 78. Minute aus kurzer Distanz das umjubelte 1:0 gegen Borussia Dortmund erzielt hatte, war am Ende nur noch der verhinderte Pokalheld.

„Schon bitter“ fand das Ernst, ein nüchterner Niedersachse, der 2017 von den Würzburger Kickers nach Fürth gewechselt war und nun mit dem Österreicher Lukas Gugganig eine vortreffliche Doppelsechs bildet. Ernst will die kleine Trophäe für den „Man of the match“, zu dem er gewählt wurde, zu Hause ins Wohnzimmer stellen, auch wenn sie mit einer Enttäuschung verknüpft ist.

Kleeblatt-Fans am Boden zerstört

Viele Kleeblatt-Fans, die zusammen mit den BVB-Anhängern für prächtige Stimung gesorgt hatten, waren geradezu am Boden zerstört. Weil der Zweitligist trotz großer Leistung ausgeschieden war, wie es von der Dramaturgie her bitterer kaum geht. Der Dortmunder Ausgleich durch Axel Witsel fiel in der fünften und letzten Minute der Nachspielzeit. Das 2:1-Siegtor gelang dem BVB, als die 120. und letzte Minute in der Verlängerung gerade abgelaufen war. Ausgerechnet durch Kapitän Marco Reus, der zuvor als Chancentod aufgetreten war, so aber seiner Mannschaft noch das Lotteriespiel Elfmeterschießen ersparte.

BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und sein Berater Matthias Sammer konnten auf der Tribüne aufatmen, dass der Neuanfang beim BVB mit neuem Personal und neuem Trainer nicht gleich mit einem Betriebsunfall begonnen hatte. Und Schiedsrichter Manuel Gräfe danken, der offensichtlich viel WM gesehen und eine üppige Nachspielzeit angesetzt hatte.

Eine ähnliche Dortmunder Leistung wie in Fürth wird schwerlich reichen, um auch den Bundesliga-Auftakt am Sonntag gegen RB Leipzig erfolgreich zu gestalten. „Wir verlieren zu viele Bälle, das gibt Konter“, kritisierte Lucien Favre seine Mannschaft, die er nach sechs Wochen Vorbereitung mit vielen später eingestiegenen Profis noch als unvollkommen ansieht. Auf die nach dem Pokalabend einmal mehr unvermeidliche Frage, ob der BVB nicht noch einen starken zentralen Stürmer holen müsse, reagierte der Trainer ausweichend: „Wir haben genug Torchancen kreiert, das zählt.

Favre-Lob für Axel Witsel

Vielleicht ringt sich Favre wenigstens dazu durch, dem spät verpflichteten Witsel gegen Leipzig einen Platz in seiner Startformation zu geben. Als der Belgier mit den Rollhaaren im Ronhof nach 74 Minuten den Platz betrat, wurde seine Aura sofort sicht- und spürbar. „Er hat der Mannschaft viel gebracht. Er spielt einfachen Fußball und hält den Ball im richtigen Moment“, sagte Favre. Nicht zu vergessen schoss der Mittelfeldspieler gleich im ersten Pflichtspiel für den BVB ein wichtiges Tor, weil er es unbedingt wollte und unbeachtet von den Fürthern in die Spitze lief.

Beim Gastgeber trauerte man der großen Chance zum 2:1 nach, das der häufig gescholtene Dortmunder Schlussmann Roman Bürki gegen den alleine vor ihm aufgetauchten Fabian Reese verhindert hatte (113.). Doch der Verlierer des rassigen Pokalfights durfte sich auch als Gewinner fühlen. Die Liveübertragung in der ARD hat dem Kleeblatt einen großen Imagegewinn gebracht. In den letzten Jahren hatte Greuther Fürth mit gesichtslosen Mannschaften meist faden Fußball gespielt und wäre am Ende der letzten Runde fast in die dritte Liga abgestiegen. Das könnte sich in dieser Saison ändern. „Man sieht, dass es stimmt in der Mannschaft und dass wir einen klaren Plan haben“, sagte Außenverteidiger Roberto Hilbert, der Fürther Senior, nach starker Leistung. Und fügte an: „Meiner Meinung nach können wir viel erreichen.“

Dass Trainer Damir Buric am Sonntag wegen eines Todesfalls in seiner Familie nach Kroatien fahren musste, hätte die Spielvorbereitung auch stören können. Doch die beiden neuen Buric-Assistenten Oliver Barth und Petr Ruman sprangen nahtlos ein. „Alles war unverändert, sie arbeiten sowieso Hand in Hand“, sagte Linksverteidiger Mximilian Wittek. Interimscheftrainer Barth fand allerdings: „Man hat gemerkt, dass wir für den Trainer gearbeitet und gekämpft haben.“ An diesem Mittwoch wird Buric bereits zurückerwartet, bei der Zweitliga-Partie am Samstag gegen Paderborn wird er wieder auf der Fürther Bank sitzen.

SpVgg Greuther Fürth - Borussia Dortmund       -  Zu Tode betrübt: Fürths Mario Maloca nach dem Pokal-Aus gegen Borussia Dortmund.
Foto: Daniel Karmann, dpa | Zu Tode betrübt: Fürths Mario Maloca nach dem Pokal-Aus gegen Borussia Dortmund.
 
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