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Sport-Rekorde
Die Zeit heilt alle Wunden, manchmal sogar im Sport
Je älter Rekorde sind, desto größer sollte die Vorsicht sein, wie sie einst zustande kamen. Der Sport entwickelt sich weiter. Eine gesunde Skepsis ist trotzdem gut.
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Foto: dpa-Archiv | Marita Koch stellte 1985 einen Fabelweltrekord über 400 Meter auf, der bis heute unangetastet ist.
Andreas Kornes
 |  aktualisiert: 11.03.2024 11:38 Uhr

Manchmal sind es die (ganz) kleinen Dinge im Leben, die den Unterschied ausmachen. Wer wüsste das besser als Leo Neugebauer. Der junge Mann hat gerade und ziemlich überraschend den deutschen Zehnkampf-Rekord verbessert. Dieser stand bei 8832 Punkten, aufgestellt am 8. Juni 1984 von einem gewissen Jürgen Hingsen. Seitdem hatten sich Generationen von Zehnkämpfern an der Bestmarke die Zähne ausgebissen. Bis Neugebauer bei den amerikanischen College-Meisterschaften an den Start ging und am Ende vier Pünktchen mehr in der Ergebnisliste standen. Mit Blick auf die Gesamtzahl ist das eine Steigerung im kaum messbaren Bereich. Ein paar Hundertstel hier, ein paar Zentimeter dort. 

Doch es ist genau das Wesen des (Hochleistungs-)Sports, auch noch in den letzten Nischen des menschlichen Körpers Verbesserungen zu finden. Idealerweise geschieht das im Bereich der Trainingswissenschaft, der technischen oder mentalen Komponente. Der Sport entwickelt sich immer weiter. Weniger ideal ist, wenn Pharmazeuten darüber nachsinnen, wie sich höher, weiter, schneller bewerkstelligen lassen. Immer noch gibt es speziell in der Leichtathletik Rekorde, die aus Zeiten ungehemmten Dopings stammen. Rekorde, denen der Ruch des Betrugs anhaftet wie heißer Teer. Wenn Bestmarken die Jahrzehnte überdauern, ist Vorsicht geboten. Legendär ist diesbezüglich Marita Kochs Fabelweltrekord von 1985, als sie die Stadionrunde in 47,60 Sekunden absolvierte. Bis heute bestreitet die einstige DDR-Sportlerin, gedopt zu haben. Viele Experten sehen das anders.

Sport ohne Dopingversuche gibt es nicht

Knapp 40 Jahre später könnte nun aber auch in diesem Fall die Zeit gekommen sein, den Rekord aus den Listen zu löschen. Leichtathletik-Star Sydney McLaughlin-Levrone hat sich gerade erst zu jenen ominösen 47,60 Sekunden geäußert. "Ich glaube, dass ich in der Lage bin, den Weltrekord über 400 Meter zu brechen", sagte die US-Amerikanerin der AFP.

Doping wird es im Sport immer geben. Doch mit den Zuständen der 1980er lässt sich die aktuelle Situation nicht vergleichen. Die Brachialmethoden sind der Mikrodosierung gewichen. Das Kontrollnetz ist zwar löchrig, aber existent. Inzwischen greifen auch Staatsanwälte ins Geschehen ein. Dopingproben können noch Jahre später mit neuen Methoden untersucht werden. All das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Bestleistungen nicht auf pharmazeutischem Wege zustande kommen. Ausgeschlossen ist es nicht.

Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass die Zeit auch im Sport alle Wunden heilt. Selbst wenn es Jahrzehnte dauert. Und stets auf die Gefahr hin, dass gleichzeitig neue gerissen werden.

 
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