Es herrscht wieder Alltag beim TC Augsburg. Am Sonntagvormittag spielen sich ein paar Klubmitglieder auf den topgepflegten Sandplätzen des Tennisklubs die Bälle hin und her. Nichts mehr deutet darauf hin, dass sich hier am Samstagnachmittag der Kasache Timofey Skatov in einem hochklassigen Finale des ATP-Challenger-Turniers Schwaben Open mit einem 3:6, 7:5, 6:3 gegen den Dänen Elmer Møller 5000 Dollar Preisgeld und 50 Weltranglistenpunkte gesichert hatte.
„Uns war es wichtig, dass die Vereinsmitglieder so schnell wie möglich wieder auf die Plätze zurückkonnten“, sagt Turnierdirektor Hans Rußwurm. „Ich bin begeistert, wie die ehrenamtlichen Helfer da seit Samstagabend gearbeitet haben“, ist TCA-Vorsitzender Jakob Schweyer voll des Lobes für die ehrenamtlichen Helfer des Turnierveranstalters isarOne.
Neben den BMW Open ist in München kein Platz mehr
Seit 2019 richtet Alessandra Trenkle mit ihrer Firma das Turnier auf der Anlage des TC Augsburg aus. Sie war aus München in den Siebentischwald umgezogen: „München verträgt neben den BMW Open kein zweites größeres Tennisturnier“, sagt sie. Das Turnier der ATP-Tour gilt als eines der wichtigsten Tennisturniere in Deutschland mit einem Preisgeld von über 650.000 Euro. Da finden sich kaum noch Sponsoren für das eine Klasse tiefer rangierende Challenger-Event.
In Augsburg hat nun das Challenger-Turnier mit 36.900 Euro Preisgeld seine Heimat gefunden. „Wir sind hier in Augsburg auf offene Türen und Ohren gestoßen.“ Und auf viele fleißige Helfer, wie den ehrenamtlichen Turnierdirektor Hans Rußwurm. Der Meitinger ist seit Jahrzehnten in der Tennisszene bestens vernetzt, richtet in Meitingen selbst im Juli den ruwu-Cup, ein DTB-Premium-Turnier, aus. „Ein ATP-Challenger ist da noch eine ganz andere Herausforderung. Doch der stellen wir uns gerne und opfern unsere Freizeit.“
3000 Zuschauer sehen Spitzentennis auf der TCA-Anlage
Ein Einsatz, der belohnt wurde. Rund 3000 Zuschauer insgesamt wollten internationales Spitzentennis sehen. „Am Pfingstmontag hatten wir mit 500 Zuschauern Rekordbesuch, am Finaltag waren es rund 300“, berichtet Rußwurm. „Wir hatten Glück mit dem Wetter, unsere Erwartungen wurden erfüllt.“
Ob das für einen Gewinn reicht, wird der Kassensturz in den nächsten Tagen zeigen. „Wir machen das nicht, um Geld zu verdienen, für mich ist dieses Turnier eine Herzensangelegenheit. Wir wollen Tennis in Deutschland fördern und auch deutschen Spielern eine Plattform bieten, um hier vor Ort um Weltranglistenpunkte spielen zu können“, versichert Veranstalterin Alessandra Trenkle und verabschiedet sich, um noch letzte Getränkekisten wegzuräumen. Ihre GmbH trägt das finanzielle Risiko. Das Dreifache des Preisgeldes, so lautet die allgemein anerkannte Formel, beträgt der Gesamtetat dieses Turnierevents. Also rund 120.000 Euro.
Das Risiko trägt der Veranstalter, nicht der TC Augsburg
Der TC Augsburg stellt seine Plätze und helfende Hände zur Verfügung. Sollte die Abrechnung am Ende einen Überschuss ergeben, erhält der TCA noch eine Platzmiete, so lautet die vertragliche Vereinbarung. Wenn nicht, dann nicht. Schweyer trägt dieses Risiko bewusst: „Wir sind glücklich, dass wir auf unserer Anlage nach den BMW Open das einzige ATP-Turnier in Bayern beherbergen dürfen“, sagt der TCA-Chef. „Das ist für uns ein tolles Renommee. Das ist bei uns in der Vereins-DNA verankert." Er erinnert an den Weka-Cup in den 1980er- und 1990er-Jahren.
Er ist froh, dass das Challenger-Turnier auch 2025 auf der TCA-Anlage stattfinden wird, wie Hans Rußwurm bestätigt: „Wir wollen das Turnier etablieren. Und in den letzten Tagen haben drei größere Firmen schon Interesse gezeigt, als Sponsor einzusteigen.“ Der Termin steht aber noch nicht fest. Rußwurm: „Pfingsten wäre super, aber der Challenger-Tour-Kalender wird um die höherklassigen Turniere herumgebaut und erst im November veröffentlicht.“
Bayerische Tennis-Meisterschaften mit 500 Teilnehmern starten am Mittwoch
Jakob Schweyer freut sich schon darauf. Der 65-Jährige, der selbst in der 2. Bundesliga spielte, war vom sportlichen Niveau des Turniers begeistert. „An einem schlechten und unmotivierten Tag kann ein Alexander Zverev gegen einen Skatov oder Møller schon mal verlieren.“ Er sieht die Schwaben Open als ein ideales Sprungbrett, um weiter nach oben zu kommen. Das beste Beispiel kann er aus dem eigenen Klub nennen. Doppelspezialist und TCA-Mitglied Constantin Frantzen gewann im Vorjahr mit seinem Partner Hendrik Jebens die Doppelkonkurrenz in Augsburg. Am Dienstag starten die beiden nun im Hauptfeld bei den French Open in Paris gegen die Brasilianer Rafael Matos und Marcelo Melo.
Einen Tag später ist es mit der Ruhe auf der TCA-Anlage dann auch vorbei. Dann richtet der TCA zusammen mit dem TC Schießgraben die Bayerischen Meisterschaften aus. Mit über 500 Teilnehmern.