
Der deutsche Skiverband ist dieser Tage nicht gerade gesegnet mit erfolgreichen Skifahrerinnen. Lena Dürr ist die Ausnahme. Die Einzige, die im Weltcup regelmäßig aufs Podest fährt. Dürr hat sich auf den Slalom spezialisiert. Diese ebenso elegante wie technisch anspruchsvolle Disziplin. Dieser rasende Tanz durch den Stangenwald, der immer auch ein Ritt auf der Rasierklinge ist, denn der kleinste Fehler wird sofort bestraft, schlimmstenfalls mit einem Einfädler. Während ganz vorne bisher die US-amerikanische Jahrhundertfahrerin Mikaela Shiffrin und die Slowakin Petra Vlhová die Siege unter sich ausmachen, lauert direkt dahinter Dürr. Dreimal war die 32-Jährige in diesem Winter schon Zweite, einmal Dritte. Und auch beim legendären Nachtslalom in Flachau an diesem Dienstag gehört sie zum engsten Favoritenkreis.
Lena Dürr hat auf dem Weg zum Erfolg Rückschläge überwunden
Dabei hatte Dürrs Karriere einige Volten nehmen müssen, ehe sie in ihren 30ern in der Weltspitze ankam. Früh galt sie als außergewöhnliches Talent. Ihr Vater Peter war einst auch schon im Weltcup gefahren und nahm an zwei Olympischen Winterspielen teil. Ganz nach oben schaffte er es nicht. Tochter Lena dagegen feierte früh erste Erfolge. 2013 gewann sie das City Event in Moskau, offiziell ihr erster Weltcup-Sieg, auch wenn der Parallel-Slalom unter den Athleten keinen hohen Stellenwert hat. Doch dann stockte die Entwicklung der Münchnerin. Zwischenzeitlich flog sie mangels Perspektive sogar aus der Förderung des DSV.
Doch Dürr gab nicht auf. Sie machte auf eigene Kosten einfach weiter und verlor nicht den Glauben daran, es doch noch zu schaffen. "Das sind alles Erfahrungen, die du machst und die würfelt man irgendwie zusammen und dann kommt so was dabei raus. Alle Umwege, die ich so genommen habe auf meinem Weg die letzten Jahre, mussten genau so sein, dass ich jetzt in bestimmten Situationen so reagiere, wie ich reagiere", sagte sie in "Blickpunkt Sport". In der Saison 2021/22 fuhr Dürr erstmals in einem Weltcup-Slalom aufs Podest. Seitdem ist sie dort Dauergast. Ihre größten Erfolge feierte Dürr, die mit dem ehemaligen Skirennfahrer Fritz Dopfer liiert ist, bei Weltmeisterschaften. 2021 und 2023 gewann sie jeweils Bronze. Im Januar 2023 gelang ihr dann in Spindlermühle auch der erste Slalom-Weltcupsieg – sechs Hundertstelsekunden vor Shiffrin und auf den Tag genau zehn Jahre nach dem Sieg von Moskau.