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Ski alpin
Auftakt des Skiweltcups in Sölden wird von harscher Kritik begleitet
In schöner Regelmäßigkeit wird über Sinn und Unsinn eines Weltcup-Auftakts im Oktober diskutiert. Diesmal garnierten Bilder von Baggern auf dem Gletscher in Sölden den Streit.
Vor dem Ski-Weltcup in Sölden.jpeg       -  Auf dieser Strecke in Sölden finden am kommende Wochenende die ersten beiden Skirennen der neuen Weltcupsaison statt.
Foto: Johann Groder, dpa | Auf dieser Strecke in Sölden finden am kommende Wochenende die ersten beiden Skirennen der neuen Weltcupsaison statt.
Andreas Kornes
 |  aktualisiert: 11.03.2024 10:09 Uhr

Am Anfang waren da die Bilder aus Sölden, die Bagger zeigen, die auf dem Gletscher zugange sind. Und schnell hatte der Skisport einmal mehr eine Diskussion am Hals, die sie dort nicht allzu gern führen. Im Kern geht es um den Klimawandel, der die Skifahrer als Erste und am härtesten trifft. Die Gletscher schmelzen, der Schnee zieht sich in immer höhere Lagen zurück. Da passt es natürlich nicht ins Bild, wenn auf einem der wenigen noch vorhandenen mitteleuropäischen Gletscher der Schnee hin- und hergeschoben wird, um, wie es Greenpeace vermutet, den Auftakt des alpinen Skiweltcups in Sölden am kommenden Wochenende zu sichern. Die Umweltschützer schreiben, dass die Bagger seit April Teile des Gletschers zerstörten, um Platz zu machen für die Weltcup-Strecke. Sogar Sprengungen seien "vermutlich" vorgenommen worden, hieß es. 

Felix Neureuther kritisiert Weltcup in Sölden scharf

In den Tagen und Wochen danach entbrannte ein heftiger Streit: erst über die Sinnhaftigkeit der Arbeiten auf dem Gletscher, dann über den frühen Auftakt ganz allgemein. Als einer der Ersten äußerte sich Ex-Skirennfahrer Felix Neureuther, sprach in seinem BR-Podcast von einer "Katastrophe für die Glaubwürdigkeit des Sports" und nannte die Bilder "sehr verstörend und einfach nicht mehr zeitgemäß". 

Auf der anderen Seite bemühte man sich genauso schnell um Beschwichtigung. Die Veranstalter wehrten sich gegen die Behauptung, sie würden den Gletscher abtragen für ein Sportevent. Stattdessen warfen sie Greenpeace Populismus vor. In eine ähnliche Richtung geht es, wenn man sich beim Deutschen Skiverband umhört. Wolfgang Maier, der streitbare Alpinchef des DSV, sagte am Rande der Einkleidung in München, dass es auch bei diesem Thema "viele Wahrheiten" gebe und präsentierte seine. Man könne sich natürlich dem Mainstream anschließen "und auf das Ding losprügeln, wie es gerade getan wird. Man kann aber vielleicht auch ein bisschen darüber nachdenken, was da wirklich passiert ist."

Er selbst habe sich vor Ort erkundigt und erfahren, dass es bei den Arbeiten nicht um den Skiweltcup gegangen sei. Vielmehr sei es darum gegangen, größere Felsbrocken zu zerkleinern, die zutage getreten waren, weil der Gletscher weiter zurückgegangen sei – Stichwort Klimawandel. Je kleiner die Steine sind, umso weniger Schnee würde benötigt, um eine Skipiste herzurichten, hätten die Söldener erklärt. Maiers Fazit: "Sie sind ja eigentlich schon auf dem Weg, das Thema ökologischer zu fahren." Letztlich sei aber auch klar, dass die Region um Sölden vom Fremdenverkehr lebe und deshalb auch wirtschaftliche Entscheidungen treffe, was man akzeptieren müsse. 

Thomas Dreßen wurde von seinem Sponsor beruhigt

Auch der deutsche Abfahrer Thomas Dreßen, der von den Bergbahnen Sölden gesponsert wird, hatte nach Bekanntwerden der Greenpeace-Vorwürfe im Ötztal angerufen und war beruhigt worden, dass man lediglich Instandhaltungsmaßnahmen durchführe, um weniger Kunstschnee produzieren zu müssen. "Somit ist es ja eigentlich nachhaltig und langfristig gedacht für das Klima besser, wenn du den Skisport machen willst", sagte Dreßen.

Während es bezüglich der Arbeiten auf dem Gletscher nun also offenbar mehrere Wahrheiten gibt, herrscht in einem anderen Punkt große Einigkeit - zumindest außerhalb des Führungszirkels des Skiweltverbandes Fis. Dass der Weltcup bereits Ende Oktober startet, ist eine seit Jahren kritisierte Tatsache. Das Kalkül dahinter: Wer tollen Sport vor atemberaubender Kulisse im Fernsehen sieht, wird daran erinnert, dass der Winter naht, bucht dann gleich mal den Skiurlaub und kauft bestenfalls auch noch neues Equipment.

DSV-Alpinchef fordert, dass erst im November begonnen wird

Der Winter allerdings lässt hierzulande immer länger auf sich warten und es mehren sich die kritischen Stimmen, die fragen, ob man den Weltcup-Auftakt nicht nach hinten verschieben könne. "Man muss den Skiweltcup eingrenzen auf die Zeit, in der Winter ist. Das ist November bis Mitte März", sagte DSV-Alpinchef Maier. "Der Oktober ist für mich kein Thema. Aber ich bin nicht der Meinung, dass es in Ordnung ist, was man da mit Sölden abzieht." 

Ungeachtet des Dauerstreits werden in Sölden am Wochenende die ersten beiden Weltcup-Rennen der Saison (je ein Riesenslalom der Frauen und Männer) stattfinden. Aus deutscher Sicht dürfte es eher ernüchternd zugehen, denn mit den beiden Allgäuern Alexander Schmid und Stefan Luitz fehlen die besten Riesenslalomfahrer der vergangenen Jahre. Schmid ist nach langer Verletzungspause noch nicht so weit, wieder ins Geschehen einzugreifen. Luitz hat sich im Training erneut schwer verletzt und wird voraussichtlich die komplette Saison verpassen. Am Start sind Emma Aicher sowie Anton Grammel, Fabian Gratz und Jonas Stockinger. "Das wird kein besonders attraktiver Auftakt für uns", sagte Maier und prophezeite: "Wir werden keine Rolle spielen, was das Podium oder die Top Five betrifft." Aber: "Man weiß ja nie, was am Schluss rauskommt."

 
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