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„Wir sind ein Play-off-Kandidat“
Sein erstes Kind soll in Schweinfurt zur Welt kommen: Mikhail Nemirovsky ist nach der Rückkehr zum ERV Schweinfurt der prominenteste Stürmer in der kommende Woche beginnenden Eishockey-Bayernliga.
Foto: FOTO Marion Wetterich | Sein erstes Kind soll in Schweinfurt zur Welt kommen: Mikhail Nemirovsky ist nach der Rückkehr zum ERV Schweinfurt der prominenteste Stürmer in der kommende Woche beginnenden Eishockey-Bayernliga.
Das Gespräch führte Sven Schröter
 |  aktualisiert: 17.10.2017 12:49 Uhr

Schweinfurt Er ist der Top-Star im Team des ERV Schweinfurt. Viele glauben sogar, er könnte der Top-Star der gesamten Eishockey-Bayernliga werden. Mikhail Nemirovsky (33) ist zurück in Schweinfurt. Der gebürtige Ukrainer, der mit zwei Jahren mit seinen Eltern nach Kanada auswanderte, mit 17 nach Russland zurückkehrte und von 2002 bis 2004 (107 Spiele, 73 Tore) schon einmal in Schweinfurt auflief, schnürt nicht zuletzt aus privaten Gründen seine Schlittschuhe wieder im Icedome.

Frage: Herr Nemirovsky, nicht wenige waren überrascht, dass Sie nach drei Wanderjahren in höherklassigen Ligen nach Schweinfurt in die Bayernliga zurückkehren würden. Was waren die Gründe?

Mikhail Nemirovsky: Ich bin damals nach Hannover in die DEL gewechselt und wollte dort beweisen, dass auch ein Ausländer aus der Oberliga in der höchsten deutschen Liga mithalten kann. Leider kam ich nur im dritten oder vierten Sturm zum Einsatz – und das ist nicht so sehr mein Spiel. Danach war ich in Novosibirsk in der ersten russischen Liga, die damals die beste der Welt war, in Nottingham, Dresden und zuletzt in Crimmitschau in der zweiten Liga. Ich hatte auch vor dieser Saison Angebote von Erstliga-Klubs aus Norwegen, Italien und England. Das wäre sicher lukrativ und interessant gewesen, aber meine Frau, die Schweinfurterin ist, wird Mitte November unser erstes Kind auf die Welt bringen. Sie wollte daher gerne nach Schweinfurt, und ich wollte nicht so weit weg von ihr sein. Außerdem ist Schweinfurt für mich schon ein richtiges Stück Heimat geworden.

Sportlich ist die Rückkehr eher ein Abstieg. Welches Potenzial sehen Sie denn im Team der „Mighty Dogs“, das in der Vorbereitung ja nicht immer überzeugen konnte?

Nemirovsky: Die Vorbereitung ist die eine Sache, die Punkterunde eine völlig andere. Wir haben hart gearbeitet, damit wir fit für eine lange und sicher harte Saison sind. Daher darf man die Testspiele nicht zu hoch bewerten. Wichtig ist, dass wir als Team zusammenfinden.

Was ist aus Ihrer Sicht mit diesem Team möglich in der Bayernliga?

Nemirovsky: Ich sehe uns in jedem Fall als Play-off-Kandidaten. Sollten wir dort weit kommen wollen, bräuchten wir noch ein bis zwei echte Verstärkungen. Aber wenn ich noch in diesem Jahr meinen deutschen Pass bekomme, wird ja die Ausländerposition frei. Vielleicht kann man die dann neu besetzen.

Alle anderen Teams in der Liga wissen um Ihre Qualitäten. Sie gelten als Top-Star der Bayernliga. Haben Sie die Befürchtung, dass man Jagd auf Sie machen wird?

Nemirovsky: Angst habe ich sicher nicht. Körperlich kann ich mich wehren, wenn es nötig ist. Es ist auch nicht so entscheidend, wie viele Tore ich selbst erziele. Viel wichtiger ist, dass ich für meine Mitspieler Räume schaffen kann, wenn sich die gegnerischen Spieler vor allem auf mich konzentrieren. Wobei ich natürlich ganz gerne das ein oder andere Spiel auch allein entscheiden möchte – aber immer geht das natürlich nicht.

Sie haben russische Wurzeln und haben das Eishockeyspielen in Kanada erlernt. Damit vereinen Sie die Spiel-Philosophien der beiden wichtigsten Eishockey-Nationen in sich. Sind Sie nun auf dem Eis eher Kanadier oder Russe?

Nemirovsky: Ich sehe mich zu 70 Prozent als russischer und zu 30 Prozent als kanadischer Spieler. Aber das kann ja jeder selbst einschätzen.

In der Vorbereitung hat so mancher Fan die Galavorstellungen des Mikhail Nemirovsky von einst vermisst. Wie viel von Ihrem Leistungsvermögen haben Sie bisher schon gezeigt?

Nemirovsky: Noch mal – Vorbereitung ist Vorbereitung. Wichtig wird es ab dem 19. Oktober, wenn die Saison beginnt. Und dann wollen wir doch mal gemeinsam schauen, was ich drauf habe . . .

In ihrer ersten Zeit in Schweinfurt sind Sie oft auch dadurch aufgefallen, dass Sie in Keilereien auf dem Eis verstrickt waren, sich oft haben provozieren lassen und viele Strafminuten absitzen mussten. Ist der angehende Familienvater ruhiger geworden?

Nemirovsky: Ich denke schon. Ich mag Raufereien auf dem Eis eigentlich gar nicht und halte sie für unsinnig. Aber wenn es ein Gegner auf meine Gesundheit abgesehen hat, dann muss und werde ich mich wehren – das gehört zum Eishockey dazu. Aber ja, ich bin sicher abgeklärter geworden.

Daten und Fakten

Neuzugang für ERV Schweinfurt Am Donnerstag wurde der 25-jährige Stürmer Andreas Schock verpflichtet. Wie der Verein mitteilt, kommt Schock aus dem Wolfsburger Nachwuchs, spielte dort bei den Amateuren und stand im Bundesliga-Kader der ersten Mannschaft. Zuletzt kam er bei Harz Braunlage in rund 50 Spielen auf 25 Scorer-Punkte. Schock erhält bei den Mighty Dogs vorerst einen Vertrag bis Anfang Dezember.

 
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