
Favorit? Timo Rost, Trainer des Fußball-Regionalligisten SpVgg Bayreuth, nimmt sofort den Namen des ersten Gegners in den anstehenden Regionalliga-Play-offs in den Mund: "Ganz klar: Schweinfurt! Die Nullfünfer sagen selbst, dass sie hoch wollen. Zudem muss man sich nur ihre sehr guten Rahmenbedingungen anschauen und sich vor Augen führen, wie lange sie schon wieder trainieren", erklärt der Ex-Profi (unter anderem 1. FC Nürnberg, VfB Stuttgart und Energie Cottbus) vor dem Gastspiel der Gelb-Schwarzen im Schweinfurter Willy-Sachs-Stadion am Dienstag (19 Uhr). Sein Team bezeichnet der 42-Jährige – zusammen mit Viktoria Aschaffenburg – als "Außenseiter" im Rennen um die Viertliga-Meisterschaft und das Ticket für die Drittliga-Relegation.
Wie kommt's? Da lohnt sich ein Blick in die jüngere Vergangenheit des Traditionsklubs. 2017/18 stand die "Altstadt" nach 36 Spielen mit 38 Zählern auf Platz 17 von 19 und blieb nur in der Regionalliga, weil im Relegationshinspiel gegen den TSV Aubstadt beim 2:2 unter Rosts Vorgänger Josef Albersinger zwei Auswärtstore gelangen – und das Rückspiel 1:1 endete.
Zwangsabstieg wegen finanzieller Probleme
Seitdem hat sich viel getan: Nur noch sieben Spieler aus dem Kader dieser Fast-Abstiegssaison sind im aktuellen Aufgebot, im Winter hat die SpVgg mit dem Bundesliga-erfahrenen Ex-Braunschweiger Jan Washausen und Tim Danhof (FC 05 Schweinfurt) ihr Team noch einmal richtig verstärkt.
Das will Rost, seit September 2018 im Amt, aber nicht so ganz stehenlassen: "Natürlich haben wir eine coole Entwicklung hinter uns. Man muss aber auch sehen, wo wir herkommen. Auch in der vergangenen Saison waren wir mal Letzter." Quasi Letzter waren die Bayreuther übrigens auch bei ihrem bislang letzten Ausflug in die Drittklassigkeit, als sie nach einem zehnten Platz in der Saison 2005/06 infolge finanzieller Probleme keine Lizenz mehr für die Regionalliga Süd erhielten und zurück in die Bayernliga mussten.
Sieben Ex-Schweinfurter im Kader
Ein Kapitel, über das der 145-malige Bundesliga-Akteur Rost nicht gerne spricht, weil er das, "was vor meiner Zeit hier war", nicht bewerten will. Vielmehr konzentriert sich der frühere Mittelfeldmann auf die nahe Zukunft mit ihren Ligapokal- und Regionalliga-Entscheidungsspielen. "Unsere Jungs freuen sich, dass es wieder losgeht und sind heiß auf jedes Spiel." So sehr, dass laut Aussage des Coaches keiner gehen möchte: "Natürlich müssen wir gerade zweigleisig planen und sind im permanenten Austausch mit den Spielern. Wir werden zeitnah bekannt geben, wer bleibt und wer kommt. Dass der Stamm zusammenbleibt, ist für uns natürlich sehr schön."
Mit seinem Stamm hat Rost in der nun abgebrochenen Runde einen Offensivfußball gespielt, der die Oberfranken bis auf Platz drei gehievt hat. Sein Erfolgsrezept? "Ich habe der Mannschaft mit meinem Trainerteam eine neue Spielphilosophie verpasst, die dafür gesorgt hat, dass den Jungs bewusst ist, dass man mit ihr Spiele gewinnt."
Gewinnen wollen Rost und Co., der mit Danhof, Lucas Zahaczewski, Johannes Golla, Philip Messingschlager, Christopher Kracun, Alexander Piller und Stefan Maderer gleich sieben frühere Schweinfurter im Kader hat, auch beim FC 05. Dennoch bremst er die Erwartungen: "Es ist deutlich zu sehen, dass wir brutal hintendran und nicht da sind, wo wir hinsichtlich der Power für so ein Spiel sein müssten." Ob das aber nur Understatement des selbsternannten "Außenseiters" ist, bleibt abzuwarten.