Eigentlich hätte für die Ringer des RSV Schonungen und des TV Unterdürrbach an diesem Wochenende der Auftakt der neuen Saison in der Bayernliga angestanden. Daraus wird nichts. Unterhalb der Bundesliga wird es im Freistaat in diesem Jahr keine Wettkampfsaison geben. Das gab der Bayerische Ringer-Verband (BRV) Ende vergangener Woche bekannt. "Einige Vereine wollten ringen, viele zwangen die Maßnahmen in die Knie", heißt es in der offiziellen Pressemitteilung des BRV. Doch ein Blick hinter die Kulissen verrät auch, dass es am Ende, also kurz vor der Entscheidung des Verbands, ohnehin kaum noch möglich gewesen wäre, eine Saison ins Leben zu rufen.
Ein Mix aus verschiedenen Ligen
Die vorgesehenen Ligeneinteilungen wären nicht zustandegekommen, stattdessen wurden verschiedene Modelle in Betracht gezogen, die mitunter einen wilden Mix aus verschiedenen Klassen ergeben hätten, die in puncto Leistungsniveau, aber auch, was die Entfernungen der jeweiligen Vereine zueinander betrifft, äußerst fragwürdig geworden wären. Von den beiden unterfränkischen Vertretern waren letztlich nur noch die Unterdürrbacher bereit, unter den gegebenen Voraussetzungen am Wettkampfbetrieb teilzunehmen. Schonungen zog kurz vor der Verbandsentscheidung zurück.
"Die Zahlen der Infektionen steigen rasant an und die von den Vereinen erarbeiteten Hygieneschutzmaßnahmen sind leider Makulatur", befindet BRV-Ligenreferent Jens Heinz. Der RSV Schonungen gehörte zu den 26 Mannschaften Bayerns, die im Sommer erklärt hatten, trotz Corona ringen zu wollen, so Marco Greifelt, Trainer des RSV. In der ursprünglichen Einteilung hätten die Schonunger zusammen mit Unterdürrbach in einer Vierergruppe die Saison absolviert. Zwei Teams sprangen aber vor einigen Wochen bereits ab.
"Wir hatten überlegt, den Start in einer anderen Gruppe zu beantragen", berichtet Greifelt. Dann wurden Stadt und Landkreis Schweinfurt zum Corona-Hotspot - und der RSV stellte seine Bemühungen zurück. "Es soll halt dieses Jahr einfach nicht sein. Die Situation gibt es einfach nicht her", sagt Greifelt. Damit ist auch viel Aufwand aus den vergangenen Wochen und Monaten dahin, der im Verein getätigt wurde. Die Sportler bereiteten sich im Training auf die Runde vor, die Hygienemaßnahmen dafür wurden penibel umgesetzt, Konzepte für die Heimkämpfe wurden erarbeitet. Finanziell ist der Verein durch den Ausfall der Wettkampfrunde dennoch nicht bedroht. "Jetzt müssen wir lange warten", sagt der frühere Bundesliga-Ringer und mehrfache deutsche Meister. Die vergangene Saison endete im Dezember 2019.
Ein ähnliches Bild zeichnet sich beim Nachbarn aus Unterdürrbach ab. Die Bereitschaft an der Rundenteilnahme war dort bis zuletzt ungebrochen. Dafür hätte der TVU sogar in Kauf genommen, in einer zusammengewürfelten Gruppe zu kämpfen, in der die Auswärtsfahrten vorwiegend bis in den Münchner Raum geführt hätten. Von den 24 Teams blieben am Schluss nur noch vier übrig. "Eigentlich wäre das Ganze komplett sinnfrei gewesen - ein Wettbewerb, der quer durch alle Ligen geht und ohne jedes sportliche Ziel durchgeführt wird", gesteht aber auch Julian Hemmerich, Trainer des TV Unterdürrbach. "Und dafür hätten wir dann drei Stunden bis München runterfahren müssen, um dort von einem Bundesliga-Absteiger die Fresse vollzubekommen."
"Plan B" in Unterdürrbach
Die anstehende lange Zwangspause im Ringen sieht er besonders im Hinblick auf die Nachwuchsringer als äußerst bedrohlich für seine Abteilung. Dabei spielen vor allem auch Beschränkungen von Gruppengrößen und die allgemeine Durchführung der Trainings mit den Schülern eine Rolle. Der Aufschwung der letzten Zeit könnte durch die Krise zunichte gemacht werden, befürchtet er. "Das wird alles gerade brutal ausgebremst." Auch die Nachwuchsgewinnung fehle derzeit komplett. Als wichtigstes Zugpferd dienten dafür die zuletzt die Heimkämpfe der Männer in der Liga. Außerdem stehe man in direkter Konkurrenz zu anderen Sportarten. "Wenn wir zwei Jahre komplett weg vom Fenster sind, werden wir das merken."
Viele seiner Sportler zeigen sich enttäuscht hinsichtlich der Saisonabsage. Trotzdem betont Hemmerich, dass der Verband alles versucht habe. Als "Plan B" möchten die Unterdürrbacher, wenn es die Pandemielage zulässt, den ein oder anderen Freundschaftskampf organisieren. Da könnten auch die Schonunger wieder ins Spiel kommen, kündigt Hemmerich an.