
Mitten in das Hickhack um den Trainerposten beim Bayernliga-Letzten FC 05 tauchte dieser Tage auch noch kein Geringerer als Werner Lorant in Schweinfurt auf und sorgte für entsprechende Spekulationen. Über die der einstige Meistertrainer des FC 05 und Ex-Bundesligacoach der Münchner Löwen aber nur herzhaft schmunzeln konnte: „Die können mich doch gar nicht bezahlen, und den Bayernliga-Letzten werde ich sicher nicht trainieren.“
Schade, denn der derzeit vereinslose Werner „Beinhart“, wie er ob seiner kernigen Art auch im Umgang mit den Spielern genannt wird, einer der letzten echten Typen, hätte das Feuer entfachen können, das Spieler wie Zuschauer in Schweinfurt zuletzt vermisst haben.
Mit Fußball habe sein Besuch in einem Café am Montag nichts zu tun gehabt, stellte er klar. „Ich war in der Gegend und habe mich mit meinem früheren Geschäftspartner aus alten Schweinfurter Zeiten, Karl-Heinz Christoffel, getroffen“, erklärte der 59-Jährige, der danach gut gelaunt und entspannt auch über glorreiche 05er Jahre zwischen 1986 und der Bayernliga-Meisterschaft 1990 plauderte. „Früher hatten die Gegner Angst, wenn sie nach Schweinfurt gefahren sind, da war nichts zu holen. Was wir damals mit Spielern aus der Region geschafft haben, war einmalig. Wir hatten zwar nicht die besten Fußballer, aber vom Charakter und der Einstellung her die Besten, und die setzen sich durch, so war das schon immer im Fußball.“
Dem Trainer-Dino fielen auf Anhieb Namen wie Häcker, Mauder, Schürer oder Wirsching ein. Letzterer habe es mit seiner Laufstärke bis in die Bundesliga geschafft. „Wir waren damals so stark, weil wir den entscheidenden Schritt mehr gelaufen sind und härter gearbeitet haben. Wenn es daran fehlt, geht es eben in den Keller.“ Diese Art Fußball zu spielen, sei in Schweinfurt schon immer gepflegt worden, davon sollte man nicht abkommen, das wollten die Leute sehen. „Und wenn einer denkt, er wäre ein guter Fußballer, und will nicht laufen, dann gibt's nur eines: Wegschicken, fertig, Ende, Schluss. So habe ich das auch mit Weltklassespielern in Istanbul gemacht.“
„Dass ein Verein aus der Rhön so weit besser steht, da muss ich doch lachen“
Werner Lorant über Großbardorf und Schweinfurt
Der FC 05 Letzter in der Bayernliga, das könne doch nicht sein, meint Werner Lorant, „und dass jetzt ein Verein aus der Rhön so weit besser steht, da muss ich doch lachen.“ Das hätte es bei ihm nicht gegeben. „In Schweinfurt müssen die Besten aus der Region spielen. Nichts gegen Großbardorf, aber ein Traditionsverein wie der FC 05 müsse sich wieder die führende Position erobern. Lorant sieht vor allem die „Herren in der Führung“ in der Pflicht. „Die sollen nicht so viel über Fußball reden, das ist Sache des Trainers, sondern ihre Arbeit machen, das Geld beschaffen und gute entwicklungsfähige Spieler wie damals her holen. Dann geht es wieder aufwärts. Schweinfurt ist doch eine Fußballstadt.“
Dass er zuletzt bei der SpVgg Unterhaching (Zweitliga-Abstieg) und bei zwei türkischen Klubs keine Erfolge hatte, grämt Lorant nicht. „Es kann nicht überall passen. Das muss man akzeptieren, darüber sprechen und reagieren, bevor der Verein in der Scheiße hängt. Trotzdem mögen mich die Leute noch überall.“
Mit fast 60 zieht es ihn demnächst wieder in die Ferne. In Süd-Korea und im Iran leistete er schon gute Aufbauarbeit, bei Nikosia und mit Fenerbahce Istanbul hatte er kurzzeitig Erfolg. „Ins Ausland gehe ich gerne, da hat man als Deutscher einen Bonus, lernt viel Neues, Interessantes.“ Wenn seine Buben aus dem Haus sind, kann sich der Weltenbummler vorstellen, von Oberdorfen im Westen Münchens nach Würzburg zu ziehen, seiner erklärten Lieblingsstadt in Deutschland. Der Niedergang der von ihm betreuten Heidingsfelder schmerzt ihn ebenso wie jener des FC 05 und der Aschaffenburger Viktoria, seinem dritten unterfränkischen Klub in den 90er Jahren. Warum es nach seiner Zeit bei allen Klubs bergab ging, das habe er nie verstanden.
„Schaut, dass ihr nicht absteigt“, wünschte er dem Reporter zum Abschied fast flehentlich.