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Korbball
Was macht eigentlich... Tanja Hammer?
Früher im Stadion oder der Halle erfolgreich – und jetzt? Wie geht es Unterfranken, die den Sport prägten, nach der Karriere? Diese Woche erzählt die ehemalige deutsche Korbball-Meisterin Tanja Hammer (heute Lederer) aus ihrem Leben.
Aus Tanja Hammer wurde Tanja Lederer, aus der Korbballerin eine zweifache Mutter.
Foto: Lederer | Aus Tanja Hammer wurde Tanja Lederer, aus der Korbballerin eine zweifache Mutter.
Michi Bauer
 |  aktualisiert: 11.02.2024 07:08 Uhr

Im Korbball-Sport hat die Korbfrau eine zentrale Bedeutung. Und sie wird als einzige Spielerin vermessen: 1,80 Meter Körpergröße dürfen nicht überschritten werden. Die Schweinfurterin Tanja Hammer war etwas kleiner als dieses Limit, aber sprunggewaltig und mit der Gabe versehen, ein Spiel lesen und lenken zu können. Und so war sie Korbfrau bei der TG 48 Schweinfurt, der in den Achtzigern und Neunzigern, bis kurz nach der Jahrtausendwende wohl besten deutschen Korbball-Mannschaft.

Sie war beteiligt an zahlreichen bayerischen und nationalen Titeln. Erst 2002 beendete die Ausnahme-Korbfrau nach dem Gewinn der 25. Deutschen Meisterschaft durch die TG 48 ihre Karriere – vorübergehend: Denn 2004 wagte sie noch einmal ein überraschendes, kurzzeitiges Comeback in der inzwischen deutlich verjüngten Bundesliga-Mannschaft, ehe endgültig Schluss mit dem aktiven Leistungssport war.

Tanja Lederer, wie sie seit ihrer Eheschließung heißt, lebt heute mit ihrem Mann in Niederbayern, in der Marktgemeine Schwarzach, zwischen Straubing und Deggendorf am Fuße des Bayerischen Waldes. Die 51-Jährige arbeitet als heilpädagogische Förderlehrerin und ist Mutter eines elfjährigen Sohnes sowie einer neunjährigen Tochter.

Frage: Wie haben Sie die Corona-Krise erlebt und mit welchen Erwartungen gehen Sie in die nächsten Monate?

Tanja Lederer: Die Coronazeit war für uns in der Familie total entschleunigend. Zunächst haben wir uns eine Tagesstruktur geschaffen, die mit Schule am Vormittag begann. Der Nachmittag war zur freien Verfügung und der Tag endete mit einem Spieleabend. Die Kinder haben mit Freunden geskypet und dabei lustig Stadt, Land, Fluss gespielt. Wir waren uns als Familie genug, am Land war die Umstellung während des Lockdowns nicht so zu spüren wie in der Stadt. Die Lebensmittelversorgung war gesichert, Spielen konnten wir im Garten. Die Berge des Bayerischen Waldes und die Donau vor unserer Haustür boten jede Menge Freizeitmöglichkeiten mit Wandern, Mountainbiken und Wasserskifahren. Kontaktverbote zu den Omas überbrückten wir mit täglichen Telefonaten, schickten Päckchen und Postkarten. Wir nehmen die Erkenntnis mit, dass weniger manchmal mehr ist. Und die Hoffnung, dass der Mensch nachhaltig über das höchste Gut, die Gesundheit, und den Umgang mit Natur und Tier nachdenkt.

Die Hand am Ball, den Blick beim Gegner: Tanja Hammer im Trikot der TG 48 Schweinfurt und in einer typischen Pose - hier bei der deutschen Meisterschaft 2000 in Weyhe.
Foto: Koch | Die Hand am Ball, den Blick beim Gegner: Tanja Hammer im Trikot der TG 48 Schweinfurt und in einer typischen Pose - hier bei der deutschen Meisterschaft 2000 in Weyhe.
Ihre gegenwärtige Form?

Lederer: Meinen Sie körperlich oder sportlich? Also körperlichwürde ich sagen: leicht abgerundet; und sportlich: auf dem Laufenden.

Für welchen Sport bewegen Sie sich noch?

Lederer: Soweit es die Knochen zulassen, für noch so manches: Alpinski, Langlauf, Wasserski, Tennis, Laufen, Golf, im Urlaub Surfen, Radfahren/Mountainbiken und etwas Wandern.

Und was bewegt Sie?

Lederer: Ganz oft ein Physiotherapeut und meine Kinder. Aber natürlich auch die politischen Ereignisse in der Welt, der Klimawandel und Fremdenhass.

Wofür wären Sie heute gerne noch mal jung?

Lederer: Für all die Dinge, die ich früher gemacht habe, Ballsport in und mit der Mannschaft, welcher ich damals angehören durfte. Zudem, um „Jugendsünden“ wieder zu begehen, Grenzen zu testen, vieles auszuprobieren um frei und ungebunden durch die Welt zu bummeln. Aber auch, um die Welt zu reisen.

Was schätzen Sie am Alter am meisten?

Lederer: Genuss von vielen Dingen sowie die gewissen Freiheiten und Unabhängigkeiten.

Jubel, Trubel, Heiterkeit: Tanja Hammer mit ihren TG-48-Kolleginnen (von links) Susanne Labus und Christine Wehner nach dem Gewinn der deutschen Meisterschaft 2004.
Foto: Marion Wetterich | Jubel, Trubel, Heiterkeit: Tanja Hammer mit ihren TG-48-Kolleginnen (von links) Susanne Labus und Christine Wehner nach dem Gewinn der deutschen Meisterschaft 2004.
In welche Zeit würden Sie mit einer Zeitmaschine reisen und warum?

Lederer: Eigentlich möchte ich im Hier und Jetzt bleiben. So gut ging es uns noch nie. Aber wenn ich zeitreisen müsste, dann würde ich gerne mit der Zeitmaschine in mein Geburtsjahr reisen und das ganze Leben nochmal durchleben, um es bewusster und aus einer anderen Perspektive zu betrachten und vielleicht manches wahrnehmen, das unterging oder nichtig erschien. So erlebe ich eine glückliche Kindheit, die lustige und auch anstrengende Schulzeit, meine Sporterlebnisse mit der Mannschaft, das gute alte Cinema in Schweinfurt mit den vielen alten Bekannten. Ich würde nochmal Menschen treffen, die leider schon verstorben sind, die schönen Urlaube mit und ohne Motorrad in Griechenland erleben, meine Zeit am Schliersee, meine Hochzeit, meine Kinder als Baby. Bis heute, das wäre eine sehr coole Reise.

Ihr Lieblingsort?

Lederer: Daheim, in den Bergen und am Meer.

Was haben Sie vom Leben gelernt?

Lederer: Tue Gutes und schweig. Oder: Der Mensch vergesse Eines nicht, auch Unwägbares hat Gewicht. Und wenn du einmal recht traurig und niedergeschlagen bist, dann denk an Jonathan, der kam sogar aus dem Bauch eines Walfisches wieder heraus.

Und was hat Sie der Sport gelehrt?

Lederer: Das waren mehrere Dinge. Man ist nur so gut wie seine Mannschaft. Einer für alle, alle für einen. Und es gehören mehr zu einer Mannschaft, als nur die, die auf dem Feld und im Vordergrund stehen. Generell: Sport ist mehr, als nur Ertüchtigung.

Bei welchem Thema werden Sie angriffslustig?

Lederer: Beim Thema Schulsystem in Deutschland. Bei Kürzung von Schulsportstunden.

Die Meistermannschaft 2002: Den nationalen Titel holten für die TG 48 Schweinfurt (hinten von links) Karin Schraut, Eva Knaup, Isabell Roos, Eva Wegner, Nicole Bauer, Trainer Egbert Rommel, (vorne) Christine Wehner, Susanne Tennstedt, Tanja Hammer, Co-Trainerin Dagmar Schöller und Susanne Labus.
Foto: Marion Wetterich | Die Meistermannschaft 2002: Den nationalen Titel holten für die TG 48 Schweinfurt (hinten von links) Karin Schraut, Eva Knaup, Isabell Roos, Eva Wegner, Nicole Bauer, Trainer Egbert Rommel, (vorne) Christine Wehner, ...
Und wen oder was würden Sie immer verteidigen?

Lederer: Natürlich meine Familie und Freunde. Aber auch Gerechtigkeit und Ehrlichkeit.

Wie waren die ersten Wochen/Monate nach Ihrem Karriereende in der Familie?

Lederer: Schön ruhig. Ich hatte mehr Zeit für Dinge, die im Terminkalender sonst keinen Platz hatten, oder sportlichen Terminen weichen mussten.

Welchen Moment Ihres Lebens würden Sie gerne noch einmal erleben?

Lederer: So viele, da wäre es schade, wenn ich einen herausheben würde.

Welches sportliche oder menschliche Foul würden Sie gerne rückgängig machen?

Lederer: Fouls geschehen, weil sie im Kampf um etwas, ein Ziel, das einem in diesem Moment wichtig und richtig erscheint, passieren. Wenn, dann möchte ich all die rückgängig machen, die ich unbewusst begangen habe. Denn verletzen wollte ich zu keiner Zeit.

Wenn Sie nicht Sportler geworden wären – was dann?

Lederer: Dann wäre ich vielleicht nicht ganz die geworden, die ich heute bin. Vielleicht eine scheußliche Sängerin oder Eisverkäuferin? Denn als Kind wollte ich immer schon eine Eisdiele haben.

Volle Ränge: Tanja Hammer (links) bei der deutschen Meisterschaft 1997.
Foto: Constanze Knöchel | Volle Ränge: Tanja Hammer (links) bei der deutschen Meisterschaft 1997.
Ihr Lieblingssportler heute?

Lederer: Natürlich meine Kinder. Und all die, die für ihren sauberen und fairen Sport kämpfen. Aus dem Profisport würde ich vielleicht Viktoria Rebensburg, Everybody’s Darling Felix Neureuther, Laura Dahlmeier, Andreas Wolff und Johann Lenz nennen.

Was war das größte Abenteuer Ihres Lebens?

Lederer: Alleine aus Schweinfurt, dem gewohnten und bequemen Umfeld, weg zu ziehen und in den Bergen,. damals am Schliersee neu anzufangen.

Nach wessen Pfeife tanzen Sie heute?

Lederer: (lacht) Das wird nicht ganz verraten, denn mich will eigentlich keiner tanzen sehen. Aber kleiner Hinweis: Ab und zu vielleicht zur Pfeife zweier halbwüchsiger Zwerge, die halb mit dem Blut meiner selbst gefüllt sind.

Worüber haben sie zuletzt gelacht?

Lederer: Über meine Antwort der vorherigen Frage.

Was regt Sie auf?

Lederer: Gschafftlhuberei, Machtbesessenheit, Intoleranz und Lügen. Und wenn bei uns im Winter vor dem Haus kein Schnee liegt.

Am Schliersee: Tanja Hammer auf ihrer ersten Station nach dem Weggang aus Schweinfurt.
Foto: MP | Am Schliersee: Tanja Hammer auf ihrer ersten Station nach dem Weggang aus Schweinfurt.
Wen bewundern Sie – und wofür?

Lederer: Es gibt viele, die ich bewundern kann. Eben die, welche immer im Hintergrund stehen und bedingungslos anderen Menschen helfen. Menschen, die für das Gute kämpfen und selbst auf viel verzichten. All jene, die es nicht gut haben und trotzdem glücklich und zufrieden sind.

Wer oder was macht Sie glücklich?

Lederer: All das, was ich habe: gesunde, lachende Kinder, Familie, Freunde, Berge, Schnee, nette Begegnungen, mit alten Bekannten schöne Erinnerungen austauschen, sich an der Natur und der schönen bayrischen Landschaft erfreuen, wenn ich mit meiner Familie am Sonntagmorgen auf unseren Hausberg, Hirschenstein laufen kann, mit Familie an der Donau bin, im tiefen Schnee und Sonnenschein als erster eine schöne Piste herunterfahren kann.

Und vor welchem Unglück fürchten Sie sich?

Lederer: Vor jedem!

Was möchten Sie noch lernen?

Lederer: Ach, da gäbe es noch viel: vielleicht eine Sprache oder ein Instrument lernen. Manches im Leben leichter zu nehmen, gesund und tolerant alt zu werden, mehr über mich zu lachen, besser zu kochen, besser mit dem Computer umzugehen, Töpfern auf der Scheibe, und vieles mehr.

Was möchten Sie unbedingt noch erleben?

Lederer: Oma oder sogar Uroma werden .

Wovon träumen Sie?

Lederer: Das verrate ich nicht, sonst gehen die Träume ja nicht in Erfüllung.

Beim Wurf: Tanja Hammer (rechts) 1998 im Spiel gegen Grafenrheinfeld.
Foto: Andreas Gary | Beim Wurf: Tanja Hammer (rechts) 1998 im Spiel gegen Grafenrheinfeld.
Welche Botschaft würden Sie (jungen Sportlern) gerne hinterlassen?

Lederer: Seid euren Eltern ein gutes Vorbild an Bewegung, Kraft, Koordination und Ausdauer. Es lohnt sich für eine Sache zu kämpfen oder zu trainieren, den inneren Schweinehund zu überwinden. Und: Der Weg ist das Ziel!. Ich bediene mich zudem der Zeilen von Reinhard Fendrich: Es lebe der Sport, er ist gesund und macht uns hart, er gibt und Kraft er gibt uns Schwung, er ist beliebt bei Alt und Jung! Mein Appell an alle Eltern: Lasst die Kinder sich von klein an viel bewegen, gebt ihnen eine gute und breite Ausbildung, traut ihnen viel zu und habt weniger Angst, sie könnten sich verletzen.

Als wer oder was würden Sie wiedergeboren werden?

Lederer: Keine Ahnung. Zu meinen Kindern sage ich zum Spaß immer, dass ich im nächsten Leben ein Faultier werde, in den Ästen hänge, fresse, schlafe, sie und die Welt von oben beobachte.

Die neue Reihe: Was macht eigentlich . . . ?

Fast jeder in der Region kennt sie – aber kaum einer weiß, was sie heute machen. Früher waren sie erfolgreiche Sportler, Trainer oder Funktionäre. Doch wenn sie nach ihren Karrieren nicht mehr im Scheinwerferlicht der Arenen, Hallen und Stadien stehen und damit im Fokus der Öffentlichkeit, verschwinden sie in der Regel auch aus den Schlagzeilen.
In unserer neuen Reihe „Was macht eigentlich . . . ?“, die in losen Abständen erscheint, haben wir uns auf die Suche gemacht nach Menschen, die den Sport in Unterfranken im vergangenen Jahrhundert oder Jahrzehnt auf irgendeine Weise geprägt haben. Wir haben ihnen allen den gleichen Fragebogen zukommen lassen und sie gebeten, ihn für uns auszufüllen. Darin blicken sie zurück auf ihre Karrieren, verraten, was sie gegenwärtig auch jenseits des Sports bewegt und wovon sie in Zukunft noch träumen.
Sie wollen wissen, was aus einer ehemaligen lokalen Sportgröße geworden ist? Dann schreiben Sie in die Kommentare, über wen Sie gerne mehr erfahren würden. Wir versuchen die Sportler zu kontaktieren um herauszufinden, was sie eigentlich machen.
 
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  • happy01-mfc@web.de
    @master11 - Das ist mir bewusst, ich bin voll in der Materie. Man sollte dies aber zumind. in einem Halbsatz erwähnen.
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  • happy01-mfc@web.de
    Die Maximalgröße für Korbfrauen beträgt 176,0cm +2,0cm Messtoleranz = 178,0
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  • jpensl@t-online.de
    Diese Regelung gibt´s erst seit ein paar Jahren. Vorher war der Grenzwert 180.
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