Früher im Stadion oder der Halle erfolgreich – und jetzt? Wie geht es Unterfranken, die den Sport prägten, nach der Karriere? Diese Woche erzählt der ehemalige Fußball-Profi Ralf Keidel aus seinem Leben.
Michi Bauer
| aktualisiert: 08.02.2024 11:18 Uhr
Seinen höchsten Marktwert hatte er im Jahr 2004: Da spielte Ralf Keidel für Rot-Weiß Oberhausen in der 2. Fußball-Bundesliga und wurde auf 850 000 Euro taxiert. Seinen namhaftesten Klub hatte der ehemalige U-21-Nationalspieler und Olympia-Auswahl-Akteur außerhalb Deutschlands: Völlig überraschend war der heute 43-Jährige im Oktober 1997 quasi über Nacht vom FC 05 Schweinfurt zum englischen Premier-League-Verein Newcastle United gewechselt, wo er die britischen Legenden Kevin Keegan und Kenny Dalglish als Team-Manager und Trainer hatte. Er stand im erweiterten Kader zusammen mit Größen wie Ian Rush und Alan Shearer.
Überhaupt weist die Laufbahn des Defensivspielers einige prominente Klubs auf, nachdem er aus der Jugend des ASV Rimpar zu den Würzburger Kickers, dann in die U 19 der Nullfünfer gewechselt war und nach nur einem Jahr auf die Insel. Obwohl in Newcastle ohne Einsatz in der ersten Mannschaft, zeigte danach der MSV Duisburg Interesse, wo er letztlich fünf Jahre verbrachte und sogar ein internationales Spiel im UI-Cup absolvierte. Über Oberhausen und LR Ahlen ging's dann zum FC 04 Ingolstadt, dem er von 2007 bis 2015 treu blieb und dort auch seine Laufbahn - in den letzten Monaten als Co-Trainer der U 23 - beendete. Insgesamt kam Keidel auf drei Erstliga, 191 Zweitliga-, 27 Drittliga- und zwölf DFB-Pokal-Einsätze.
Der gebürtige Würzburger lebt zusammen mit seiner Frau Daniela sowie den Kindern Felix (17, spielt in der U19 des FC Ingolstadt) und Maya (14) in Bergtheim bei Neuburg an der Donau nahe Ingolstadt. Dort arbeitet er als Facilitymanager ("ich sage Hausmeister") bei FC-04-Sponsor Audi.
Wie erleben Sie die Corona-Krise und mit welchen Erwartungen gehen Sie in die nächsten Monate?
Ralf Keidel: Ich habe die Krise bisher gut überstanden. Das Thema wird uns aber noch länger begleiten.
Ihre gegenwärtige Form?
Keidel: Ich bin Mitglied des Technik-Teams Audi - dafür reicht's.
Für welchen Sport bewegen Sie sich noch?
Keidel: Fußball und Tennis.
Und was bewegt Sie?
Keidel: Mein Auto.
Wofür wären Sie heute gerne noch mal jung?
Keidel: Um die Zeit als Fußball-Profi noch einmal zu erleben.
Was schätzen Sie am Alter am meisten?
Keidel: Dass ich ruhiger und gelassener geworden bin.
In welche Zeit würden Sie mit einer Zeitmaschine reisen und warum?
Keidel: Ins Jahr 2050, um sehen zu können, wie sich die Welt bis dahin weiterentwickelt.
Ihr Lieblingsort?
Keidel: Zu Hause.
Was haben Sie vom Leben gelernt?
Keidel: Dass das Leben kein Ponyhof ist.
Und was hat Sie der Sport gelehrt?
Keidel: Zusammenhalt. Und füreinander einzustehen.
Bei welchem Thema werden Sie angriffslustig?
Keidel: Wenn es mit schwachsinnigen Aktionen gegen mich oder meine Mitmenschen geht.
Und wen oder was würden Sie immer verteidigen?
Keidel: Meine Familie und meine Freunde.
Wie waren die ersten Wochen/Monate nach Ihrem Karriereende in der Familie?
Keidel: Entspannt.
Welchen Moment Ihres Lebens würden Sie gerne noch einmal erleben?
Keidel: Die Geburt meiner Kinder.
Welches sportliche oder menschliche Foul würden Sie gerne rückgängig machen?
Keidel: Die Beleidigungen gegenüber der FC-Bayern-Legende Gerd Müller nach einer Roten Karte.
Wenn Sie nicht Sportler geworden wären – was dann?
Keidel: Handwerker.
Ihr Lieblingssportler heute?
Keidel: Felix Keidel.
Was war das größte Abenteuer Ihres Lebens?
Keidel: Die Zeit beim englischen Premier-League-Club Newcastle United.
Nach wessen Pfeife tanzen Sie heute?
Keidel: Nach der meiner Frau. Aber nicht immer.
Worüber haben sie zuletzt gelacht?
Keidel: Über meine Kinder.
Was regt Sie auf?
Keidel: Die Corona-Krise.
Wen bewundern Sie – und wofür?
Keidel: Meine Frau und zwar für die Betreuung unserer Kinder.
Wer oder was macht Sie glücklich?
Keidel: Familie und Freunde.
Und vor welchem Unglück fürchten Sie sich?
Keidel: Ich fürchte mich vor nichts.
Was möchten Sie noch lernen?
Keidel: In Stress-Situationen die Ruhe zu bewahren.
Was möchten Sie unbedingt noch erleben?
Keidel: Den Wiederaufstieg des FC Ingolstadt in die Zweite Liga.
Wovon träumen Sie?
Keidel: Vom fliegen.
Welche Botschaft würden Sie (jungen Sportlern) gerne hinterlassen?
Keidel: Dass sie fest an ihren Traum glauben sollen.
Als wer oder was würden Sie wiedergeboren werden?
Keidel: Darüber mache ich mir keine Gedanken.
Die neue Reihe: Was macht eigentlich...?
Fast jeder in der Region kennt sie – aber kaum einer weiß, was sie heute machen. Früher waren sie erfolgreiche Sportler, Trainer oder Funktionäre. Doch wenn sie nach ihren Karrieren nicht mehr im Scheinwerferlicht der Arenen, Hallen und Stadien stehen und damit im Fokus der Öffentlichkeit, verschwinden sie in der Regel auch aus den Schlagzeilen.
In unserer neuen Reihe „Was macht eigentlich . . . ?“, die in losen Abständen erscheint, haben wir uns auf die Suche gemacht nach Menschen, die den Sport in Unterfranken im vergangenen Jahrhundert oder Jahrzehnt auf irgendeine Weise geprägt haben. Wir haben ihnen allen den gleichen Fragebogen zukommen lassen und sie gebeten, ihn für uns auszufüllen. Darin blicken sie zurück auf ihre Karrieren, verraten, was sie gegenwärtig auch jenseits des Sports bewegt und wovon sie in Zukunft noch träumen.
Sie wollen wissen, was aus einer ehemaligen lokalen Sportgröße geworden ist? Dann schreiben Sie in die Kommentare, über wen Sie gerne mehr erfahren würden. Wir versuchen, die Sportler zu kontaktieren, um herauszufinden, was sie eigentlich machen.