Hinter der (SG) Castell/Wiesenbronn liegen ereignisreiche Jahre. In der wegen Corona abgebrochenen Saison 2019/21 war die Mannschaft aus dem Landkreis Kitzingen noch in der Kreisliga aktiv, aktuell spielt sie in der A-Klasse. Bis dorthin wurde sie aber nicht etwa sportlich durchgereicht, sondern trat nach jener Kreisliga-Saison freiwillig zwei Etagen tiefer an, um sich zu konsolidieren. Nun hat sich der Verein allerdings daran gemacht, wieder emporzuklettern.
Das klappt in dieser Saison bislang ganz gut. Als Tabellen-Dritter mischt Castell/Wiesenbronn in der A-Klasse Schweinfurt 2 vorne mit und ging entsprechend selbstbewusst ins Verfolgertreffen mit der (SG) Gerolzhofen II/Michelau II, die vor dem Spiel punktgleich den zweiten Platz belegte.
Castell/Wiesenbronn fällt trotz Führung wie ein Kartenhaus zusammen
Dieses Selbstverständnis war im Spiel auch schnell zu sehen. Mit einem Doppelschlag innerhalb von nur einer Minute brachte Jan Kreß seine Farben früh mit 2:0 in Führung (20., 21.). Was jedoch danach passierte, konnte sich Castells spielender Co-Trainer Andreas Herrmann hinterher nur schwer erklären. "Wir hatten sie in der ersten halben Stunde komplett im Sack, haben danach aber keinen Fuß mehr auf den Platz bekommen und sind wie ein Kartenhaus in uns zusammengefallen", sagte der frühere Landesliga-Spieler des TSV Abtswind und von Bayern Kitzingen kopfschüttelnd.
Und dann war da ja noch die Sache mit den Torhütern: Kann passieren, dachten sich wohl noch viele, als Castells Schlussmann Achim Scheufens bei einem harmlosen Rückpass eines Mitspielers über den Ball schlug und dieser zum 1:2 über die Torlinie trudelte (34.).
Doch auch bei den Gegentoren zwei (41.), drei und vier (50., 62.) leisteten sich die Casteller Torhüter – zwischenzeitlich hatte der eigentlich als Feldspieler eingeplante Dominik Bendrien den nach einer Zeitstrafe wegen Meckerns für zehn Minuten pausierenden Scheufens ersetzt – Slapstick-Einlagen. "Ich spiele seit 20 Jahren Fußball. Aber dass man eigentlich nur eine Torchance zulässt und trotzdem 2:4 hinten liegt, habe ich noch nie erlebt", nahm es Herrmann mit Humor.
Beide Mannschaften schauen in der Tabelle eher schüchtern nach oben
Profiteure waren natürlich die Gäste aus Gerolzhofen und Michelau, die noch vor der Pause ausglichen und nach dem Wechsel nur zwölf Minuten für fünf weitere Treffer benötigten. Die für seine Elf glücklichen Umstände wollte Thiemo Barthel, Co-Spielertrainer und Fußball-Abteilungsleiter bei der DJK Michelau, gar nicht verhehlen. Dennoch lobte er auch die eigene Mannschaft: "Wir haben es in Überzahl gut gemacht, das Spielfeld breit gemacht und dann ist es uns eben geglückt, die Tore zu erzielen", lautete sein Resümee.
Die Entwicklung ihrer Teams sehen die Verantwortlichen - unabhängig vom Ergebnis des direkten Duells – positiv, wollen aber keinen Druck erzeugen: "Es macht Spaß mit den Jungs. Die junge Truppe hält zusammen. Wenn es mit dem Aufstieg klappen sollte, wäre das schön. Aber wenn nicht, dann nicht", sagte Michelaus Barthel, und Castells Andreas Herrmann schlug in eine ähnliche Kerbe: "Wir wollen natürlich solange wie möglich oben dabei bleiben, wissen aber auch, wo wir herkommen und wollen uns eigentlich erst einmal im Tabellen-Mittelfeld stabilisieren."
Die Statistik des Spiels
(SG) Castell/Wiesenbronn – (SG) Gerolzhofen II/Michelau II 2:7 (2:2)