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RUDERN
Warme Worte von Thomas Bach für Siegfried Kaidel
Der IOC-Chef verabschiedet mit dem Schweinfurter Vorsitzenden des Deutschen Ruderverbands auch einen Freund. Sportlich geht der Weg hin zu mehr Professionalisierung.
'Danke für die Freundschaft, die ich alle die Jahre mit dir erfahren durfte': IOC-Chef Thomas Bach (links) verabschiedet Siegfried Kaidel beim Deutschen Rudertag in Schweinfurt als Vorsitzenden des Deutschen Ruderverbands.
Foto: : Meinruderbild.de | "Danke für die Freundschaft, die ich alle die Jahre mit dir erfahren durfte": IOC-Chef Thomas Bach (links) verabschiedet Siegfried Kaidel beim Deutschen Rudertag in Schweinfurt als Vorsitzenden des Deutschen ...
Hans Strauß
 |  aktualisiert: 22.10.2021 03:14 Uhr

Verbandstage von Sportverbänden sind häufig pure Abnickveranstaltungen, weil die Delegierten mehrere Wahlebenen durchlaufen haben, bis sie auf der nationalen Ebene dabei sein dürfen, und weil kritische Geister kaum eine Chance haben, durchzukommen. Im Rudern ist das anders.

Der Deutsche Ruderverband (DRV) versteht sich traditionell als "Verband der Vereine", jeder Verein darf Delegierte entsenden und wenn diese ihre Interessen durch Vorhaben der Verbandsspitze gefährdet sehen, dann wird sehr intensiv diskutiert. Und es wird lang. Aus den acht geplanten Stunden für den 65. Deutschen Rudertag am Samstag in Schweinfurt wurden trotz einer straffen Versammlungsleitung und einiger nicht behandelter Anträge so fast neun.

Die führenden Personen in Ehren- und Hauptamt verließen den Saal auf der Maininsel einigermaßen geschafft, aber in guter Stimmung, weil sie fast alle ihre Anliegen personeller und inhaltlicher Art durchgebracht hatten. Nur der für die Position des Vizepräsident Finanzen angetretene Rolf Warnke fiel überraschend durch.

Moritz Petri erhält 94,3 Prozent der Stimmen

Der nach 13 Jahren scheidende DRV-Vorsitzende Siegfried Kaidel (70) durfte seinem ohne Gegenkandidaten angetretenen Nachfolger Moritz Petri (39) zu einem Wahlergebnis von 94,3 Prozent gratulieren. Der Wahl-Münchner, in den letzten Jahren einer der beiden Stellvertreter von Kaidel, erhielt über genehmigte Anträge zudem das Mandat, die Professionalisierung des Verbandes voranzutreiben. Bereits im nächsten Jahr soll bei einem eigens eingeschobenen Rudertag ein hauptamtlicher Vorstand etabliert werden, der das Tagesgeschäft abwickelt. Dem ehrenamtlichen Präsidium würde dann die Kontrollfunktion zukommen.

Im Vorgriff darauf wurde Sportdirektor Mario Woldt bereits jetzt die alleinige Leitung für den Bereich Leistungssport übertragen. Ein Gegenantrag aus Leverkusen, ihn weiter einem ehrenamtlichen Vorstandmitglied zu unterstellen, wurde verworfen.

Dass 87,7 Prozent der Stimmen der 164 Delegierten für das Aufrücken des Sportdirektors ins Präsidium abgegeben wurden, war nach der kontrovers geführten Diskussion überraschend. Doch der neue leitende Bundestrainer Christian Felkel, der lange in Südafrika und Großbritannien arbeitete, hatte in einem Redebeitrag dafür geworben, "dem Hochleistungssport" eine Stimme zu geben.

Woldt ist nun "zuversichtlich, dass wir schnell wieder in die Erfolgsspur zurückfinden und den Ansprüchen gerecht werden können". Bei den Olympischen Spielen war das Abschneiden des mitgliederstärksten Ruderverbandes der Welt immer schwächer geworden, in Tokio sprangen nur noch zwei Silbermedaillen heraus.

Oliver Zeidlers Hoffnungen ruhen auf dem neuen Cheftrainer

Der im Halbfinale von Tokio überraschend gescheiterte Einer-Weltmeister Oliver Zeidler, der Sitzfleisch bewies und seinen Verein DRC Ingolstadt als Delegierter vertrat, sprach sich für ein mehr an den Athleten orientiertes Trainingssystem und weniger "Mauscheleien" bei der Selektion aus. Er setze, sagte Zeidler, große Hoffnungen in den neuen Cheftrainer Felkel.

Der will die Zentralisierung der A-Kader-Athleten, die Zeidler nicht gut findet, aber konsequenter als bisher vorantreiben. Der scheidende Cheftrainer Ralf Holtmeyer, als Achter-Macher zur Legende geworden, blieb in Schweinfurt fern. Nach den Irritationen um Holtmeyers Kritik an Vereinen nach den Spielen in Tokio und einer nötig gewordenen Entschuldigung durch den DRV soll er intern verabschiedet werden.

Laudatio "von Unterfranke zu Unterfranke"

Beim Eröffnungsabend des Rudertages am Freitag hatte es so viele warme Worte für Siegfried Kaidel gegeben, dass dem scheidenden Präsidenten beim Versuch einer Danksagung schlicht die Stimme versagte. Die Krönung für ihn war der Besuch von Thomas Bach.

"Danke für die Freundschaft, die ich all die Jahre mit dir erfahren durfte", hatte der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) aus Tauberbischofsheim, gesagt. Der oft so glatt und hart wirkende IOC-Chef zeigte sich bei seiner Laudatio "von Unterfranke zu Unterfranke" von einer ganz anderen Seite, die viele im Saal angenehm überraschte.

Er dankte Kaidel für dessen Unterstützung in den "nicht einfachen Zeiten" nach der Gründung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), hob seine Fähigkeit zum "Blick über den Tellerrand" und dessen "Gradlinigkeit" hervor und schloss: "Du hast dem Sport Gewicht und Stimme verliehen."

Kaidel nun DRV-Ehrenpräsident

Als persönliches Geschenk überreichte Bach Kaidel eine IOC-Erinnerungsmedaille an die Spiele von Tokio mit der Seriennummer 13 – für die 13 Amtsjahre des Schweinfurters beim DRV. Neben dem IOC-Chef, der vor dem Abendessen wieder aufbrach, erwiesen zahlreiche Präsidenten von befreundeten Sportverbänden und Politiker Kaidel die Ehre. Per Akklamation wurde der Schweinfurter bei seinem Heimspiel zum DRV-Ehrenpräsidenten ernannt.

Redner, die sich kritisch mit seiner Ära auseinandersetzten und Versäumnisse beschrieben, gab es zuvor auch. Der aus Karlstadt kommende Bernd Fleischmann hatte per Grafik sogar einen „Kaidel-Knick“ bei den Olympia-Medaillen ausgemacht und wollte unklare Bereiche in den Bilanzen erkannt haben. Die Bitte des empörten Aschaffenburgers Ludwig Büttner, solche pauschalen Angriffe mit einem starken Beifall zu verurteilen, kam das Plenum lautstark nach.

 
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