"Werner Lorant hat viel intensiver und professioneller gearbeitet als viele Trainer zuvor", erinnert sich Rüdiger Mauder, der zwischen 1981 und 1993 als Verteidiger mehr als 500 Spiele für die 05er gemacht hatte und heute selbst Cheftrainer des Vereins ist. Dazu kam, dass sich mit Ex-Profi Erwin Albert, dem jungen Bernhard Winkler und Jens Schürer seit 1986 eine Mannschaft mit Perspektive zusammen gefunden hatte.
Nach Bayernliga-Platz zwei 1989 ergänzte Werner Lorant die eingespielte Mannschaft nur punktuell. Für Torhüter Udo Mai, der sein Glück als Profi in Wattenscheid versuchte, kam Karl-Heinz Müller vom TSV Lohr. Außerdem wechselte der defensive Mittelfeldmann Werner Göbel vom Ligakontrahenten SV Heidingsfeld zu den Grün-Weißen.
"Unsere Stärke ist, dass wir eine eingespielte Mannschaft haben", prognostizierte Werner Lorant vor der Saison 89/90. Favorit war allerdings 1860 München. Im "Löwen"-Umfeld wurde der Aufstieg in die Zweite Liga fast schon vorausgesetzt. In Schweinfurt war die Rede von einem erneuten Spitzenplatz. Das gelang - und nicht nur das. Der FC 05 startete eine unglaubliche Erfolgserie und blieb in allen 15 Spielen der Hinrunde ungeschlagen.
Als die Schweinfurter im letzten Spiel der Vorrunde im Willy-Sachs-Stadion vor 14 000 Zuschauern die "Löwen" mit 3:0 nach Hause schickten, betrug ihr Vorsprung satte sechs Punkte - wohlgemerkt noch zur Zeit der Zwei-Punkte-Regel. "Wir waren körperlich in einem extrem guten Zustand und der Zusammenhalt war großartig", sagt Mauder.
Das taktische Konzept von Werner Lorant war so schlicht wie erfolgreich. Die Abwehr um Torwart Müller, Libero Oliver Wölfling sowie die Manndecker Schürer und Mauder stand sicher. Im Mittelfeld wirbelte der immer stärker werdende Elmar Drenkard, Rudi Gürtler hielt ihm den Rücken frei. Über die Flügel marschierten Bernd Häcker und Carsten Weiß. Im Sturm traf Bernd Winkler am Fließband. Angriffspartner Erwin Albert fehlte mit Rückenproblemen in der Vorrunde und war erst im Januar '90 wieder am Ball.
Nach einigen schwachen Spielen im März war der Vorsprung auf die Münchener auf drei Punkte geschmolzen, drei Spieltage vor Saisonende machte dann eine 2:3-Niederlage in Amberg aus der Meisterschaft einen Krimi. Im letzten Heimspiel hatten die Grün-Weißen dank eines 60er Ausrutschers in Helmbrechts gegen Vestenbergsgreuth "Matchball", verloren aber durch ein Gegentor in der 87. Minute mit 0:1.
Erst im dramatischen "Endspiel" im Grünwalder Stadion (3:3) holten sich die Schweinfurter den Titel (lesen Sie auch "Ein Spiel für die Ewigkeit"). Lorant hatte sich da schon entschieden, zu Viktoria Aschaffenburg zu wechseln. "Es gibt eine Mär, nach der Lorant ging, weil er vom Vorstand seine gewünschten Neuverpflichtungen nicht bekommen habe. Das ist falsch. Lorant, der selbst nicht an den Aufstieg glaubte, hatte sich aus finanziellen Gründen frühzeitig entschieden", so Galm.
Trotzdem setzten sich die 05er in der Aufstiegsrunde gegen Reutlingen und Rot-Weiß Frankfurt durch und stiegen zusammen mit Mainz in die Zweite Liga auf. 2000 mitgereiste Fans bejubelten am 17. Juni 1990 ein 2:0 in Frankfurt und die Rückkehr in den Profifußball nach 14 Jahren.