
Sie waren lange Zeit feste Größen in der Fußball-Landesliga Nordwest – doch nun haben Nikos Bude und Patrick Helfrich Neuland betreten: Seit Saisonbeginn kicken sie für den FV Niederwerrn/Oberwerrn in der Kreisklasse Schweinfurt 1. Der Start der beiden verlief dort alles andere als verheißungsvoll: Auf ein 1:5 gegen den FC Arnstein folgte ein 1:4 beim TV Oberndorf.
Doch Matthias Fiedler, seit 2017 Trainer des Fusionsvereins, beschwichtigt sofort: "Sicher wollten wir so nicht in die Saison starten, doch das muss sich noch alles finden. Wir hatten am Sonntag gegen Oberndorf sechs Neue auf dem Platz, da ist es nachvollziehbar, dass nicht alles passt." Helfrich und Bude nicken, als sie mit dem Coach vor dem Dienstagstraining im Raum im Obergeschoss der Sporthalle des SV Oberwerrn sitzen. Schnell wird klar, dass sie alles dafür tun wollen, dies zu ändern.
FV-Trainer Matthias Fiedler muss viel ausprobieren
Ganz besonders für Helfrich, der vom FC Fuchsstadt kam und 181 Landesliga-Spiele mit zwei Treffern für Fuchsstadt, den SV Euerbach/Kützberg, die zweite Mannschaft des FC 05 Schweinfurt und die FT Schweinfurt absolviert hat, ist das Abschneiden des Klubs eine Herzensangelegenheit. "Als Oberwerrner habe ich bis zur D-Jugend hier gespielt und es war mir klar, dass ich auch wieder hierherkomme", erklärt er mit einem Lächeln auf den Lippen, "durch eine berufliche Veränderung war es dann die logische Folge, dass ich wechsle. In der Landesliga hat man dreimal pro Woche Training und fährt am Wochenende zweieinhalb Stunden irgendwohin, darauf hatte ich keine Lust mehr".
Als Nikos Bude von den Plänen seines Kumpels erfuhr, der mit seinen 28 Jahren nun auch Co-Trainer ist, musste er nicht lange überlegen und sagte nach 99 Landesliga-Matches (25 Treffer) im Trikot des TSV Unterpleichfeld und des SV aus Euerbach und Kützberg ebenfalls beim FV zu. "Auch ich bin beruflich stärker eingespannt und es gibt nicht die Aussicht, dass das so viel besser wird", erzählt der Fitnessstudio-Inhaber, "deswegen kann ich nicht so oft beim Training sein. Weil ich mit Patrick schon lange befreundet bin, kam das ins Rollen".
Neue Positionen für Nikos Bude und Patrick Helfrich
Ins Rollen kommen soll nun auch das Team, das sich noch in der Findungsphase befindet. "Wir haben allein schon sieben externe Zugänge, da muss man viel ausprobieren und schauen, wer wo spielen kann", erklärt der 50 Jahre alte Trainer, der auch Bude und seinem spielenden Assistenten neue Positionen zugeteilt hat. Der 31-jährige Ex-Unterpleichfelder agiert nun etwas offensiver als "Zehner", Helfrich, der früher Innen- und Außenverteidiger war, ist nun für das defensive Mittelfeld beim Siebten der vergangenen Kreisklassen-Spielzeit zuständig.
Leicht haben es die zwei derweil allerdings nur bedingt – die gegnerischen Trainer sind stets bemüht, die erfahrenen Akteure aus dem Spiel nehmen zu lassen. "Ich bin ein Spieler, der gerne mal den Ball hält, diesbezüglich hat mir der Coach auch schon gesagt, dass ich mich auch mal früher von ihm trennen muss", sagt der Projektleiter Helfrich und lacht. Bude bekam indes schon die Kreisklassen-Härte ab. "Am Wochenende hätte ich mir schon gewünscht, dass der Schiri öfter in seine Pfeife bläst, an sich hatte ich es mir aber schlimmer vorgestellt." Doch sein Grinsen verrät: Auch er nimmt das Ganze mit Humor.
Der nächste FV-Gegner hat auch noch keine Punkte
Wirklich lustig ist die Situation für Fiedler, Helfrich, Bude und Co. allerdings nicht – am Sonntag steht ab 15 Uhr in Oberwerrn das Heimspiel gegen die ebenfalls noch punktlose Truppe aus Sömmersdorf, Obbach und Geldersheim an. "Wir werden versuchen, drei Punkte zu holen. Ich hab mich auch schon mit dem Gegner beschäftigt, was man als Trainer immer machen sollte", meint Fiedler, der von Druck noch nichts wissen will. Stattdessen baut er auf den Teamgeist innerhalb seiner Truppe, mit der er, "wenn die Startelf gefunden ist und die Verletzten zurückkehren", den Anschluss "nach oben" herstellen will.
Dass das klappen kann, davon sind auch Helfrich und Bude überzeugt – nicht nur, weil derzeit im Schnitt 25 Mann zu den Einheiten kommen. "Wir sind hier super aufgenommen worden, der Zusammenhalt passt. Ich habe bei meiner Vorstellung auch gesagt, dass ich kein Spieler bin, der sich am eigenen Sechzehner den Ball schnappt und vorne für unseren Stürmer Oliver Kuhn auflegt, damit er Torschützenkönig wird", verdeutlicht der frühere Verteidiger. Sein Kollege aus dem Mittelfeld nickt. "Der Zusammenhalt ist überragend, wir sind gut zusammengewachsen, müssen das nur noch aufs Feld bringen." Dass das gelingen wird, daran lassen die drei an diesem Dienstagabend keine Zweifel.