Als Lisa Hammer nach zwei Minuten per Stoßwurf über die herauseilende Korbhüterin hinweg zum 1:0 für den VfL Niederwerrn gegen den TSV Eßleben traf, war die Erleichterung bei Mannschaft, Trainern und Publikum mit Händen zu greifen: Da geht was.
Denn der VfL Niederwerrn hat turbulente Tage hinter sich. Rund eine Woche vor dem Spieltag in Waigolshausen hatte der langjährige und erfolgreiche Trainer Stefan Carr diesen Posten abgegeben. "Wir bedauern diesen Schritt sehr. Aber Stefan hatte das Gefühl, dass er die Mannschaft nicht mehr zu 100 Prozent so erreicht, dass sie wieder auf das Niveau der Aufstiegssaison kommt", erklärte der Verein in einer Stellungnahme.
Eßleben mit ungewohnter Abwehr gegen Niederwerrn
"Es gibt bessere Zeitpunkte für einen Trainerwechsel als mitten in der Vorrunde einer ersten Bundesliga-Saison", erklärte Niederwerrns Co-Trainer Michael Müller. "Aber wir versuchen, jetzt das Beste daraus zu machen." Entsprechend griff er zwei Tage nach Carrs Abschied zum Telefonhörer und sprach mit der für ihn "idealen Besetzung in der aktuellen Situation": Stefanie Philipp, Trainerin der Jugend-19 beim VfL. Sie sagte, nach kurzer Bedenkzeit, zu.
Wie wertvoll es ist, dass Philipp die Mannschaft und deren Spielsystem bereits kennt, zeigte sich schon in der ersten Bundesliga-Partie gegen Eßleben. Der TSV musste krankheitsbedingt auf seine Korbhüterin Sophia Schneider verzichten und defensiv umstellen: Die Ersatz-Korbfrau kam entweder den Werferinnen vom Korb aus entgegen oder reihte sich ein in eine Manndeckung. Stefanie Philipp stimmte sich kurz mit ihrer Mannschaft ab und rief das eingeübte Vorgehen gegen diese ungewohnte Form der Abwehr ins Gedächtnis: mit Erfolg.
"Die Mannschaft hat das sehr gut gemacht. Ganz ruhig und souverän darauf reagiert", freute sich die neue Trainerin nach der deutlich mit 12:2 gewonnenen Partie. Insgesamt sechs Spielerinnen, darunter auch Jugendspielerin Leonie Stark bei ihrem Bundesliga-Debüt, hatten sich in die Korbschützinnen-Liste eingetragen.
Zuversicht trotz Niederlage gegen Topteam Bergrheinfeld
Wie gefestigt die Niederwerrner Mannschaft ist, zeigte sie auch im zweiten Spiel. Gegen das Topteam aus Bergrheinfeld ließ sie, abgesehen von einem Weitwurf von Mona Kegel zum Auftakt, lange Zeit keine Gegentreffer zu und überstand selbst eine zweiminütige Unterzahl schadlos. Auch als Bergrheinfeld durch Körbe direkt vor und nach der Pause auf 4:0 erhöhte, hielt Niederwerrn den Druck aufrecht. Und wurde fast dafür belohnt.
Die Niederwerrnerinnen trafen aus der Distanz und bekamen zwei Viermeter zugesprochen. Das konsequent pfeifende Schiedsrichterduo hatte das zu engagierte Heraustreten der TSV-Abwehr auf wurfbereite Spielerinnen am Sechsmeterkreis geahndet. Amelie Worcester verwandelte beide Strafwürfe zum 3:4. Mit der letzten Aktion hatte der VfL die Chance zum Ausgleich, doch der direkt auf Korb geworfene Eckball prallte vom Korbrand ab.
Trotz der knappen Niederlage äußerte sich Stefanie Philipp zuversichtlich: "Wir haben einer starken Mannschaft Paroli geboten. Ich freue mich auf das Rückspiel." Bis dahin will die 47-Jährige, die ihren Bundesliga-Einsatz vorerst als "Projekt" neben ihrem Engagement bei der Jugend-19 sieht, im Training auf spielerische Elemente, Wurfübungen und mehr Kreisspiel setzen, um Punkte gegen den Abstieg zu sammeln. "Wir haben als Aufsteiger nichts zu verlieren. Aber: Die Mannschaft wurde über Jahre gut trainiert. Von dem, was sie kann, passt sie in die Liga."
Korbschützinnen, TSV Eßleben: Lisa Strahl 2, Marie Zöller 1, Ronja Brendler 1. TSV Bergrheinfeld: Hanna Blesch 4, Mona Kegel 4, Emely Neuhauser 3, Larissa Schüll 2, Fiona Hubert 1, Elena Kegel 1. VfL Niederwerrn: Amelie Worcester 4, Lisa Hammer 4, Antonia Stöcker 3, Leonie Stark 2, Chiara Nicklaus 1, Jeanette Englisch 1.