Fußball-Regionalligist gegen deutschen Vizemeister – eigentlich sind die Rollen vor dem Erstrunden-Duell im DFB-Pokal zwischen dem FC 05 Schweinfurt und dem FC Schalke 04 an diesem Freitag im Willy-Sachs-Stadion (ab 20:45 im Liveticker) klar verteilt. Und doch: FC-Trainer Timo Wenzel sieht seine Mannschaft als nicht ganz chancenlos.
„Wir haben uns Gedanken gemacht und uns was dabei gedacht, wie wir auftreten werden. Das wird einige überraschen“, erklärt der 40-Jährige, der die Gelsenkirchener in den Vorbereitungsspielen gegen den französischen Erstligisten SCO Angers (1:0) im Trainingslager und bei der Generalprobe gegen die Italiener vom AC Florenz (3:0) ganz genau unter die Lupe genommen hat. „In beiden Spielen sind sie taktisch gleich aufgetreten. Wir haben den Spielern drei, vier Dinge an die Hand gegeben. Im Training sah's gut aus.“
Klar ist: Das Highlight der noch jungen Saison wollen die 05er, deren Stadion mit 15 060 Zuschauern längst ausverkauft ist, auf gar keinen Fall herschenken – zumal den Profis aus der Kugellagerstadt wieder eine große Bühne geboten wird, auf der sie sich gebührend präsentieren wollen. Dass die Schweinfurter Pokal können, haben sie ja schon in der vergangenen Saison unter Beweis gestellt, als sie zuerst den Zweitligisten SV Sandhausen mit 2:1 aus dem Wettbewerb kegelten, ehe sie mit 0:4 gegen den späteren Pokalsieger Eintracht Frankfurt unterlagen.
„Wenn du auf eine Mannschaft triffst, die schon voll im Saft ist, ist es immer ein bisschen gefährlich“, sagte Schalkes Trainer Domenico Tedesco vor dem Pflichtspieldebüt. „Schweinfurt hat eine gute Struktur und Spieler dabei, die technisch und taktisch gut sind. Im Spaziergang und mit einer Schonhaltung werden wir dort nicht bestehen“, ergänzte der 32 Jahre alte Deutsch-Italiener.
Anders als in der Liga gallig von Anfang an sein
Das magere Liga-1:1 in Augsburg, das Parallelen zum vorangegangenen Auswärtsspiel in Garching aufwies und erneut verschenkte Punkte im engen Kampf um den Aufstieg bedeutete, hat Trainer Wenzel mit seiner Mannschaft aufgearbeitet. „Die erste Halbzeit in der Rosenau hat klar gezeigt, dass es von der Einstellung und der Aggressivität her deutlich besser werden muss. Das haben wir auch schon in der Halbzeit angesprochen und dann besser gemacht“, erinnert sich der frühere Bundesliga-Profi (Stuttgart, Kaiserslautern). „Gegen Schalke musst du einfach von Anfang an gallig sein und den Willen haben, jeden Ball zu gewinnen. Diese Einstellung muss man auch in jedem Training zeigen.“
Im Gegensatz zu seinem Trainer bleibt FC-Torjäger Adam Jabiri ein bisschen zurückhaltender. „Wir wissen natürlich, dass wir der klare Underdog sind, immerhin reden wir hier ja über den deutschen Vizemeister. Wir werden aber mit Sicherheit alles in die Waagschale werfen, was in uns steckt.“ An Schalke hat der 34-Jährige durchweg positive Erinnerungen. Schließlich bestritt er gegen die Königsblauen sein einziges Bundesliga-Spiel, als ihn Ralf Rangnick, damals Trainer der TSG Hoffenheim, beim 0:2 im Januar 2010 für 25 Minuten aufs Feld schickte. „Verloren hab' ich aber trotzdem nicht gern“, schiebt Jabiri grinsend nach, der damals meist für die zweite TSG-Garde in der baden-württembergischen Oberliga auf Torejagd ging.
Ein Unterfangen, das nun im Pokal auch nicht gerade einfach werden wird. Entscheidend wird aber wohl sein, wie lange der FC 05 das Spiel gegen den Champions-League-Teilnehmer offen gestalten kann. „Wenn es gut läuft, sind wir dann gegen Ende auch mal Garching oder Aschaffenburg und stehen hinten drin“, erklärt Wenzel mit einem Lächeln auf den Lippen.
Linksverteidiger Ronny Philp muss passen
Deutlich weniger erfreulich ist die Personallage beim Regionalliga-Dritten: Linksverteidiger Ronny Philp, der auch schon mal gegen Schalke in der Bundesliga spielte, muss wegen einer Sprunggelenkverletzung passen. Sollte sich herausstellen, dass sogar ein Band gerissen ist, droht dem aus Heidenheim gekommenen Neuzugang sogar eine längere Pause. Zudem leidet Ersatztorwart David Paulus an einer leichten Grippe, wird sich aber wohl auf die Bank setzen können.
Die Schalker, denen 3000 Fans nach Unterfranken folgen, müssen auf jeden Fall ohne Yevhen Konoplyanka und Omar Mascarell (beide Muskelfaserriss) sowie Bastian Oczipka (Leisten-Operation) planen. Der Ex-Nürnberger Cedric Teuchert und Amine Harit, die zuletzt angeschlagen waren, werden dabei sein können.