Freundschaftsspiel ESC Haßfurt
All Stars Team Schwarz - Team Weiß
11:11 (5:2, 1:3, 5:6)
Die Verantwortlichen des ESC Haßfurt und ihre vielen Helfer hatten sich wahrlich sehr viel Mühe gegeben, um das Eishockey in Haßfurt zurück zu melden. "Ein Streifzug durch 21 Jahre Eishockey-Geschichte" - so lautete das Motto des Abends. Mangels eigenen Teams hatten die Haßfurter 41 "All-Stars" aus allen Lebens-Phasen des "verschiedenen" ERC an alte Wirkungsstätte zurück geholt.
Und nicht wenigen stand beim überaus professionellen Einlauf - die Namen wurden auf einer eigenen Leinwand präsentiert, die Spieler kamen mit viel Trockennebel und großer Lightshow durch einen schwarzen Vorhang - die ein oder andere Träne in den Augen. Denn die Nostalgie machte machte trotz allem bewusst, wo das Haßfurter Eishockey im Moment steht: am Boden.
Dennoch überwog am Ende der Spaß an einem nicht allzu ernsten Match. So "ahndete" Referee Gerhard Mrachatz die einzige Strafzeit gegen Jiri Sindelar mit fünf Liegestützen. Petr Macek zog irgendwann sein All-Star-Trikot aus und präsentierte nicht nur seine altbekannte Pirouette im Ballett-Röckchen, sondern auch sein altes rotes "Sharks"-Trikot. Der tschechische Publikumsliebling hat nach einem missglückten Ausflug zu Saisonbeginn zu den Flint Generals (USA) inzwischen seine Profi-Karriere beendet, spielt nur noch in der dritten tschechischen Liga und arbeitet in Prag in einer Model- und Werbeagentur. "Ein Traumjob, Fotoshooting mit 300 hübschen Frauen und ich mittendrin", lässt es sich Haßfurts ehemalige Nummer 31 gut gehen.
Stephan Bauer hat ebenfalls den Schläger in die Ecke gestellt und ist seit zwei Jahren als Schiedsrichter aktiv. "Nächstes Jahr werde ich als Linesman in der Oberliga eingesetzt", berichtete der ehemalige Kapitän. "Jetzt bin ich 31, mit 37 will ich Hauptschiedsrichter in der DEL sein." Als einziger Nicht-Ex-ERCler stand nur der aus Selb stammende Ex-Nationalspieler Manfred Ahne auf dem Eis.
Für den größten Nostalgiefaktor sorgten freilich die Topscorer aus ERC-Gründungszeiten, John Jaros (kam im November 1983 an den Main und blieb acht Jahre) und Robert "Bob" Johnson. Beide waren extra über den "großen Teich" gejettet. "Eishockey darf in Haßfurt nicht untergehen", sagte Jaros, dessen Trikot mit der Nummer 22 immer noch in Haßfurt unterm Hallendach hängt. Das von Johnson soll nun hinzu kommen. Die beiden Amerikaner wurden unter großem Jubel als erste Ehrenmitglieder in den neuen ESC aufgenommen. Verlernt haben John (mit 52 der älteste Spieler auf dem Eis) und Bob noch nicht viel, Johnson traf dreimal, Jaros einmal, legte aber auch zweimal auf. Nach unterhaltsamen 60 Minuten hieß es zwischen Weiß und Schwarz 11:11.
Gut möglich, dass der ein oder andere vor allem jüngere Akteur dieser bunten Mischung in der kommendes Saison für die Haßfurt "Hawks" wieder auflaufen wird. "Die ehemalige 1b wird nicht automatisch die neue 1. Mannschaft sein", kündigte die 2. ESC-Vorsitzende Kerstin Gollbach an. Der neue sportliche Leiter Martin Reichert erarbeitet derzeit ein Konzept. "Natürlich kommt das auf unsere finanziellen Möglichkeiten an, aber wir wollen nicht in der Bezirksliga versauern" sagte Gollbach. Angeblich soll sogar Macek angeboten haben, zu helfen. "Wir brauchen ein gutes Team, um Vorbilder für unseren Nachwuchs zu haben. Für die Kinder soll es wieder eine Ehre werden, in die erste Mannschaft zu kommen."
Was allerdings in der Spielzeit 2005/06 machbar ist, das sollen nicht zuletzt die in den nächsten Wochen stattfindenden Sponsorengespräche zeigen. "Unser Ziel ist es auch, in jeder Altersklasse eine eigene Nachwuchsmannschaft zu stellen. Im Moment haben wir aber noch gehörige Lücken." Gut 180 Mitglieder hat der ESC derzeit, "damit sind wir in der Kalkulation", so Gollbach. "Nachdem viele Kinder während der Saison gewechselt sind, hoffen wir, dass nun wieder einige zurück kommen." Fest engagierte Trainer gibt es noch nicht, "doch wir haben mehrere Optionen, sogar jetzt noch aktive Oberliga-Spieler sind im Gespräch". Zuletzt hatten unter anderem Andreas Herrmann und Andreas Vogel den Nachwuchs fit gehalten.
Eine wahrhafte Provinzposse mussten die Haßfurter auch schon überstehen: Nachdem sich die Fans bei der Gründungsversammlung eigentlich für den Beinamen "Devils" (Teufel) ausgesprochen hatten, kam von der Beauftragten für Kirchenfragen im BLSV ein geharnischtes Schreiben, dass auf die moralische Bedenklichkeit dieses Namens hinwies und deutlich aufforderte, die "Teufel" zu Hölle zu schicken. Nachdem sich einige Eltern dieser Meinung anschlossen hatten, wurden diverse Namen (auch "Devils") den Mitgliedern erneut zur Abstimmung vorgelegt. Nun heißt der ESC ganz offiziell "Hawks" (Falken).
Team Schwarz: M. Seuffert (30. Geu-
big) - Sindelar (0 Tore/2 Assists)/Maly
(0/2), Bauer/Schöpplein, Köder (0/1),
Hildenbrand (2/0) - S. Waldvogel
(1/1)/Viernekes (0/2)/Tuomie (2/0),
Postler (1/0)/Herrmann (2/1)/Popek
(0/1), Schüssel (0/2)/M. Waldvogel
(0/1)/Reiser (2/2), Bär (0/1)/A. Seuffert
(0/1)/Fuchs (1/0), Genßler.
Team Weiß: Schwab (30. Lohs) -
Macek (0Tore/3 Assists)/Bendel, Bern-
daner (0/2)/Vogel (0/1), Terhar (0/1)/
Ploss (0/2) - Kratschmer (1/0)/Stieglitz
(0/2)/Moser (2/1), Jaros (1/2)/Johnson
(3/1)/Nadvornik (0/1), Röckelein (1/1)/
Bigam (2/1)/Schätzlein, Ahne (1/0)/
Geus/Cermak (0/2).