Was für eine Abfuhr! Die erste Saison-Niederlage fiel brutal aus für den FC 05. Beim bis dato zu Hause sieglosen FC Pipinsried setzte es für den Meisterschaftsanwärter eine 0:5-(0:2)-Niederlage. Ausgerechnet am letzten Spieltag der Hinrunde rissen damit zwei Serien. Und die Schweinfurter erfuhren gnadenlos, dass sie längst nicht diese Spitzenmannschaft sind, die bei einem Drittletzten mal eben mit ein paar Prozentpunkten weniger auskommt. „Wenn die Spieler das bis jetzt noch nicht kapiert haben, dann jetzt“, spielte Trainer Timo Wenzel darauf an, dass das ein oder andere aus einer schwachen Leistung resultierende Unentschieden wohl nicht diesen Lerneffekt nach sich gezogen hatte.
Rosenheim oder Heimstetten. Nur zwei Beispiele, wo es die Schweinfurter auch schon erwischen hätte können. Weil sie da ebenfalls zu lax zu Werke gegangen waren. „Eine Sache der Einstellung“, wetterte ein 05-Fan, der für sich reklamierte, nicht 300 Kilometer angereist zu sein, um so etwas zu erleben. Seiner nahm sich Kapitän Stefan Kleineheismann nach dem Schlusspfiff ausgiebig an: „Du hast vollkommen Recht. Wir werden den nötigen Arschtritt bekommen. Aber wir machen das ja nicht absichtlich, es geht ja auch um unseren Job.“ Es ehrt den Spielführer, sich der Verantwortung gestellt zu haben. Auf dem Platz hat er sie freilich auch nicht in diesem Maße übernehmen können, reihte sich nahtlos ein in die Vorstellung seiner Neben- und Vorderleute.
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„Auf dem Platz fehlen uns in schwierigen Situationen die Häuptlinge. Spieler, die mit Lautstärke und unmissverständlichen Ansagen lenken können. Wir haben Niemanden, der das verkörpert“, wirkte Wenzel resigniert. Ob Kleineheismann, oder aber Adam Jabiri oder Florian Trinks – selbst Schweinfurter mit höherklassiger Erfahrung fiel auf dem Platz nichts ein, das Ruder herumzureißen. Und so verkraftete die Mannschaft den 0:2-Pausenrückstand durch den Doppelschlag von Kasim Rabihic (42.) und Amar Cekic (43.) nicht, hatte sogar Glück, dass es nicht schon 0:3 stand, weil 05-Keeper Alexander Eiban gegen den völlig freien Rabihic großartig rettete (44.). „Wir haben da komplett als Mannschaft versagt, das war desolat“, wollte Kleineheismann erst gar nichts beschönigen.
Schweinfurter Statisten
Womit auch? Denn das Vorhaben, nach dem Wechsel mit einem schnellen Anschlusstor wieder ins Spiel zu kommen, war schnell zum Scheitern verurteilt. Glück schon, dass Marco Fritscher einen Knecht-Schuss aufs leere Tor noch von der Linie grätschen konnte (54.), doch mit Cekics sattem 16-m-Schuss zum 3:0 (63.) war der Käse gegessen. Wie entfesselt spielten die Pipinsrieder nun auf, ließen sich auch durch Ronny Philps Pfostenschuss (65.) nicht irritieren, fuhren Konter um Konter, begnügten sich aber mit zwei Treffern von Marian Knecht (71., 76.). Zwei Tore taten dem FC 05 besonders weh: Das 1:0, als er mit dem eigenen Trick (kurze Ausführung, durchlassen, Schuss von der Strafraumgrenze) geschlagen wurde; und das 4:0, als Knecht mühelos einfach so an vier Schweinfurtern vorbeilief und sie wie Statisten aussehen ließ.
„Pipinsried war in allen Belangen besser, in allen. Wir sind untergegangen wie die Titanic. Für uns ein Schlag ins Gesicht“, kommentierte Wenzel diese Szenen und auch das ganze Desaster. „So etwas habe ich weder als Spieler noch als Trainer erlebt. Da muss ich erst einmal eine Nacht drüber schlafen“, wollte er die Spieler auf der wenig erquicklichen Busfahrt noch sich selbst überlassen, statt sie mit einer knallharten Analyse zu konfrontieren. „Spätestens nach dem vierten Tor war ich einfach nur sprachlos. Aber lieber einmal so eine Klatsche kriegen, als drei, vier Mal ein 0:1.“ Was sich nach Floskel anhört, kann durchaus Gehalt bekommen: Nämlich dann, wenn die Deutlichkeit dieser Lehrstunde zur Folge hat, dass die Nullfünfer es sich nicht leisten können, einen Gegner geringer zu schätzen als die Mitkonkurrenten an der Spitze.
Das mit der Spitze hatte sich eh fürs Erste erledigt. Mit einem Sieg hätte man nämlich zumindest bis Montagabend, wenn der FC Bayern München II gegen Burghausen spielt, auf Platz eins rücken können. Jetzt ist der FC 05 sogar noch hinter Eichstätt auf Rang drei gerutscht.
Rassistische Beleidigung
Trotz dieser bitteren Erfahrung hatten sich die Schweinfurter aber zumindest menschliche Größe bewahrt. Nachdem ein „Fan“ den Pipinsrieder Auswechselspieler Fadhel Morou rassistisch beleidigt hatte, will zum einen der Verein den Übeltäter zur Rechenschaft ziehen, zum anderen entschuldigte sich Wenzel stellvertretend in der Pressekonferenz: „Von solchen Menschen distanzieren wir uns entschieden.“
Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.