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BASTIANS BEGEGNUNGEN:
Von Buch und Bratpfanne zum Ping-Pong
Schläger, Ball, Netz und Platte: Das braucht's beim Tischtennis.
Foto: Reru | Schläger, Ball, Netz und Platte: Das braucht's beim Tischtennis.
Bastian Reusch
 |  aktualisiert: 21.03.2018 03:02 Uhr

Eigentlich fühlte ich mich aufgrund meiner damals doch steilen Karriere beim allmorgendlichen Rundlauf um die Tischtennisplatte auf dem Schulpausenhof gut auf den Besuch beim TSV Gochsheim vorbereitet. Beim Aufwärmen jedoch wurde ich bereits belehrt, wie limitiert man als Gelegenheitsspieler doch ist. Ich strengte mich jedenfalls an, die mir doch sehr wohlgesonnen servierten Bälle wieder über das Netz zu bringen, was mir jedoch nur mehr oder weniger gelang. Etwas schwieriger wurde das Ganze dann schon, als ich Jochen Baum aus der ersten Männermannschaft bat, mir doch auch ein paar krumme Dinger über das Netz zu spielen.

Die Anzahl der möglichen Schlagtechniken im Tischtennis ist groß. Von Topspin über Unterschnitt, Sidespin, Ballonabwehr bis hin zum Flip oder Konterball ist dem Spieler eine große Zahl an Optionen gegeben. Allerdings auch ein ebenso großes Spektrum an begehbaren Fehlern. Sobald ein wenig Schnitt in den Ball gelegt wurde, war es bei mir aus. Baum sagte zwischendurch sogar an, auf welcher Seite mein Rückschlag ins Aus fliegen würde. Ebenso variantenreich ist die Bauweise des Schlägers, wie Jens Schiffmann weiß, der diese selbst fertigt: „Der Schläger ist die Seele des Spiels. Es gibt viele verschiedene Hölzer, neben den verschiedenen Holzarten, können auch Carbon- Kevlar- oder Glasfaserfurniere verarbeitet werden.“

Man spielte allerdings nicht von Beginn an mit Schlägern. Wieder einmal war das Verlegen des Tennissports auf Tische eine Idee der Engländer. Zunächst als Lawn-Tennis (Rasen-Tennis) bekannt, wurde der Sport aufgrund des berüchtigten englischen Wetters nach innen verlegt, wo Tische als Spielfeld dienten. Als Rückschlagutensilien taugten damals noch Federballschläger, Bücher oder gar Bratpfannen. Die ersten Regeln wurden durch James Gibb 1875 veröffentlicht. Dieser war es auch, der von einer USA-Reise Zelluloid-Bälle mitbrachte. Diese erzeugten das auch heute noch für Tischtennis typische Geräusch, woraufhin 1878 erstmals der Begriff Ping-Pong auftauchte. Im Jahre 1900 entstand in England der erste Verein und nachdem man zunächst Kork, Schmirgelpapier oder Wildschweingewebe auf das Schlägerholz geklebt hatte, erfand E. C. Goode den Gummibelag.

Auch außerhalb Englands verbreitete sich der Sport schnell. 1899 wurde in Deutschland die 1. Berliner Tennis- und Ping-Pong-Gesellschaft gegründet, die heute unter dem Namen Tennis-Borussia Berlin bekannt ist. Bereits 1901 fand in Hamburg-Uhlenhorst das erste deutsche Turnier statt. Zur Entwicklung, wie wir Tischtennis heute kennen, kam es durch die fortschreitende Gründung nationaler und internationaler Verbände. 1925 wurde in Deutschland der Deutsche Tischtennis Bund (DTTB) gegründet, ein Jahr darauf die Internationale Tischtennis Föderation (ITTF). Diese wollte im selben Jahr die erste Europameisterschaft ausrichten, durch Teilnahme einiger indischer Spieler wertete man das Turnier kurzerhand zur Weltmeisterschaft auf. Das erste rein europäische Turnier fand 1958 statt. Wie für jede Sportart bedeutete der Zweite Weltkrieg und die darauffolgende Teilung Deutschlands auch für Tischtennis eine Zäsur. Bis 1958 schickte man gemeinsame Mannschaften zu internationalen Turnieren und trug gesamtdeutsche Meisterschaften aus. Es sollte bis 1990 dauern, bis auch die Bundesligen wieder ein gesamtdeutscher Wettbewerb wurden. So diente Tischtennis als Sport oftmals zur besseren Verständigung respektive zum Spannungsabbau, besonders erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang die sogenannte Ping-Pong-Diplomatie zwischen den USA und China zu Beginn der 70er-Jahre.

Als schneller Sport wird das teilweise als „ein bisschen Ping-Pong“ veralberte Tischtennis unterschätzt. Zwar spielt man lediglich um einen kleinen Tisch, aber kurze, schnelle Bewegungen und das Ausführen eines Schlages mit dem ganzen Körper sind doch sehr fordernd und benötigen eine gewisse Grundfitness, die ebenso wichtig ist, wie eine ausgefeilte Schlagtechnik. Diese verlangt zudem ein geschultes Auge und große Konzentration, da man ständig auf die zumeist angeschnittenen Schläge des Gegenübers reagieren muss, damit der Ball nicht ständig den Spielern an den Nachbarplatten um die Köpfe fliegt. Die Schnelligkeit macht den Sport noch interessanter, aber auch sehr schwierig. Aber welcher Sport ist schon einfach?

 
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