Es war auch sein persönlicher Triumph: „Ich bin dermaßen stolz auf euch, dass ihr dieses scheiß Ding nach Schweinfurt geholt habt“, sprach der Boss vor versammelter Mannschaft, „jetzt sind wir am Anfang. Und wir haben noch lange kein Ende in Sicht“. Genugtuung quoll aus Markus Wolf, als der Präsident des FC 05 Schweinfurt nach dem 1:0-(0:0)-Sieg im Totopokal-Finale beim SV Wacker Burghausen vor seinen Spielern in der Kabine stand.
Der Sieg hievt den Regionalligisten zurück auf die große deutsche Fußballbühne. Der FC 05 steht in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals, wird am Wochenende vom 11. bis 14. August ein Heimspiel gegen einen Bundes- oder einen der 14 besten Zweitligisten der abgelaufenen Saison bestreiten. Wer's wird, wird am 11. Juni ausgelost. Dem Vorsitzenden ist es egal: „Es können alle kommen. Die können alle nach Schweinfurt kommen, wir haben ein Heimspiel in der ersten Runde und da ist alles möglich. Wir haben hoffentlich ein volles Haus und das ist das wichtigste. Dass Schweinfurt wieder im nationalen Fußballgeschäft zurück ist“, sprudelten die Emotionen nur so aus Wolf heraus.
„Bundesligataugliche“ Fans
Sicher auch, weil es sein Verein den vielen Skeptikern gezeigt hat. Was wäre nicht alles gesagt und geschrieben worden, hätten die 05er es nach dem vollen Pokal-Fokus und den vollmundigen Ankündigungen, in der nächsten Saison ganz oben angreifen zu wollen, nicht in die erste Hauptrunde geschafft. Wäre. Wird aber nicht. Weil Schweinfurt nach 15 Jahren wieder DFB-Pokal spielt. Ein emotionaler Schub, der weitreichende Auswirkungen auf die Entwicklung des Vereins haben könnte. Dass den Worten auch Taten folgen, ist den Oberen der Stadt jedenfalls nicht entgangen: Sportreferent Jürgen Montag hatte die gut vierstündige Anreise auf sich genommen und das Endspiel live beobachtet.
Wie gut 250 grün-weiße Fans, die im Gästeblock zeigten, welches Potenzial auch in der Schweinfurter Fan-Szene schlummert. Wenngleich Unverbesserliche die Bühne für Zündeleien nutzten. Vom eingespielten Preisgeld von 120 000 Euro werden also einige Scheine an den Verband wandern.
Auch unschön: enttäuschte Wacker-Fans protestierten nach dem fünften verlorenen Pokalfinale lautstark gegen Burghausens Klubführung, ein Zuschauer sprang gar über den Zaun auf den Rasen, um gleich von einem Dutzend Polizisten wieder heruntergeschleppt zu werden. Es folgten lautstarke Proteste aus dem Wacker-Fanblock, wovor die Beamten mit Pfefferspray-Einsatz drohten, bis sich die Situation beruhigte.
Die Schweinfurter feierten derweil mit den mitgereisten Anhängern. Und die adelte Wolf nicht zu unrecht als „bundesligatauglich“ und „phänomenal. Egal was die Leute immer sagen oder rummotzen, zum Schluss zeigt sich dann doch, dass Fans und Mannschaft und Trainerstab und Vorstandschaft zusammenstehen. Und das ist das Geile am Fußball.“ Selten hatte man Markus Wolf in seiner Amtszeit derart gelöst erlebt.
Klaus kommt in Party-Laune
Dass der Präsident dermaßen glückselig sein durfte, lag an Steffen Krautschneiders Goldenem Tor nach 65. Minuten. Kein unhaltbares. Aus 25 Metern hatte der Schweinfurter Mittelfeldmann draufgehalten und Burghausens Ersatztorwart Miha Tetickovic den Ball durchrutschen lassen – die etatmäßige Nummer eins Alexander Eiban stand nicht im Wacker-Kader, geschweige denn Kasten. Weil Eiban zum FC 05 wechselt. „Den kann man natürlich halten. Aber das ist mir gerade scheißegal, ehrlich gesagt“, so ein „überglücklicher“ Krautschneider.
Eher im Stillen freute sich erstmal der Trainer. „Ich glaube, die Jungs haben sich das Feiern verdient. Ich bin gerade komplett leer und weiß gar nicht, ob ich mitgehe. Da muss ich mal mit meiner Frau sprechen. Aktuell bin ich so leer, ich habe noch keine Motivation dazu. Aber vielleicht kommt die ja noch“, so Gerd Klaus nach Schlusspfiff. Nur: wer den Schweinfurter Trainer kennt, der weiß, dass die Motivation ganz sicher noch gekommen ist. Spätestens im Bus, schließlich ward er an der nächsten Raststätte schon feiernd im Kracun-Trikot gesehen.
Es sei ihm gegönnt. Auch für Klaus war der Pokalsieg, wenngleich er es nie zugeben würde, eine persönliche Genugtuung nach anhaltenden Forderungen nach dem Rausschmiss des 46-Jährigen. „Wir haben den Fokus schon sehr auf den Pokal gelegt und die Liga am Ende hergeschenkt. Wenn das nicht klappt, sind die Leute in Schweinfurt verständlicherweise unzufrieden. Im Nachhinein muss man sagen: zum Glück ist es gut gegangen“. Wolf stand stets hinter seinem Trainer. Und dürfte ihn auch beim geplanten Party-Marathon nicht von der Seite weichen: „Wir feiern jetzt drei Tage durch und versuchen dann, uns wieder zu erholen“, so der Chef. Um seiner Mannschaft lautstark zu versprechen: „Das Ding“ – nämlich der Pokal – „wird die nächsten drei Tage nicht mehr leer, das schwöre ich euch“. Und was der Boss sagt, das wird beim FC 05 Schweinfurt auch gemacht . . .
Die Statistik des Spiels
Toto-Pokal-Finale: SV Wacker Burghausen – FC 05 Schweinfurt 0:1 (0:0)
Burghausen: Tetickovic – Moser, Hofstetter, Rech, Subasic – Burkhard, Knochner, Wächter (70. Popp) – Duhnke, Tsoumou, Kindsvater (81. Bann). Schweinfurt: Paulus – Messingschlager, Janz, Billick, Paul – Haller – Willsch (90. +2 Müller), Fery, Kracun (61. Jelisic), Krautschneider (90. +4 Bechmann) – Jabiri. Zuschauer: 2584. Schiedsrichter: Hartmann (Wangen). Tor: 0:1 Krautschneider (65.).
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