Nein, diesmal wird nicht der Rechenschieber rausgeholt. Für den ist die Rechnerei, die Fußballer in der Region derzeit betreiben, dann doch ein bisschen zu komplex. Taschenrechner? Könnte eine Lösung sein. Doch was nutzt das, was er ausspuckt? Ganz sicher ist man sich da im Nachwuchsleistungszentrum des FC 05 Schweinfurt nämlich nicht. Die U 19 des Regionalligisten, nach Punkten Zweiter in der U-19-Bayernliga Nord, könnte am Ende der derzeit noch unterbrochenen Saison 2020/21 in die A-Jugend-Bundesliga aufsteigen – nach nur vier absolvierten Spielen.
Unter welchen Bedingungen? Da hilft ein Blick in die Statuten des Bayerischen Fußball-Verbands (BFV). Die Jugendordnung des Verbands, zuletzt aktualisiert am 16. April dieses Jahres, besagt in Paragraf 54, der die pandemiebedingten Sonderregelungen enthält: In der Runde, ursprünglich geteilt in zwei "Spielzeiten" Herbst 2020 und Frühjahr 2021, wird unter Umständen die "Tabellenreihung anhand der Quotientenregelung (erspielte Punkte geteilt durch die Anzahl der in Wertung gespielten oder durch ein Sportgericht gewerteten Spiele; gerundet auf zwei Nachkommastellen) ermittelt".
Hernach sollen dann unter anderem die Aufsteiger in die "übergebietlichen" Ligen feststehen – wenn die Herbst-Spielzeit nicht bis zum 31. Juli oder dem Meldetermin für die überregionale Klasse beendet werden kann. Für die Nullfünfer sieht es somit danach aus, als könnten sie am Grünen Tisch in die Bundesliga aufsteigen. Den Quotientenvergleich mit dem punktemäßigen Nord-Ersten Jahn Regensburg (fünf Spiele, drei Siege, neun Punkte; Quotient 1,80) entscheidet Schweinfurt (vier Spiele, drei Siege, neun Punkte; Quotient 2,25) deutlich für sich.
Schweinfurt will in die Bundesliga
Das Problem: Bayern hat nur einen Aufstiegsplatz in Richtung Bundesliga – und pandemiebedingt wurde die sonst eingleisige A-Jugend-Bayernliga geteilt, im Süden steht die SpVgg Unterhaching auf Rang eins. "Da könnte es ein Entscheidungsspiel zwischen Schweinfurt und Unterhaching oder den Losentscheid geben – je nachdem, was die Inzidenzen zulassen", erklärt Bayernliga-Spielleiter Karl Helmberger die weiteren Schritte. Viel mehr ließe sich derzeit noch nicht sagen.
Doch wie plant man nun in Schweinfurt? Marcel Kühlinger, Landesliga-Torjäger der DJK Schwebenried/Schwemmelsbach und kommissarischer Leiter des Schweinfurter Leistungszentrums, muss nicht lange überlegen. "Zweigleisig." Die ersten Unterlagen für die Bundesliga habe der FC 05 schon eingereicht, möchte also ins A-Junioren-Oberhaus, "weil das für die Jungs eine riesen Sache wäre."
Ein neuer Trainer für die A-Jugend
Im Übrigen mit einem neuen Trainer: Edgar Tischner hört auf, ein Anderer wird in der kommenden Runde an der Seitenlinie stehen und das Team coachen, das zum Großteil aus der bisherigen U 17 bestehen wird. "Wir haben uns schon frühzeitig mit dem Ganzen beschäftigt, so dass unsere Planungen doch recht weit und fast abgeschlossen sind. Natürlich ist es ein enormer Unterschied zwischen der Bayern- und der Bundesliga. Aber ich glaube nicht, dass wir uns da verstecken müssen", führt der 23-jährige Kühlinger aus, der einst aus der A-Jugend der Grün-Weißen in den Männerbereich des Ex-Zweitligisten kam.
Das wird nun keinem der scheidenden U-19-Akteure gelingen, sie verlassen den Verein. Aus den Augen verlieren will sie ihr bisheriger Klub nicht, sondern ihre Entwicklung genau verfolgen. "Es ist leider so, dass der Weg bis in den Profikader recht hart ist, so dass wir nun den Ausbildungsverein für andere hochklassige Mannschaften in der Region spielen", gibt Stefan Braungardt unumwunden zu, der an der Niederwerrner Straße als Koordinator für den Leistungsbereich von der U 16 bis zur U 19 zuständig ist. "Es ist aber so, dass wir mit den aufnehmenden Vereinen schon abgesprochen haben, dass sie den Jungs keine Steine in den Weg legen, sollten sie nach einer positiven Entwicklung zu uns zurückkehren wollen – auch wenn es noch keine Kooperationen gibt", führt der frühere Frohnlacher aus, der die Bundesliga-Anforderungen als "durchaus händelbar" ansieht.
"Talente-Training" soll den Jugendlichen helfen
Gegen wen die neuformierte Schweinfurter A-Jugend im Falle des Aufstiegs antreten muss, ist laut BFV-Funktionär Helmberger noch nicht abzusehen. "Es wird wohl keine Absteiger aus den Bundesligen geben. Bayern hat einen Aufstiegsplatz, der besetzt wird. Ganz wasserdicht ist das alles allerdings noch nicht. Die Bundesliga-Regelung liegt noch als Beschlussvorlage beim Präsidium des Deutschen Fußball-Bunds."
Um die Jugendlichen auf höhere Aufgaben vorzubereiten, steht beim FC 05 derweil ein "Talente-Training" an, das sich pandemiebedingt allerdings noch in der Warteschleife befindet. Tobias Strobl, Trainer der ersten Mannschaft, soll die besten Spieler der U 16, U 17 und U 19 zusammen mit seinem Assistenz-Coach Jan Gernlein in Zusatz-Einheiten schleifen.
"So soll die Verzahnung zwischen den Profis und der Jugend weiter vorangetrieben werden", erläutert Gernlein, "wenn die Spieler dann auch wirklich in die Erste wollen, muss man es neben den arbeits-, ausbildungs- oder studientechnischen Begebenheiten ja auch packen, dass man nicht eine ganze Saison lang nur Trainingsgast ist. Das wollen wir unbedingt verhindern – und da ist es derzeit noch sinnvoller, woanders zu spielen. Sinnvoll wäre es aber auch, wenn die U–19 nun in die Bundesliga dürfte. Da gewöhnt man sich ein Jahr eher an ein hohes Tempo." Ob es allerdings so weit kommt, muss – wie so oft derzeit – erst einmal abgewartet werden.