Gegen den FC Bayern München kann man mal verlieren. Das gilt so ziemlich in jeder Sportart. Auch wenn sich Minto Mathew von den Warriors XI, dem neuen Schweinfurter Cricket-Team unter dem Dach der TG 48, auch noch bei der ersten Trainingseinheit nach der Niederlage gegen die Cricket-Abteilung des deutschen Fußball-Rekordmeisters ärgert.
„Wir müssen jetzt unbedingt mal ein Heimspiel gewinnen.“ So exotisch der Sport, bei dem vor allem ein Werfer und der Schlagmann im Fokus stehen, hierzulande daherkommen mag: Im Grunde sind auch die Mechanismen und Selbstverständlichkeiten im Cricket keine anderen als im Fußball oder Handball.
„Wir wollen uns immer verbessern und unsere Ziele erreichen. Nach zwei Siegen zum Saisonauftakt haben wir als Liga-Neuling etwas für Furore gesorgt. Jetzt haben uns die Gegner auf dem Zettel“, erzählt Mathew, der einst als Student nach Schweinfurt gekommen ist, mittlerweile bei einer Firma in Zeil arbeitet und hier heimisch geworden ist.
„Eigentlich wollten wir uns Schnüdel nennen. Aber das Problem war, dass keiner von uns das Wort Schnüdel richtig aussprechen kann.“
Minto Mathew, Teammanager der Warriors
Als „Alteingesessener“ muss er im Team, das aus Studenten und Geflüchteten aus Indien, Pakistan, Bangladesch und Afghanistan besteht, weit mehr als nur die Rolle eines Spielers einnehmen.
Mathew kommentiert die Heimspiele
Abseits des Rasens kümmert er sich um viel Organisatorisches und kommentiert bei den Heimspielen für die Zuschauer das Geschehen auf dem Feld. Schließlich sollen die Leute verstehen, was vor sich geht. Ansonsten würde es nicht viel Sinn ergeben, zuzuschauen, findet der Teammanager der „Warriors“ – also der Krieger. Warum eigentlich der martialische Mannschaftsname? „Ach, das ist eine lustige Geschichte: Eigentlich wollten wir uns Schnüdel nennen, um unsere Verbundenheit zu Schweinfurt zum Ausdruck zu bringen. Aber das Problem war, dass keiner von uns das Wort Schnüdel richtig aussprechen kann.“
Das war es aber schon mit den Verständigungsproblemen innerhalb des Teams, obwohl es eine bunt gemischte Truppe aus vier Nationen ist. Unterhalten wird sich auf Deutsch, Englisch oder Hindi.
Ein wirkliches Thema ist das für Mathew nicht: „Unsere Sprache und unsere Herkunft heißt Cricket.“ Das vereint die jungen Männer, die nun nach längerer Suche mit Unterstützung des ISB Schweinfurt bei der TG Schweinfurt ihre Heimat gefunden haben, um den Sport, der in ihren Heimatländern die unumstrittene Nummer eins ist, endlich auch hier ausüben zu können.
Langer Weg bis zur Wettbewerbs-Teilnahme
Was im Bundesgebiet der Fußball ist, ist besonders in vielen der Commonwealth-Länder Cricket. Spiele können dort bis zu drei, vier Tage andauern. Ein Spielmodus, der selbst einem Cricket-Fanatiker wie Mathew nicht wirklich gefällt. In der Verbandsliga Bayern Nord wird glücklicherweise aber ein anderer Modus gespielt. Dort dauern die Spiele „nur“ etwa vier bis fünf Stunden.
Nach einem Jahr Training nehmen die „Krieger“ seit diesem Frühjahr nun auch endlich an einem Wettbewerb teil. „Das war am Anfang gar nicht einfach. Uns hat komplett die Spielpraxis gefehlt“, versucht Mathew während des Trainings zu erklären. Dort stehen gerade verschiedene Übungen an. Von der Logik her erinnert das an Torschuss- oder Passspiel-Übungen beim Fußball. Zwei Mal in der Woche wird auf dem Sportgelände der TG trainiert.
Für neue Spieler sind Mathew und seine Mitstreiter immer offen. „Wir hätten gerne auch ein paar Deutsche dabei“, sagt er: „Denen bringen wir Cricket bei.“ Was zählt, sind nämlich ohnehin – wie bei jedem anderen Teamsport – Zusammenhalt, Spaß, Trainingsfleiß und der unbedingte Siegeswille. Mit diesen Attributen soll es dann am Samstag ab 11.30 Uhr, beim nächsten Heimspiel am Lindenbrunnenweg gegen Ingolstadt, auch endlich – im dritten Anlauf – mit dem ersten Erfolg vor eigenem Publikum klappen.