Fußballprofi, dieses Wort hat für viele junge Kicker eine magische Anziehungskraft. Wer träumt in seiner Jugendzeit nicht davon, sich mit den Großen zu messen, auf höchstem Niveau, sich selbst im Fernsehen zu entdecken und Autogramme für die Fans zu schreiben. Oft wird dabei übersehen, dass das Profi-Geschäft auch eine andere Seite hat, schnelllebig ist und auch seine eigenen Kinder frisst. Einer, der den Weg in die Bundesliga und von dort aus in ein ganz „normales“ Berufsleben hinter sich gebracht hat, ist Oliver Kröner. Heute ist er Lehrer und Trainer des Landesligisten SV Euerbach/Kützberg.
In Fußball-Unterfranken kennt man ihn: Kröner spielte unter anderem für den FC 05 Schweinfurt (1992-1996, 2011-2012), den Würzburger FV (2000-2001), den FC Sand (2002) und den TSV Großbardorf (2005-2011). 1996 wurde er Profi bei Fortuna Düsseldorf und kam zu seinem Vertrag ein bisschen wie die Mutter zum Kind: „Ich war ja in Schweinfurt schon ein paar Jahre in der ersten Mannschaft aktiv, es kam dann so eine Art Spielervermittler oder Scout nach Schweinfurt, der sich nach jungen Spielern erkundigt hat. Anschließend habe ich beim TSV 1860 München mal ein Probetraining gemacht, bei den Stuttgarter Kickers und in Düsseldorf. Dort habe ich dann in einer Nachwuchsrunde, die parallel zur Bundesliga gelaufen ist, gegen den FC Kaiserslautern gespielt und war scheinbar in den Augen der Beobachter ein ganz Guter, woraufhin ich gefragt wurde, ob ich nicht Interesse hätte. Dann habe ich mir gesagt: Komm, ich probiere es mal.“
Am ersten Spieltag der Bundesligasaison 1996/97 brachte der damalige Fortuna-Coach Alexandar Ristic Kröner auch gleich zu seinem Debüt, wechselte ihn in der 61. Minute ein. Mit 0:3 verloren die Düsseldorfer damals gegen den 1. FC Köln, von der Stimmung im Stadion und der Masse an Zuschauern bekam Kröner allerdings wenig mit: „Das hört sich jetzt natürlich blöd an, aber du bist ja schon unglaublich fokussiert, wenn du da in ein Bundesligaspiel gehst. Da hast du Aufgaben, die du zu erledigen hast und um deren Wichtigkeit du weißt. Man nimmt es wahr, aber erst an dritter oder vierter Stelle.“
Viel gelent von Ristic
Beeindruckt hat den jetzigen Euerbacher Coach vor allem sein damaliger Trainer Ristic: „Das war schon eine Persönlichkeit, charismatisch, sehr reflektiert. Er hat sehr gute Sachen gemacht, wobei der Fußball damals natürlich noch ganz anders war als heute. Beispielsweise hatte man nicht so viel Systemwechsel. Er hatte seinen Stab, also Leute, die das Aufwärmen oder auch das Training geleitet haben, er hat sich dann eingeklinkt und das Drumherum gemanagt.“
Insbesondere sind Trainingsintensität und der Spielvorbereitung bei Kröner im Gedächtnis geblieben, von Lauftrainingslager bis zu tagelangen Taktikschulungen sei alles vertreten gewesen. Schon Ende 1996 war das Abenteuer Profifußball für ihn aber wieder vorbei, pragmatische Gedanken spielten die Hauptrolle: „Ich bin mit 23 da rübergewechselt, was ja relativ spät war. Im ersten halben Jahr lief es eigentlich ganz gut, dann gab es innerhalb des Vereins Querelen zwischen sportlicher Leitung und Vorstandschaft, wodurch Ristic nach der Winterpause kein Trainer mehr war. Teilweise haben diese vereinsinternen Dinge auch Spieler wie mich betroffen, die nicht mehr die große Rolle gespielt haben.“
Danach gab es Anfragen, auch aus dem Ausland, „aber für mich war klar, dass es mir wichtig war, mein begonnenes Studium zu beenden. Fußball kann ich weiterspielen, aber der Job ist – auch heute noch – ganz wichtiger Bestandteil. Wenn man heute Bundes- oder Zweite Liga eine Zeit lang spielt, ist auch klar, dass du ohne Beruf danach nicht weitermachen kannst.“
Immer den Beruf im Blick
So wechselte Kröner also zum SC Weismain in die damalige drittklassige Regionalliga Süd. „Da konnte ich Studium und Sport gut vereinbaren, guten Fußball spielen. Ich wollte nach dem höherklassigen Engagement nicht einfach den Stecker ziehen, noch ein wenig weitermachen. Hätte es vielleicht irgendwie noch einmal geklappt, hätte ich es eventuell ein weiteres Mal probiert“, so Kröner, der kaum Wehmut empfindet und lieber realistisch denkt: „Das ist selbstverständlich reizvoll, aber man muss ja auch im Blick haben, dass es ganz schnell ganz anders laufen kann. Man kann es jahrelang versuchen und es funktioniert halt nicht. Vielleicht war ich auch von der Qualität her nicht gut genug. Wenn ich das alles zusammennehme, war es letztlich für mich schon die richtige Entscheidung und ich bereue nichts, was ich damals gemacht habe, weil es einfach sinnig war.“
Seinen Platz hat Kröner nach längerem Auslandsaufenthalt als Lehrer an einer Middle School in New York schließlich an der Mittelschule in Bad Königshofen gefunden. Fußballerisch ist er beim Landesligisten SV Euerbach/Kützberg als Trainer beheimatet und profitiert von seiner reichhaltigen Erfahrung: „Klar kann ich vieles von meinen Erfahrungen auf die jetzige Situation herunterbrechen und mich da sinnvoll einbringen. Ein Trainer ist ja immer nur ein kleines Mosaiksteinchen unter vielen, die dafür sorgen, dass sich ein Verein überhaupt erst entwickeln kann.“
Ein Rädchen von vielen
Bei aller Alltäglichkeit des Fußballgeschäfts hilft Kröner das Erlebte auch in anderen Momenten: „Man kommt in viele Situationen, in denen man schon einmal war und kann dann ganz anders reagieren. Ich finde auch, dass man in der Landes- oder Bayernliga schon einen gewissen Vorbildcharakter hat und emotional bleiben kann, ohne gewisse Grenzen zu überschreiten.“ Für seinen aktuellen Verein hat Kröner nur lobende Worte übrig: „Man muss schon sagen, dass Euerbach/Kützberg in den vergangenen Jahren auch mit der Außenwahrnehmung schwere Zeiten durchgemacht hat und der Verein das mittlerweile sehr gut macht, vor allem in der Organisation. Man kann auch da an vielen Rädchen drehen, dass es für die Spieler attraktiv wird und vielleicht auch für den ein oder anderen Zuschauer. Es ist schön, dass ich das Team und den Verein sportlich voranbringen kann.“