Gut einen Monat vor dem Beginn eines Reitturniers werden die Hände der Organisatoren immer schwitziger und die Nervosität steigt. Dann nämlich bekommen die Veranstalter die offizielle Meldeliste für ihr anstehendes Event mitgeteilt. Wer ist diesmal am Start? Auf diesen Tag fieberten auch die Pferdefreunde Lindenhof vor ihrem internationale Vielseitigkeitsturnier, das vom 15. bis 18. August in Hambach stattfindet, hin. Wird es wieder mal ein ganz großer Star? Immerhin ging mit Olympiasieger Michael Jung in den letzten Jahren einer der prominentesten der deutschen Reiterszene mehrfach in Hambach an den Start.
Ikone des deutschen Reitsports
Die Messlatte liegt am Lindenhof also nicht gerade niedrig. Um die Veranstalter um Vorstand Gerold Ort zu Jubelstürmen hinzureissen, musste schon einiges passieren. Und doch – es passierte. Als die Pferdefreunde die Liste durchgingen und feststellten, dass mit Ingrid Klimke die erfolgreichste und beliebteste Reiterin des Landes dabei sein wird, war die Freude riesig.
„Keiner ist so verrückt wie sie“, sagte einmal der deutsche Vielseitigkeits-Nationaltrainer Hans Melzer über die „Reitmeisterin“. Klimke ist eine Ikone des deutschen Reitsports, die auch in den kommenden Tagen in Hambach die Blicke auf sich ziehen wird. Die Trophäensammlung Klimkes ist exorbitant. Unter anderem wurde sie zweimal Olympiasieger, genauso oft Weltmeisterin und viermal Europameisterin. Natürlich ist die Ausnahmeathletin, die auch mit ihren 51 Jahren nach wie vor austrainiert und topfit ist, in Hambach die große Favoritin. Erstmals an den Start gehen wird die „Rebellin des deutschen Reitsports“, wie sie gerne betitelt wird, am Freitag bei der internationalen CCI***-Prüfung, ab 12 Uhr.
Ein weiteres Highlight wird die nationale Vielseitigkeitsprüfung Klasse A**, in der Klimke ebenfalls an den Start geht. Die Vielseitigkeit im Reitsport beschreibt im Grunde einen Mehrkampf aus drei Teilprüfungen in Dressur, Springen und Geländeritt. „Die Vielseitigkeit ist die Krönung der Reiterei“, sagt Turnierleiter Gerold Ort: „Der Reiter muss auf einem Pferd alle drei Disziplinen mit den höchsten Anforderungen absolvieren.“
Eine große Rolle nimmt bei dieser Herausforderung für Ross und Reiter auch die Strecke selbst ein. „Die Streckenführung hier in Hambach ist sehr attraktiv und anspruchsvoll,“ erklärt Ort: „Vor allem konditionell sind Pferd und Reiter sehr gefordert. Anders als beispielsweise in Norddeutschland, haben wir ein sehr hügeliges Gelände.“ Geschenkt bekommen die Akteure am Lindenhof nichts. Aber genau deshalb ist das Turnier auch so beliebt. Viele Top-Reiter nutzen das Hambacher Vielseitigkeitsturnier um ihre Pferde auf die ganz großen Wettbewerbe vorzubereiten. Für viele andere Reiter ist es hingegen „der große Traum einmal in Hambach zu gewinnen“, verrät Ort.
Traditionsreicher Wettkampf
Erstmals in Hambach wird dieses Jahr auch der Sieger aus dem Bundeswettkampf der Vielseitigkeitsreiter gekürt, bei dem die besten Amateure der jeweiligen Bundesländer, mit bis zu zwei Teams an den Start gehen. Aus der Region werden sich Antonia und Tim Fürst vom RFV Sulzthal und Philipp Janczewski für den LRFV Dettelbach mit 36 weiteren Reitern aus ganz Deutschland messen. „Wir sind stolz, dass wir gefragt wurden, ob wir den Bundeswettkampf dieses Jahr veranstalten wollen“, so Ort. Dabei handelt es sich um einer der ältesten Reitsportveranstaltungen, dessen Geschichte bis ins Jahr 1924 zurückgeht und nun erstmals Halt in Hambach macht. Die Siegerehrung des Bundeswettkampf wird auch am Sonntag, um 15 Uhr, der gebührende Schlusspunkt der Veranstaltung.
Das internationale Vielseitigkeitsturnier in Hambach, mit über 200 Teilnehmern aus zehn Nationen, beginnt am Donnerstag und endet am Sonntag. Der Eintritt ist an allen Tagen frei. Am Samstagabend findet ein Fränkischer Abend statt. Der Vorverkauf hierfür endet am Samstag um 14 Uhr.