Er ist das Herzstück des Vereins. Der Kunstrasenplatz am Gottesberg, auf dem die Fußballer des SC 1900 Schweinfurt seit 30 Jahren zu Hause sind. Nicht nur legendäre Spiele fanden auf dem künstlich angelegten Grün am Marienbach statt, auch sein 100. Jubiläum beging der Sportclub dort. Doch das Herz hört am Mittwoch das Schlagen auf, wenn die Stadt den Platz endgültig sperrt und anderweitig verwendet. Damit scheint auf lange Sicht auch das Aus für die Grün-Roten besiegelt, die diese Saison mit der Reserve des TV Jahn gemeinsame Sache machen.
Im Winter waren die Verantwortlichen des SC 1900 noch übereingekommen, in Eigenregie den Kunstrasenplatz am Gottesberg nochmals auf Vordermann zu bringen. Die Materialen waren bereits bestellt und geliefert, die Mitglieder hatten ihre Unterstützung zugesichert. Nur die Eigentümerin, die Stadt Schweinfurt, hatte andere Pläne. Denn ab dem 1. August wird das Spielfeld endgültig für den Trainings- und Spielbetrieb gesperrt. Wie es allerdings zukünftig genutzt wird, steht noch nicht fest, aber Fußball wird am Marienbach nicht mehr gespielt. Eine Erneuerung kam aufgrund der fehlenden sportlichen Perspektive und der schlechten Lage nicht in Frage. „Glücklicherweise hatte wir mit den Ausbesserungen noch nicht begonnen. Es wäre letztlich vergebene Liebesmühe gewesen“, sagt SC-Abteilungsleiter Simon Rebstöck.
Damit verlieren die 1900er nicht nur ihren Sportplatz, sondern wohl auch die Existenzgrundlage. Nachdem die Zahl der Mannschaften im Verein in den vergangenen Jahren stetig abgenommen hatten, mussten die Verantwortlichen aufgrund akuter Personalnot für die kommende Saison eine Spielgemeinschaft mit der Reserve des TV Jahn eingehen. Nicht die erste Fusion in der jüngeren Vergangenheit, hatten die Sportclub-Kicker vor acht Jahren doch bereits mit dem VfR koaliert. Nach dessen Insolvenz versuchten es die Rot-Grünen wieder alleine – bis jetzt.
Wie lange allerdings der Sportclub noch im Namen der aktuellen Spielgemeinschaft und damit auf der Schweinfurter Fußballlandkarte zu lesen ist, mag Rebstöck nicht sagen: „Wir haben eine gute Lösung gefunden. Die Vereinbarung ist vorerst über ein Jahr getroffen. Was danach kommt, weiß ich nicht.“ Schließlich stellt sich die Frage, welchen Nutzen eine Mitgliedschaft beim Sportclub hat, wenn die Akteure woanders trainieren und spielen, weil der Verein keinen eigenen Platz mehr hat. Gedanken, die Rebstöck ebenso wie Winfried Rau, SC-Urgestein und ebenfalls Abteilungsleiter, sehr traurig stimmen und enttäuschen, verbinden sie mit dem Kunstrasenplatz doch viele Erinnerungen aus ihrer sportlichen Vergangenheit.
Eine neue Ära startet 1988
Schließlich war Rau, der seit fast 45 Jahren Mitglied beim Sportclub ist, bereits beim Bau des damals revolutionären Kunstrasenspielfelds 1988 dabei: „Der Platz war einmalig in Schweinfurt und es wurde ein großes Tamtam gemacht.“ Er folgte auf einen Sandplatz und bot dem Sportclub eine neue, sehr attraktive sportliche Heimat. Zu jeder Jahreszeit konnte trainiert und gespielt werden. Viele Gegner, besonders aus dem Schweinfurter Umland, betraten Neuland. Die 1900er waren stolz auf „ihren“ Platz. Bis die Stadt nach rund zehn Jahren den Platz anstatt mit Quarzsand mit hellem Sand befüllte. Ein folgenschwerer Fehler, wie sich herausstellen sollte. Der verteilte Sand verdichtete sich und das Wasser lief nicht mehr ab, so dass der Platz stets feucht blieb. Es bildeten sich immer neue Moosschichten, der Platz wurde von Jahr zu Jahr härter.
Dennoch feierten die Sportclub-Kicker immerhin vier Aufstiege am Gottesberg – bei allerdings auch vier Abstiegen. Auch das 100. Jubiläum mit der Austragung der Stadtmeisterschaft wurde zum Highlight. Beinahe hätte es dabei sogar zum Finaleinzug gereicht. Letztlich scheiterten die Gastgeber im Halbfinale.
Manch Favoriten hatte der SC in Ligaspielen zur Verzweiflung gebracht. „Natürlich war es ein Vorteil für uns. Dennoch wurde für A-Klassenverhältnisse meist guter Fußball mit Tempo geboten“, blickt Rebstöck zurück. Viele schöne Momente, zu denen keine weitere hinzukommen werden. Denn das für Sonntag angesetzte Spiel in der A-Klasse 2 gegen den FV Sulzheim/Alitzheim musste aufgrund der Zürcher Kirchweih auf den Jahn-Sportplatz verlegt werden.
Und die Klingenbrunnkirchweih findet dort statt, nicht die Zürcher.