Nun hat auch der BFV das Wort Abbruch in den Mund genommen. Im Nordosten und in Hessen ist man dem bayerischen Verband zuvorgekommen, auch in Baden-Württemberg scheint man einen Schritt weiter - aber immerhin: Nach monatelangem Festhalten an der Fortsetzung des Spielbetriebs und einem Spiel mit der aus dem Fortführen der Saison 2019/20 gewonnen Zeit, hat sich auch Bayerns Fußball-Verband zu einem konkreten, termingebundenen Konzept durchgerungen.
Wenngleich die Frage erlaubt sein muss, warum der BFV nicht längst einen auf Inzidenzentwicklungen basierenden Stufenplan entwickelt hat. Konzept 1 für Stichtag 1, an dem Trainingsbetrieb wieder möglich ist. Konzept 2 für Stichtag 2, Konzept 3 für Stichtag 3 - und so weiter. Auch auf die Gefahr hin, dass überschüssige Konzepte für die Tonne gewesen wären. Jetzt beerdigt so ein Konzept 1 mutmaßlich den ohnehin nur als Verfügungsmasse gedachten Ligapokal unterhalb der Regionalliga. Denn: Wer mag - gleichwohl er unter strengen Hygieneauflagen an der frischen Luft denkbar wäre - an einen bayernweiten, uneingeschränkten Trainingsbetrieb ab dem 18. April glauben, wenn parallel eine neuerliche Ausweitung des Lockdowns beschlossen scheint?
Der 3. Mai als Stichtag für einen möglichen Ligen-Abbruch indes wirkt ein bisschen wie die Spekulation des Verbands auf eine bis dahin erhoffte politische Entscheidung, dass Amateurfußball generell im Mai, vielleicht sogar im Juni nicht erlaubt sein wird. Denn dann wäre man fein raus, müsste sich nicht mit der Frage nach Gerechtigkeit bei Auf- und Abstiegsfragen sowie möglichen juristischen Interventionen vermeintlich benachteiligter Vereine herumschlagen.
Ja, die Gerechtigkeit. Es gibt sie in diesem Fall nicht zu 100 Prozent. Freilich ärgert sich ein Verein, wenn seine Fußballmannschaft Zweiter der Abbruch-Tabelle sowie bester Dinge ist, Meister werden zu können - und letztlich leer ausgeht. Gleiches gilt für ein abstiegsbedrohtes Team, das bei noch zehn zu spielenden Partien nur einen Punkt Rückstand aufs rettende Ufer hat. Nur: Eine ungewöhnliche Situation (Pandemie) erfordert eben eine ungewöhnliche Wertung (Quotientenregel). Und: Wir reden von Amateursport, es geht nicht um Millionen, wenn ein Bezirksligist künftig nicht Landesliga spielen darf, oder in die Kreisliga absteigt. Ein Verein nimmt ob einer verpassten Chance nicht für das nächste halbe Jahrhundert Schaden.
Irgendeine Wertung muss ja erfolgen, und sei es eine, in Bayern ohnehin nicht zur Debatte stehende Nichtwertung per Annullierung der Saison. Selbst da gäbe es Unzufriedene, wie einen um 20 Punkte enteilten Spitzenreiter, der nicht aufstiege. Sich deswegen auf die eigene Situation zugeschneiderte Parallel-Universen zu schaffen, wie es (nicht nur) der SV Seligenporten versucht, ist unseriös. Wer nach einer zu drei Vierteln gespielten Saison oben oder unten rangiert, tut dies nicht zu unrecht. Letztlich sollte deswegen im Sport, mehr noch als zu Corona-Zeiten von der Gesellschaft eingefordert, der Solidaritätsgedanke an allererster Stelle stehen.