"Das war keine Entscheidung gegen Altbessingen", stellt Simon Weißenberger sofort klar. "Aber ich will es mir und meinem Körper einfach noch einmal beweisen." Also greift der 31-jährige ab der neuen Saison noch einmal an - jedenfalls, sobald diese irgendwann mal beginnt, sprich: Wenn Corona und die Maßnahmen der Staatsregierung dagegen das zulassen. Künftig wird Weißenberger also nicht mehr spielender Co-Trainer der DJK Altbessingen in der Bezirksliga sein, sondern in die Landesliga zurückkehren, genauer gesagt zur DJK Schwebenried/Schwemmelsbach, wo er bis 2019 drei Jahre lang bereits sehr erfolgreich gekickt hatte - und wo sie ihn wieder mit offenen Armen aufnehmen.
"Ich nehme dort ja niemandem einen Platz weg", glaubt der Mittelfeldmann. Schließlich bringt er mit seinen 31 Lenzen mit, was den meisten der Schwebenrieder Spielern, die sich selbst passend gerne als "junge Adler" bezeichnen, fehlt: Erfahrung. So wird Weißenberger künftig wohl nicht mehr die Außenbahnen beackern. "Ich sehe mich selbst als klassischer Sechser. Da muss man von hinten heraus das Spiel lesen und lenken können." Starke, spielöffnende Pässe beherrschte Weißenberger schon vor seinem Wechsel nach Altbessingen, auch für Standardsituationen war er häufig zuständig. Aber auch in der Innenverteidigung könnte er sich künftig vorstellen, aufgestellt zu werden.
Nur die Rückkehr zur DJK stand zur Debatte
Dass Weißenberger aus Altbesingen wohl nur in die Schwebenrieder Weißenberger-Arena (benannt nach dem mit Simon nicht verwandten DJK-Sponsor) zurückkehren würde, war klar. "Ich hatte ja die ganze Zeit Kontakt mit Trainer Dominik Schönhöfer und vielen Spielern gehalten. Vor allem mit dem Coach habe ich mich oft ausgetauscht, nicht zuletzt, wenn ich mal Tipps für meine erste Trainerstation brauchte."
Somit bedurfte es also keiner langen Diskussion, ob die DJK Weißenberger wieder aufnehmen würde, "obwohl das keinesfalls selbstverständlich ist, dass einer mit Anfang 30 höherklassig noch einmal eine Chance bekommt." Doch in Schwebenried dürfte Weißenberger mehr oder minder gesetzt sein, "mit meiner Erfahrung und auf meiner Lieblingsposition freue ich ich darauf, den Coach und seinen Co-Trainer Felix Zöller als eine Art verlängerter Arm zu unterstützen."
Die Zeit in Altbessingen möchte Weißenberger aber keinesfalls missen. "Ein großartiger Verein mit einer sehr engagierten Mannschaft, die auch menschlich perfekt passt." Momentan ist sein Spielerpass ja noch in Altbessingen, die Arbeit dort noch nicht beendet - trotz Corona. "Jeden Donnerstag machen wir Cybertraining, da sehen wir uns alle wenigstens per Video mal." Zudem absolvieren die Spieler Dienstag und Samstag jeder für sich Läufe, "das muss man gar nichts vorgeben, das machen sie von selbst." Trotzdem stellte der 31-jährige fest, dass das Dasein als Spielertrainer nicht so ganz ohne ist.
"Ich musste mal beim Spiel gegen Westheim alleine coachen, weil der damalige Trainer Michael Fery verhindert war. Wir lagen plötzlich 1:2 hinten und ich musste mir schon auf dem Feld überlegen, was ich der Mannschaft in der Pause dann mitgebe. Da war ich so mit beschäftigt, dass meine eigene Leistung darunter gelitten hat." Letztendlich appellierte Weißenberger quasi an die Ehre seiner Kicker. "Wir hatten an diesem Wochenende unser größtes Dorffest und ich meinte, es sei wohl schwierig sich dort blicken zu lassen und ein paar Bier zu trinken, wenn wir am Nachmittag verlieren." Das fruchtete, die DJK Altbessingen gewann noch 3:2.
Der Mittelfeldakteur hofft auf weitere Impulse
Dass er in Schwebenried bei Dominik Schönhöfer noch viel über das Trainerdasein lernen kann, spielte auch eine Rolle bei seiner "Zurück-in-die-Zukunft-Überlegung". "Ich sehe mich in ein paar Jahren absolut wieder als Trainer." Doch momentan ist Weißenberger auch froh, ab Sommer ein wenig weniger Verantwortung und Zeitaufwand zu haben, baut er sich doch zur Zeit auch eine Zukunft in der Selbständigkeit auf. Der Wirtschaftswissenschaftler mit Master-Diplom arbeitet als freier Makler für Finanzen und Immobilien, vor allem Baufinanzierung ist sein Metier.
Genauso sattelfest, wie die Finanzierungskonzepte, hofft der 31-jährige auch, dass nun seine Muskeln halten. Denn während seiner ersten Zeit in Schwebenried und Schwemmelsbach musste Weißenberger öfter wegen muskulärer Probleme pausieren. Auch als er vom Bayernligisten Don Bosco Bamberg zur DJK gekommen war, lag eine längere Leidenszeit hinter ihm. "Ich habe gelernt, auf meinen Körper zu hören und besser mit ihm umzugehen." Das beinhaltet einerseits rein Sportliches wie mehr Dehnen und Laufen.
"Ich habe zuletzt schon weit mehr Kilometer gemacht als früher." Zum "Gesamtpaket Körperpflege" gehört aber für ihn auch die Nahrung. "Früher als Student hat man doch eher zum Fertiggericht gegriffen. Nun habe ich meine Ernährung umgestellt, esse gesünder. Viel Salat zum Beispiel." Von dieser Erkenntnis könnten seine Schwebenrieder Mannschaftkameraden künftig doppelt profitieren. Denn neben dem Fußball ist das Kochen Weißenbergers großes Hobby. Wenn es wieder möglich ist, wird bei der DJK sicher wieder die Tradition des Mannschaftsessens nach dem Donnerstagstraining aufgenommen. Weißenbergers Spezialität "Champignoncremesuppe" käme da sicherlich gut an.