"Auf Wiedersehen, auf Wiedersehen!" sangen die gut und gerne 200 bis 300 mitgereisten Schlachtenbummler von Türkiyemspor Schweinfurt in der zweiten Minute der Nachspielzeit der Relegationsbegegnung ihrer Mannschaft in Ettleben in Richtung des Gegners um einen Platz in der Fußball-Kreisliga, der SG Schleerieth. Die Aufstiegsschlacht war entschieden. Schweinfurts wieselflinker Linksaußen Iliasu Salaudeen, der in der Runde schon 21 Mal traf, schloss einen Konter mit einem trockenen Flachschuss ins Tor der Schleeriether zum 2:0 ab. Nach sieben Jahren kehrt Türkiyemspor Schweinfurt nun also in die Kreisliga zurück. Für die Schleeriether ist dagegen Nachsitzen in der Relegation angesagt.
Irgendwie schien es, dass die prächtige und stimmungsvolle Kulisse von knapp 900 Zuschauenden die eine Mannschaft sichtlich hemmte und die andere regelrecht beflügelte. Die Schleeriether gingen in die Partie im keine sieben Kilometer entfernten Ettleben mit ordentlich Rückenwind – nach zuletzt vier Siegen in Folge mit einem imposanten Torverhältnis von 19:2 Toren. Doch am Vatertagsabend kam die Tormaschine nicht ins Rollen. Zwar war die Elf von Trainer Thorsten Büttner über weite Strecken die aktivere und offensiv druckvollere Mannschaft, doch im entscheidenden Moment fehlte immer der richtige Pass oder eben die Abgeklärtheit im Torabschluss. "Meine Spieler waren vor dem Spiel sehr stark fokussiert, ich hatte wirklich ein gutes Gefühl. Trotzdem ist es eben manchmal so, dass es nach hinten losgeht", resümierte Schleerieths Coach.
Türkiyemspor Schweinfurt nutzt die Chancen
Anders sah es aus bei Türkiyemspor. Der Sportverein ging zwar mit einer wenig erbaulichen Bilanz von nur fünf Punkten aus den letzten sechs Kreisklassen-Spieltagen in die Relegation, präsentierte sich dafür dann aber auf den Punkt in bestmöglicher Verfassung. Auf Vorlage von Kapitän Günay Tekerek sorgte Solo-Sturmspitze Abdullah Varli nach etwas mehr einer halben Stunde für die Führung. Nach dem Seitenwechsel gelang es dem Team von Trainer Dogan Durukan, den Vorsprung mitunter souverän zu verteidigen, freilich auch bedingt durch die ungewohnte Schleeriether Ladehemmung. Dank des großen Einsatzes, viel Kampf und Abgeklärtheit durften die Schweinfurter letztlich einen verdienten Erfolg und somit den Aufstieg feiern.
Und wie sie das taten! Das Spielfeld in Ettleben war binnen Sekunden nach Schlusspfiff mit jubelnden und tanzenden Menschen und einigen türkischen Nationalflaggen geflutet. "Die Mannschaft hat sehr gut gekämpft und unsere Fans waren super", sagte Türkiyemspor-Allrounder Harun Afacanoglu. Für den 41-Jährigen war es das letzte Spiel seiner aktiven Karriere. Eigentlich ging er davon aus, dass er noch ein zweites Relegationsspiel dranhängen muss. "Unser Nachteil war eigentlich, dass wir seit zwei Wochen spielfrei und nicht im Rhythmus waren", erklärte er die Befürchtungen im Vorfeld. "Aber der ganze Verein hat an den Aufstieg geglaubt."
Überglücklich war auch Coach Durukan, der daran erinnerte, dass die Mannschaft in der Saison 2019/21 noch gegen den Abstieg in die A-Klasse kämpfte. Jetzt geht es etwas unverhofft nach oben. Für die Kreisliga sieht Durukan den Verein trotzdem gewappnet. Ein paar gute Neuzugänge hat der Verein für die kommende Runde schon unter Dach und Fach gebracht, verriet der Trainer und fügte an: "Wenn wir noch ein, zwei Spieler holen, ist der Klassenerhalt in der Kreisliga zu packen." Für die SG Schleerieth geht es bereits am Dienstag weiter mit dem nächsten Relegationsspiel gegen die DJK Schwebenried/Schwemmelsbach II (18.30 Uhr).