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Volleyball
SG Eltmann: „Es gab keine Alternative“
„Es geht ums Geld und um nichts anderes.“ Damit brachte Peter Knieling, der Vorsitzende der SG Eltmann, bei einer öffentlichen Pressekonferenz vor allerdings nur wenigen Eltmanner Fans auf den Punkt, warum Volleyball im Schatten der Wallburg keine Zukunft gehabt hätte.
Von unserem Mitarbeiter Volker Hensel
 |  aktualisiert: 07.09.2017 19:09 Uhr

Aus der vergangenen Saison waren noch 160 000 Euro Verbindlichkeiten offen geblieben, die nun zur Insolvenz der Volleyball-GmbH geführt hätten. Das Insolvenzverfahren wurde nach Prüfung am 13. August eröffnet. Gründe für die Insolvenz waren vor allem der Ausfall von fest eingeplanten Sponsorengeldern. „Wir haben die Auswirkungen der Wirtschaftskrise voll zu spüren bekommen. Was will man machen, wenn mir einer sagt, 'Soll ich jemanden entlassen, nur dass ich Euch Geld geben kann'“, berichtete Knieling über zahlreiche frustrierende Erlebnisse. Zudem habe man mit vielen kleinen und mittleren Sponsoren nur Handschlagverträge, „die jahrelang immer eingehalten wurden“, betonte der Eltmanner Vorsitzende. „Doch jetzt konnten diese Leute wegen der Krise nicht mehr zahlen. Da ging es meist um kleinere Beträge, vielleicht 5000 Euro. Aber wenn einem da 20 Absagen kommen, ist das auch viel Geld.“

Für die Saison 2010/11 wollten die Eltmanner ihren Etat deshalb deutlich abspecken. 200 000 Euro waren noch geplant. „Trotzdem wären wir mit einer Unterdeckung von 100 000 Euro in die Saison gegangen. Viele Sponsoren haben zwar zugesagt, uns zu unterstützen, aber sie konnten angesichts der Krise nicht sagen wann und mit welchem Betrag.“ Das, so Knieling, sei ihm zu unsicher gewesen, vor allem, weil er persönlich hätte haften müssen. Außerdem habe er bereits aus der eigenen Tasche für Trainer Mark Lebedew ein Auto gekauft, das diesem laut Vertrag zustand. Ein letzter Rettungsversich mit einem Privatdarlehen von Karl Wagner, Inhaber der Eschenbacher Privatbrauerei, scheiterte an entsprechenden Sicherheiten. „Es ging in Eltmann nicht mehr. Um Bundesliga-Volleyball in der Region halten zu können, haben wir uns entschlossen die Lizenz nach Bamberg abzugeben“, sagt Knieling. Dort sei Volleyball bei den neuen Machern Patrick Loos und Jochen Hauke „in guten Händen.“

Zweite Liga keine Option

Auch Eltmanns Urgestein Rolf Werner, Gründer der Volleyball-Abteilung, sagte, dass es „keine Alternative“ gegeben hätte. „Gerade für mich war das emotional ein schwerer Schritt. Weil es ja mein Baby war. Aber wenn die einzige Chance für das Baby zu überleben ist, dass man es gehen lässt, dann muss man als verantwortungsvolle Eltern loslassen.“ Ein Rückzug in die 2. Bundesliga sei nicht möglich gewesen. Die Schulden wären geblieben, die Sponsoren noch weniger. Zudem hätte der Rückzug schon vor der Beantragung der neuen Lizenz im Frühjahr geschehen müssen. Die andere Alternative wäre gewesen das Team bis zum 30.6. aus der Bundesliga abzumelden. Dass hätte aber eine Strafe von 16 000 Euro nach sich gezogen, zudem wäre Eltmann für die Bundesliga Jahre gesperrt gewesen und hätte auch nur in der Bayernliga weiter machen können. Dieser Stichtag sei auch der Grund gewesen, warum die schon vereinbarte Kooperation mit dem neuen VC Franken im Nachwuchsbereich geplatzt sei. Man habe eine Zusagen von der DVL für die Kooperation gehabt, die sei aber einen Tag vor dem Stichtag revidiert worden. Knieling, der damals in Urlaub war, stimmte dann in Windeseile dem jetzigen Modell zu, wonach die VG Bamberg mit dem VC Franken koopiert, „um Volleyball in Franken zu retten.“ Noch hoffen die Eltmanner trotzdem an der Kooperation mit den Profis teilhaben zu können. Am Montag soll es Verhandlungen mit der VG Bamberg geben, inwieweit die Wallburgstädter doch noch ins Boot geholt werden könnten.

„Wenn die einzige Chance für das Baby zu überleben ist, dass man es gehen lässt, dann muss man als verantwortungsvolle Eltern loslassen.“

Rolf Werner

Wie es nun in Eltmann weiter geht, ist offen. In der neuen Saison sollen alle gemeldeten Teams von der Bayernliga abwärts auch antreten. Der Spielbetrieb ist gesichert, da aus Bamberg zwei Jahre lang ein fünfstelliger Betrag an Eltmann fließt als eine Art Ablöse für die Lizenz, so Knieling.

Doch über die Ziele und Zukunft des Volleyballs und der neuen ersten Mannschaft in der Bayernliga wurde noch nichts gesagt. „Wir werden kleinere Brötchen backen müssen.“ Wie das Team aussiegt und wer es trainiert, ist offen. Im Gespräch als Coach sind auch ehemalige Eltmanner Bundesliga-Spieler. Sichere Abgänge sind Lutz Gerling (des Studiums wegen zurück nach Nittenau) und Oliver Bauer (bat um die Freigabe, neuer Verein unbekannt). Einen neuen Verein hat Eltmanns Bundesliga-Kapitän Andras Geiger. Der Ungar wechselt mit Lukas Bauer zum deutschen Meister VfB Friedrichshafen. Alle Schul- und Kindergartenprojekte sollen weiter geführt werden, aus finanziellen Gründen künftig aber ohne die drei FSJ-Stellen (Freiwilliges Soziales Jahr).

Vom VC Franken war bei der PK Jochen Hauke zugegen. Er erklärte, man werde Fanbusse zur Bamberger JAKO-Arena anbieten und erwäge sogar „mal ein Spiel in Eltmann auszutragen.“ Das sei davon abhängig, ob sich die derzeit noch schlechte Stimmung in Eltmann verbessere.

 
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