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Schleerieth
Schleerieth ist bereit für das Highlight der Vereinsgeschichte
Wenn der Kreisklassist am Samstag auf den Bayernligisten Würzburger FV trifft, steht der Genuss und die leise Hoffnung auf ein Elfmeterschießen im Vordergrund.
Die stolzen Pokal-Kreissieger der SG Schleerieth. Von links: Karl-Heinz Seibold (1. Vorsitzender), Mannschaftskapitän Simon Pfeuffer, Trainer Thomas Pfeuffer und Abteilungsleiter Martin Rettner.
Foto: Steffen Krapf | Die stolzen Pokal-Kreissieger der SG Schleerieth. Von links: Karl-Heinz Seibold (1. Vorsitzender), Mannschaftskapitän Simon Pfeuffer, Trainer Thomas Pfeuffer und Abteilungsleiter Martin Rettner.
Steffen Krapf
 |  aktualisiert: 08.02.2024 16:55 Uhr

Wenn das "Spiel des Lebens" inmitten der Corona-Pandemie fällt, ist das vielleicht nicht das allerbeste Timing. Thomas Pfeuffer, Trainer der SG Schleerieth, predigt trotzdem seit Tagen auf seine Spieler ein, das anstehende "Highlight der Vereinsgeschichte" am Samstagnachmittag in vollen Zügen zu genießen. Der Kreisklassist aus dem 400-Seelen-Ort empfängt als amtierender Schweinfurter Kreissieger den Bayernligisten Würzburger FV in der ersten Runde des Toto-Pokals.

Die Schleeriether sind als Neuntligist der niedrigklassigste Teilnehmer im Wettbewerb. Dass die Mannschaftskasse geplündert werden musste, um sich selbst für 140 Euro einen Pokal zu erstellen, da der Verband im Corona-Jahr Kosten sparen wollte, ist dabei eine skurrile Randgeschichte.

Ehrgeiz stieg von Runde zu Runde

Hinter dem Klub liegt ein verrücktes Pokal-Jahr 2019/20. "Anfangs dachten wir uns nicht viel dabei, aber von Runde zu Runde ist der Ehrgeiz in der Mannschaft gestiegen", erzählt Mannschaftskapitän Simon Pfeuffer. Die ersten beiden Hürden, mit der Kreisklasse-Konkurrenz Türkiyemspor (4:0) und Grafenrheinfeld (4:0), wurden locker übersprungen. Ab Runde drei begann dann aber der "Thrill", an den sich die Schleeriether irgendwann richtig ergötzten. Gegen den Kreisligisten DJK Wülfershausen/Burghausen glich Jan Ludwig kurz vor Schluss aus. Im Elfmeterschießen zeigte die SG dann die besseren Nerven.

Außergewöhnlich wurden die Leistungen der SG-ler dann ab der vierten Runde. Schleerieth entwickelte sich zum Favoritenschreck. Erst wurde das Bezirksliga-Spitzenteam des TSV Forst mit 4:1 geschlagen, eine Runde später war mit der DJK Hirschfeld (2:1) der nächste Siebtligist fällig.

Keeper avanciert zum Pokalhelden

"Wenn du schon einmal im Halbfinale bist, willst du natürlich auch das Finale erreichen", blickt Coach Thomas Pfeuffer zurück. Dort wurde es im Duell mit Kreisligist SV Sömmersdorf/Obbach/Geldersheim am Tag der deutschen Einheit 2019 hochdramatisch. Wieder mal war es Ludwig, der sein Team mit einem Treffer kurz vor Schluss ins Elfmeterschießen rettete. Acht erfolgreiche Schleeriether Schützen später war der Finaleinzug für die SG perfekt.

Und dann kam Corona und machte dem Verein ein Jahr vor dem 50. Jubiläum scheinbar einen Strich durch die Rechnung. Das für Frühjahr 2020 angesetzte Finale lag erst einmal auf Eis. "Wir wussten gar nicht wann und ob es überhaupt weitergeht", erzählt Pfeuffer. Selbst ein Abbruch des Pokal-Wettbewerbs war ein denkbares Szenario. Soweit kam es dann aber doch nicht. Vor zwei Wochen wurde das Endspiel um den Kreispokal doch noch ausgetragen. Natürlich wieder mit der gehörigen Portion Drama und der am Ende schon pokaltypischen Schleeriether Kaltschnäuzigkeit.

"Vielleicht tritt ja doch dieses eine Prozent ein."
Martin Rettner, Abteilungsleiter SG Schleerieth

Einen zwischenzeitlichen 0:2-Rückstand gegen den klassenhöheren SV Hofheim wurde bei strömenden Regen in ein 3:2 gedreht, ehe die Gäste aus den Haßbergen in der Nachspielzeit zum 3:3 ausglichen. Im Elfmeterschießen avancierte einmal mehr SG-Schlussmann Nico Treutlein zum Pokalhelden, der, nachdem er den zweiten Elfer der Gäste hielt, sich selbst den Ball schnappte, zum 2:0 verwandelte und anschließend sofort den nächsten Elfer parierte.

"So stelle ich mir eine Mannschaft vor", zeigt sich Karl-Heinz Seibold, erster Vorsitzender des Vereins, sichtlich stolz: "Die Moral und Einstellung ist bei uns überragend." Die Partie gegen den vier Klassen höher spielenden WFV bezeichnen die Schleeriether als "Freispiel". "So etwas hatten wir noch nie in unserer Vereinsgeschichte", betont Seibold. Abteilungsleiter Martin Rettner schätzt die Chancen auf eine Pokalsensation auf nur ein Prozent ein. "Der WFV war das Wunschlos der Mannschaft", ergänzt Seibold. "Wir wollen uns nicht abschlachten lassen und den Zuschauern eine attraktive Partie bieten", kündigt SG-Captain Simon Pfeuffer an.

200 Zuschauer zugelassen

200 Zuschauer sind zugelassen, rund die Hälfte der Tickets sind bereits vergriffen. Daher bittet der Verein um ein frühzeitiges Kommen. Etwas Wehmut ist dennoch dabei: "Normal hätten wir locker 600 bis 700 Zuschauer gehabt", meint Seibold. "Aber vielleicht tritt ja doch dieses eine Prozent ein", träumt Abteilungsleiter Rettner. "Wir hoffen aufs Elfmeterschießen. Wir haben das Spiel extra schon auf 15 Uhr angesetzt", feixt Seibold. Die Stimmung im Lager des Außenseiters könnte jedenfalls vorab nicht besser sein.

 
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