Jedes Mädchen in Schweinfurt spielt Korbball. Na ja, zumindest fast. Scarlett-Rose Ziegler nicht. Sie spielt Golf. Sehr gut sogar. Und muss ihren Mitschülerinnen und Freundinnen immer mal wieder erklären: "Golf ist cool."
Cool? "Jedenfalls überhaupt nicht spießig. Man muss da nicht mehr an Frauen in viel zu weiten Hosen denken." Sagt's und führt ihre Team-Kluft vor: kurzes Röckchen, enges Shirt. "Golf ist viel hipper als viele denken." Die Schweinfurterin ist 15 Jahre jung und ist gerade von den German Girls and Boys Open im Golfclub St. Leon-Rot zurückgekommen – der inoffiziellen Jugend-Europameisterschaft der jeweils besten 100 Mädchen und Jungs unter 18 Jahren.
Gespielt hat sie nicht. Denn es lief alles ein bisschen anders, als sie sich das vorgestellt hatte. Am Montag war sie im Leistungszentrum nahe Heidelberg angekommen. Kurz darauf erreichte Papa Volker Ziegler der Anruf von Trainer Michael Turner, ehemals Eishockey-Profi beim ERV Schweinfurt: Scarlett-Rose war mit voller Wucht mit dem Schläger im Boden hängen geblieben und hatte sich eine "fette Zerrung" eingefangen. Kein weiteres Training, erst recht kein Spiel, keine "EM". Der erste große Traum der noch jungen Laufbahn geplatzt.
Dicke Bandage statt gute EM-Platzierung
"Wäre schon interessant gewesen, zu sehen, wo ich lande. Ich wollte mich da beweisen." So begleitete sie kurzerhand eine befreundete Golferin auf deren Runde. "Auch ganz interessant" – aber halt nicht prickelnd. Scarlett-Rose Ziegler wäre auf Rang 86 gesetzt ins Rennen gegangen und "wollte deutlich besser abschneiden. Das hätte ich auch geschafft." Stattdessen trägt sie zwei Wochen lang eine dicke Bandage am linken Arm. Tränen gab's nicht. Die zarte Blondine ist tough, zumindest nach außen.
Das erste Mal auf einem Golfplatz stand sie mit sieben, als der Papa Volker Ziegler, früher mal Fußballer beim FC 05 Schweinfurt, spielte. Ein Sport wurde vor drei Jahren daraus, da war Scarlett-Rose zwölf, eigentlich viel zu alt für den Einstieg in den Leistungssport. Schon das erste Turnier gewann sie – wenn auch "nur" mit der Mannschaft von Maria Bildhausen.
Doch der erste Einzelerfolg folgte ebenfalls in der Premierensaison. Dann ging's schnell voran. Vor der aktuellen Runde, die im Mai begonnen hat, wechselte die Realschülerin auf Empfehlung der ebenfalls aus dem GC Maria Bildhausen stammenden Luisa Deutzmann zum GC Fürth. Sie wird seitdem in der Regionalliga-Reserve aufgebaut, gehört aber zum Bundesliga-Kader und ist künftig für die Erste vorgesehen.
"Weil einige Sammspielerinnen zuletzt hinter den Erwartungen blieben, während ich mich verbessert habe." Die Fürtherinnen spielen gegen den Abstieg – mit einer sehr jungen Mannschaft, in der Ziegler die Jüngste ist. Die Jüngste: Das ist derzeit auf vielen Wettkämpfen ihr "Handicap". Die 17- oder 18-Jährigen schlagen 240 Meter weit ab, Scarlett nur 220. Entscheidend ist freilich das "Short Game", das kurze Spiel. Doch eigentlich ist das lange Spiel mit den Hölzern Zieglers Stärke – am kurzen arbeitet sie intensiv.
Am Anfang reichte ihr Talent. "Aber ich trainiere inzwischen härter. Sonst würde es nicht mehr reichen." Sie möchte "so bald wie möglich in der Weltrangliste geführt werden, um auf große Turniere gehen zu können". Dafür schuftet Scarlett-Rose im hauseigenen Gym, stemmt Hanteln, um ihre Schlägerkopf-Geschwindigkeit zu verbessern und so auf mehr Länge im Schlag zu kommen. Im Garten steht eine Halle mit einer professionellen "Driving Range", auf der sie Bälle ins Netz dreschen kann – von einem Kunstrasen, der mit der Walze auf "schnell" und "langsam" veränderbar ist. Da hat sich Papa Volker einiges Einfallen lassen. Während der Corona-Hochphase, als die Plätze gesperrt waren, war das private Trainingsgelände droben im Stadtteil Haardt Gold wert.
Volker Ziegler lobt die hohe Disziplin seiner Tochter. Wenn eine Freundin anruft und mit ihr in die Eisdiele will, der Papa aber "Gym" sagt, "dann gehe ich nur mit, wenn ich genug geleistet habe am Tag. Wenn ich ein paar Tage weniger trainiert habe und mit Freunden unterwegs war, geht's ins Gym." Oder auf die abendliche Jogging-Runde. Oder in aller Herrgottsfrüh vor der Schule Putten im Garten üben. "Sie hat es realisiert: Wenn sie in die deutsche oder gar europäische Spitze will, muss sie hart arbeiten." In den Ferien soll sie mit einer deutschen Spitzengolferin eine Woche den Tagesablauf mitmachen, um zu sehen, ob sie dafür wirklich bereit ist: Als Profi wäre das schließlich ihr Arbeitstag. Vor zwei Jahren war sie bereits eine Woche lang in den USA bei Star-Coach Mike Adams. Der war begeistert vom Talent aus Schweinfurt – nannte sie "The Girl with the Golden Hands".
Scarlett-Rose trainiert ansonsten – überwiegend individuell mit ihren Heim-Trainern Craig Hanson und Michael Turner – Dienstag, Mittwoch, Donnerstag sowie an den Wochenenden. Da wird das mit der Schule zum Spagat. Ein Jahr müsste sie noch auf die Walther-Rathenau-Schule gehen. Müsste, im Raum steht der Wechsel ans Leistungszentrum St. Leon-Rot.
Denn ihr Fokus richtet sich mehr auf die Golf-Karriere, denn den Einstieg ins Berufsleben. Ihr Traum: Mit dem Golfschläger Geld verdienen. Der Papa mahnt zwar zum "zweiten Standbein", unterstützt seine Tochter aber bedingungslos als ihr Mentor. Er: "Die deutsche Spitze kann auch bei den Frauen ausreichend verdienen." Sie: "Da will und kann ich hinkommen."
Scarlett-Rose kann nicht nur golfen. Die leidenschaftliche Skifahrerin turnte auf Leistungsniveau, spielte talentiert Fußball und Feldhockey. Stattdessen Späteinsteigerin beim Golf. "Kein Fehler", sagt der Papa. "Viele Talente, die zu früh auf Wettkämpfe gehen, sind mit 17, 18, wenn es sportlich erst richtig interessant wird, schon verbrannt." Der Tochter fehlen Körperkontakt und Teamspirit ("Wenn wir im Sportunterricht Fußball spielen, merke ich, wie sehr das Spaß macht, sich mit anderen im Team zu matchen").
Beim Golfen bevorzugt sie dann auch ein bisschen mehr die Mannschaftswettbewerbe. Wie den "klassischen Vierer", der beim Bundesliga-Spieltag nach den Einzelrunden gespielt wird: Zwei gegen zwei – wobei jeweils beide schlagen und das Ganze immer an der Stelle des besseren Schlages fortgesetzt wird. "Da gibt es in Mädchen-Mannschaften bei der Zusammensetzung eines Paares Zickenalarm", scherzt Volker Ziegler. Scarlett-Rose spricht lieber davon, "dass da jede ihre Freundin hat". Scarlett-Rose hat als Fürther Bundesliga-Küken noch keine, wird Vorlieb nehmen müssen, mit der, die "übrig bleibt" – sieht das aber, ganz ihre Art, gelassen. "Ich verstehe mich mit allen gut." Wenn's allerdings mit dem Einzug ins Golf-Internat klappt, stünde auch der Wechsel zum dortigen, ebenfalls in der Bundesliga Süd beheimateten Golfclub an.
Das Sport-Internat in St. Leon-Rot soll der nächste Schritt sein: mit täglichem Training, zwei 18-Loch-Golfplätzen, einem Indoor-Platz und medizinischer Rundum-Betreuung. Hingestellt hat dieses Zentrum der Milliardär und Macher des Fußball-Bundesligisten TSG Hoffenheim: Dietmar Hopp. "Es ist Wahnsinn, was der für die Nachwuchsförderung im deutschen Sport allgemein leistet, völlig unverständlich, dass dieser Mann in den Stadien oft verunglimpft wird", sagt Volker Ziegler.
Aktuell pendelt Scarlett-Rose in der deutschen Rangliste zwischen den Positionen acht und elf, in Bayern zwischen drei und vier. Ihr Handicap liegt seit Anfang dieser Woche bei minus 2,4. Bei der "EM" lag das beste Mädchen, eine Dänin, bei minus 7, hat aber letztlich keine Runde unter Par gespielt. Das Handicap sei eher die Theorie, die Praxis liege auf dem Platz. Auch die Schweinfurterin hat ihre beste Runde (drei unter Par) auf dem heimischen Platz gespielt.
Ihr Talent bescherte der 15-Jährigen eine Fördermitgliedschaft im renommierten spanischen Real Club de Golf Las Brisas in Marbella, was ihr eine Wildcard ermöglichen soll für die Andalucía Open, dem Finalturnier der Ladies European Tour (LET) im November. Weitere internationale Abstecher sind geplant zur Danish International Amateur Championship sowie zu den Boavista Open an der Algarve. Saison-Höhepunkt freilich soll die Internationale Amateurmeisterschaft im Hamburger Golfclub Falkenstein Ende Juni sein.
Laute Partys mit den Freundinnen
Scarlett-Rose Ziegler ist aber nicht nur ambitionierte Golferin mit eigenem Schriftzug auf Schlägertasche und Trainingsbällen – sie ist auch ein ganz normaler Teenager. "Logisch gehe ich gerne shoppen. Oder mit Freundinnen an den See. Irgendeinem Musik-Idol würde sie aber nie zu Konzerten hinterherfahren. Auch Zocken an der Konsole ist nicht ihr Ding, nicht mal bei schlechtem Wetter. Dann lieber Party – verrät der Papa: "Ich werde dann weggeschickt, es kommen fünf, sechs Mädels und es wird etwas lauter. Neulich war sogar die Polizei da." Scarlett-Rose winkt ab: "Es kam uns gar nicht so laut vor."
Und wenn in zwei, drei Jahren ein junger Mann in ihr Leben treten würde, dem sie zu viel Zeit fürs Golfen aufwendet? "Dann muss ein anderer Freund her. Es kann ja nicht sein, dass ich meinen Traum deswegen aufgebe." Scarlett-Rose scheint das ernst zu meinen, Papa Volker lächelt zufrieden.
Zitat: Sagt's und führt ihre Team-Kluft vor: kurzes Röckchen, enges Shirt
Bin mal auf die Klamottenbeschreibung von einem Mann gespannt
Unmöglich
Aus dem Kontext gerissenen Textabschnitte zu kommentieren ist mittlerweile eine weitverbreitet Unsitte in solchen Foren.
Viel schlimmer ist, was sie versuchen in diese Pose hinein zu interpretieren. oder was sie anderen Menschen da unterstellen, wie Herr Bauer schon sagt.
Diese ganze Diskussion nimmt hin und wieder absurde Züge an.
Alles andere wurde von Herrn Bauer absolut treffend und korrekt erklärt.
Da Golf immer noch überwiegend von finanziell gut und sehr gut gestellten Personen gespielt wird (ich betone "überwiegend"), kann sich dieser Personenkreis sein elitäres Hobby auch selbst finanzieren.
Meine private Meinung.
1. Kein zweiter Golfplatz zu Löffelsterz, sondern ein anderer, viel flächenkleinere, kompakter City-Golfplatz als Ergänzung (Golf nach Feierabend ohne großen Zeitaufwand) und damit Steigerung der Attraktivität SW's für umworbene Fachkräfte!
2. Der Platz könnte selbst finanziert werden und die Stadt SW könnte OBENDREIN einen finanziellen Gewinn haben! Das Modell wird seit Jahrzehnten international praktiziert, nur wir in D sind hierbei tiefste Provinz!
Der Investor erwirbt, z. B. im aufgeschobenen Neubaugebiet Mönchskutten, ein Areal für den Golfplatz und einen Rand außen herum für Villenparzellen. Durch die Anlage des Golfplatzes stiege der Wert der Parzellen enorm und mit deren Verkauf würde der Golfplatz finanziert. Die Stadt SW bekäme wohlhabende Neubürger, zusätzliche Einkommensteuer und einen neuen Stadtteil, der auch um die Villen herum attraktiv wäre! Fazit: eine gute Idee - aber schlecht für die deutsche Neidgesellschaft.
Bei den French Open können Sie Damen mit solchen Röckchen stundenlang zusehen...