Lorenz Grimm ist kein Leichtgewicht mehr. "Er hat zugenommen", sagt sein Trainer Dominik Blattert. Was nichts als Feixerei sein kann, wenn man sich das schmale Kerlchen anschaut. Die Grenze liegt aber bei 55 Kilogramm in seiner Altersklasse. Und in der ist der Ruderer des RC Franken Schweinfurt amtierender deutscher Einer-Meister. 2019 muss er im Schwergewicht ran, auch bei der bayerischen Meisterschaft, die am Wochenende quasi vor seiner Haustüre auf dem Main stattfindet.
- Und so schnitten die Schweinfurter bei der bayerischen Meisterschaft 2018 ab
451 Athleten in 450 Booten haben für die 160 Rennen gemeldet, die Hälfte Jugendliche. Die Bayerische ist so etwas wie der Saisonhöhepunkt für all Jene, die nicht für nationale und internationale Wettbewerbe qualifiziert sind. Und natürlich für die Lokalmatadore. 18 Boote starten für den RC Franken, auf vier, fünf Titel spekuliert Blattert.
Die Kaidel-Brüder im Legenden-Boot
Da wäre der Zweierer ohne Steuermann mit den 18-Jährigen Friedrich Remelé und Paul Knahn, beide haben auch Chancen im Achter in Renngemeinschaft mit zwei Münchner Klubs. Fine-Marie Nüchter (15) rechnet sich was im Doppelvierer in Renngemeinschaft mit Aschaffenburg etwas aus, genauso Claudia Karrlein (20) im Senioren-B-Einer. Klar, keine Rechnung auch ohne das "Legenden"-Boot mit den Oldies Wilhelm und Ernst Kaidel. "Mit viel Ehrgeiz und Kampf" traut Blattert auch dem Doppelzweier mit den 14-Jährigen Julian Waller und Lorenz Grimm eine Überraschung zu.
Derzeitiges Aushängeschild in einer mittelfristig wieder deutlich besser aufgestellten Schweinfurter Mannschaft ist aber fraglos Lorenz Grimm. Dabei hat er erst vor knapp zwei Jahren mit dem Rudern angefangen und anfangs nur einmal die Woche trainiert, weil er ja auch noch Fußball bei der FT Schweinfurt spielte. Im Winter 17/18, als der Ball ruhte, folgte jedoch das Umdenken: "Ich habe dann viermal die Woche trainiert und es hat mehr Spaß gemacht als Fußball."
Der Lohn stellte sich schnell ein: Im Februar wurde Grimm auf Anhieb deutscher Meister im Ergometer-Rudern , also auf dem Trockenen. Auf dem Wasser, gleich beim ersten richtig großen Wettkampf folgten im Juli der nationale Titel im Einer, sowie zwei Wochen später die bayerischen im Leicht- und Schwergewicht. "Die Gene, das Talent und ganz viel Ehrgeiz", versucht sein Coach die Leistungsexplosion quasi von Null auf 100 zu erklären. "Wenn er etwas gesagt bekommt, dann setzt er das Eins zu Eins um." Ende des Jahre war Lorenz Grimm dann Sportler des Jahres in Schweinfurt.
Nach so einer Saison kann es in der folgenden eigentlich nur schlechter laufen, möge man meinen. Grimm lässt sich von solch Sportler-Logiken aber nicht beeindrucken. "Klar wachsen die Erwartungen, auch meine eigenen. Dazu jetzt der Gewichtsklassenwechsel. Aber es geht schon", kontert er die Frage nach mehr Druck mit einem lässigen Schulterzucken. Und, als wäre nichts gewesen, ist der Schüler in Starnberg schon wieder deutscher Ergo-Meister auf der Langstrecke geworden, in Essen über 1000 Meter. "Aber das macht nicht so viel Spaß wie auf dem Wasser", nimmt er diese Titel auch eher nebenbei mit.
Erst mit 15 auf internationale Regatten
In diesem Jahr findet die Bayerische jetzt also vor der Deutschen statt - und daheim in Schweinfurt. Inzwischen trainiert Grimm fünfmal die Woche jeweils zwei bis drei Stunden lang, freut sich über Landestitel und will den nationalen auch verteidigen, hat aber auch internationale Ambitionen. Wenngleich erst 2020. Um die Kinder zu schützen vor zuviel Leistungsdruck, gibt es im Rudern erst ab 15 internationale Regatten. "Theoretisch", schränkt Grimm ein, der dort zwar hin will, seine Entwicklung aber geduldig und vernünftig planen mag. Auch wenn nebenan Blattert etwas überrascht die Augenbrauen hebt.
Grimm weiß aber auch, dass international ganz andere Kaliber auf ihn, den eher Schmächtigen zukommen. "Die sind mit 15 schon 1,90 Meter groß und kräftig. Im Einer hab ich da wohl keine guten Chancen mehr." Deswegen liebäugelt das Talent mit einem Wechsel in den Zweier und hat auch schon einen potenziellen Partner im Blick: Julian Waller. "Der macht ihm die Hölle heiß", sagt Blattert. "Die beiden pushen sich gegenseitig, da will keiner der Langsamere sein. Und das ist gut so." Jetzt wollen die Beiden aber erst einmal gemeinsam bei der Bayerischen gemeinsam auf den Treppchen stehen.
Samstag und Sonntag Rennen ab 8 Uhr
Los geht's am Samstag und Sonntag jeweils um 8 Uhr mit Vorläufen, die rund 80 Finalläufe starten etwa ab 12.30 Uhr. Neben den Meistertiteln geht es auch um drei Pokale: den Jugendpokal, den Audi-Pokal und den begehrten Bayerischen Löwen. Die Wettbewerbe dauern am Sonntag bis etwa 16.30 Uhr.