
Bei den Olympischen Winterspielen im südkoreanischen Pyeongchang probierte er sich als TV-Reporter aus. Im Oktober ist seine Autobiografie mit dem Titel „Den Absprung wagen“ erschienen. Er tritt in sportlichen Fernsehshows wie „Ninja Warrior“ bei RTL und „Catch“ bei Sat.1 auf. Und vergangenen Freitag war er der Stargast bei der Schweinfurter Sportgala. „Ich bin mehr unterwegs denn je“, sagte Fabian Hambüchen.
Mit seinem Olympiasieg am Reck in Rio de Janeiro schaffte der Turner im Sommer 2016 den Sprung unter die Sportikonen dieser Nation. Die Begleitumstände rührten damals viele TV-Zuschauer zu Tränen. Nach Bronze 2008 und Silber 2012 gelang Hambüchen zum Ende seiner Karriere der krönende Abschluss, obwohl ein Start wegen seiner chronischen Schulterprobleme nahezu unmöglich erschienen war. „Ich konnte meinen Arm nicht mehr heben“, sagte er. Doch das Wunder geschah, nachdem ihn der Orthopädie-Guru Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt vor einer Operation bewahrt hatte.
Ohne die Einnahme von Schmerzmitteln, die er eigentlich verabscheut, hätte Hambüchen das Finale trotzdem nicht überstanden. Für den „schönsten Moment meines Lebens“, wie er im Gespräch mit Moderator Sven Schröter den Augenblick des feststehenden Sieges beschrieb, war es das sicher wert.
In Schweinfurt präsentierte sich der 31-Jährige von seiner besten Seite, war sehr gesprächig, stand für alle Fotowünsche zur Verfügung und war sich auch nicht zu schade, dem Publikum mal eben einen lockeren Handstand zu demonstrieren. Vor zwei Jahren hatte der Schweinfurter Sportreferent Jürgen Montag Hambüchen schon einmal für die Ehrung der erfolgreichsten Sportler der Stadt verpflichten wollen. Doch es war ihm zu stressig, am Tag nach der Bambi-Gala in Berlin nach Schweinfurt zu reisen. „Den Bambi habe ich damals leider nicht bekommen“, erinnert er sich.
Besuch passt zum Schweinfurter Thema Turnen
Sein nachgeholter Besuch passte thematisch umso besser. Schweinfurt richtet vom 30. Mai bis 2. Juni 2019 das Bayerische Landesturnfest aus und erwartet dabei 8000 Teilnehmer. Deshalb waren mit Alfons Hölzl, dem deutschen und bayerischen Verbandschef, und Janine Berger, der Olympia-Vierten von London, weitere Turngrößen zur Sportgala gekommen.
Seine große Popularität erklärt Hambüchen auch mit seiner Beständigkeit: „Meinen Bekanntheitsgrad habe ich mir über 13, 14 Jahre aufgebaut. Zu den Höhepunkten wie Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen war ich immer fit und erfolgreich. Mit meinem Vater habe ich intelligent trainiert, wir haben die Belastung gesteuert.“ Die Erfolge hatten einen angenehmen Nebeneffekt: „Ich konnte mich selbst finanzieren und war immer unabhängig.“
Eine neue Freundin
Ein Haus hat er im hessischen Wetzlar gebaut, eine neue Freundin – durchaus ein Thema für die Boulevardmedien – hat er auch und nun ist Hambüchen dabei, an der Sporthochschule Köln sein Sportstudium abzuschließen: „Andere brauchen für den Bachelor sechs Monate, ich eben sechs Jahre.“ Womit er sich künftig beruflich beschäftigen will, davon bekommt er in seiner Ausprobierphase so langsam eine Ahnung. „Meine große Passion bleibt das Turnen“, sagte Hambüchen. „Ich muss nicht mal selbst was machen, es reicht, wenn ich in die Halle gehe und den Jungs zusehe oder sie ein bisschen coache.“
Kürzlich habe er an einem Samstagvormittag mitbekommen, dass eine Turngruppe mit kleinen Mädchen wieder nach Hause geschickt werden sollte, weil der Übungsleiter nicht gekommen war. „Ich habe das Training spontan übernommen – und es hat total Spaß gemacht. Wir haben es sogar noch einmal wiederholt. Schlecht ist das nur für ihren Trainer. Die Mädchen sagen jetzt: ,Wir wollen lieber mit dem Fabian‘."
Rückkehr nach Stuttgart?
Immer wieder spekuliert wird über ein mögliches Comeback von Hambüchen im Leistungssport. Eigentlich hatte er in diesem Sommer beim deutschen Turnfest in Berlin seine Laufbahn offiziell beendet. Aber 2019 finden die Turnweltmeisterschaften in Stuttgart statt, wo er 2007 als „Turnfloh“ am Reck seinen ersten großen Titel holte. „Zwölf Jahre später noch mal zurückzukehren, das hätte schon was“, räumte Hambüchen ein. Aber er sagte auch, dass seine mittlerweile operierte Schulter im Alltag zwar problemlos funktioniere, ihm die Belastung an den Turngeräten aber übel nehmen würde.
Diese Überlegung stand auch im Vordergrund, als Hambüchen die Bitte der von ihm trainierten Riege verwarf, für das Bundesliga-Finale der Kunstturner am ersten Dezember-Wochenende in Ludwigsburg nochmals eine Reckübung aufzubauen. Sein Verein, die KV Obere Lahn, wurde dann auch ohne ihn neuer deutscher Meister.