Eigentlich dachte Pero Skoric, er hat im Fußball schon alles erlebt. Schließlich ist der heute 51-Jährige nicht nur in Franken als Spieler viel herumgekommen. Nach Stationen in Bamberg, Bayreuth und Weismain ging es 1997 zum FC 05 Schweinfurt. Für die Nullfünfer stand der Defensivspezialist unter anderem in der Saison 2001/2002 in 18 Zweitliga-Partien auf dem Feld. Ein sonderlicher Spaß soll es nie gewesen sein, gegen ihn zu spielen. Eigentlich wäre er mit seiner kompromisslosen Zweikampfführung und dem guten Spielverständnis prädestiniert gewesen für eine formidable Karriere im Profifußball der 1990er-Jahre. Aber irgendetwas kam bei ihm immer dazwischen.
Als Stammkraft der heute in den Ländern des ehemaligen Jugoslawiens immer noch legendären U-20-Weltmeister-Elf von 1987 - um spätere Weltstars wie Davor Suker, Zvonimir Boban, Robert Prosinecki und Predrag Mijatovic, hätten ihm eigentlich viele Türen offen stehen müssen. Schon als 17-Jähriger debütierte er für seinen Heimatklub Vojvodina Novi Sad, seinerzeit eines der Top-Teams des Landes, in der ersten jugoslawischen Liga. Wenn der Ex-Verteidiger heute an die Zeit zurückdenkt, funkeln die Augen und die Mundwinkel formen ein verschmitztes Grinsen.
Früher Wandervogel, heute sesshaft
Viertelfinalsieg gegen Brasilien, Halbfinalsieg gegen die Auswahl der DDR mit Matthias Sammer und dann der Finalsieg im Elfmeterschießen gegen die von Berti Vogts trainierte Bundesrepublik. Skoric hat den WM-Triumph vor 33 Jahren noch auf Knopfdruck parat.
In den nachfolgenden Jahren hätte er etwas mehr Glück gebraucht, erzählt er. Seine Heimat versank im Bürgerkrieg und er versuchte sich als Profikicker in der Ferne. Viele lukrative Möglichkeiten schienen oft greifbar nah: Mit dem 1. FC Nürnberg war er sich eigentlich schon einig, bis sich Cheftrainer Willi Entenmann, nach schlechten Erfahrungen mit Skorics Landsmännern, querstellte.
Wäre das Handy früher erfunden worden und er somit besser erreichbar gewesen, wäre Skoric vermutlich auch mal im Trikot des spanischen Klubs FC Valencia aufgelaufen. Später, beim Karlsruher SC, wurde ihm die damals noch bestehende Regelung mit maximal drei ausländischen Spielern zum Verhängnis. Zufrieden ist er trotzdem mit seiner Karriere. Mittlerweile ist der einstige Wandervogel in Niederwerrn sesshaft geworden und arbeitet in der Schweinfurter Industrie.
Während er von Anekdote zu Anekdote springt, huschen hinter ihm fast etwas eingeschüchtert ein paar Spieler auf dem Sportplatz in Geldersheim vorbei. Der Serbe hat nach dreieinhalbjähriger Pause als Trainer vergangenen Herbst den SV Sömmersdorf/Obbach/Geldersheim in der Kreisliga Schweinfurt 1 übernommen. Seine Schützlinge, die derzeit mit 19 Zählern auf Rang neun stehen, nehmen dem Augenschein nach erleichtert zur Kenntnis, dass ihr Coach bei guter Laune ist. Es steht nämlich das erste Training nach einem völligen Desaster an.
Eine 0:8-Niederlage als neues Erlebnis
Mit 0:8 ging die Skoric-Elf - im ersten Spiel nach dem Re-Start - bei der Reserve des TSV Abtswind unter. "Ich bin sehr impulsiv an der Seitenlinie, bei der ein oder anderen Szene, wäre ich am Sonntag schon gerne auf den Platz gegangen", blickt er zurück. "Aber das geht leider nicht", sagt er und lacht. Ein 0:8 hat er zuvor weder als Spieler noch als Trainer erlebt.
Den festen Glauben an sein - am Sonntag vor allem im Zentrum geschwächtes - Team konnte aber auch die herbe Schlappe nicht erschüttern. Unter ihm legte die Elf Ende vergangenen Jahres eine beachtliche Serie mit drei Siegen aus vier Spielen hin. Im Sommer musste dann der schmerzhafte Abgang von Kapitän Sebastian Schirmer, den es aus beruflichen Gründen nach München verschlug, verkraftet werden. Als einziger Neuzugang wurde Skoric' Sohn Luka (zuletzt bei der DJK Schweinfurt) verpflichtet.
"Wir kommen wieder auf den richtigen Weg", sagt der Trainer mit entschlossener Körperhaltung. Nach Möglichkeit schon am kommenden Sonntag, wenn ab 15 Uhr das Tabellenschlusslicht TSV Nordheim/Sommerach (acht Punkte) in Geldersheim gastiert. "Wir wollen das Spiel gewinnen, egal wie."