Am Ende führten die Schweinfurter nach dem vielleicht etwas überraschenden, aber keineswegs unverdienten 3:1 über einen ganz starken TSV Gochsheim nicht nur wilde Siegestänze auf – es erklangen auch die alte Schlachtgesänge, die Turner-Teams seit Jahrzehnten angestimmt hatten. Sogar ein mutiges „Spitzenreiter, Spitzenreiter“ war zu hören. Trainer Adrian Gahn hat es mit seinem Co-Trainer Thilo Hetterich offenbar geschafft, den oft zitierten, aber noch öfter als verstaubt angesehenen „Turner-Geist“ nicht nur zurückzubringen, sondern auch so zu modernisieren, dass eine junge Generation von Spielern sich wieder damit identifizieren kann – und auch von anderen Klubs wieder zur FT Schweinfurt zurückkommt.
Und so stand also Adrian Gahn dann nach dem Spiel da im Überschwang der Gefühle und sprudelte bei der Spielanalyse nur so heraus, in einem Zwiespalt aus verständlichem Überschwang und professionalem „Einbremsen“ als Trainer. „In der Verteidigung und beim Anlaufen, da hat einiges nicht gepasst“, so Gahn. „Und wenn Gochsheim das 2:3 macht – die hatten da ja noch einige Kopfbälle – wer weiß, was dann passiert. Aber das kann ich den Jungs natürlich heute nicht sagen, die lachen mich ja aus. Das bekommen sie dann im nächsten Training zu hören. Immerhin: Wenn man als Trainer gewinnt, wird man glaubwürdig.“
Beide Teams geben alles
Das war auf jeden Fall ein phänomenales Bezirksliga-Spiel, das Schweinfurt und Gochsheim da bei bestimmt 34 Grad hingelegt hatten. „Man hat ja auch die hohe Qualität bei Gochsheim gesehen“, lobte Gahn den Gegner, der es als erklärter Meisterschaftskandidat der gesamten Liga vielleicht doppelt schwer hat.
„Wir blenden das total aus“, sagte aber Trainer Stefan Riegler. „Es gibt nicht einen Favoriten in dieser engen Liga. Die FTS wird nicht durchmarschieren. Forst, Dampfach, Oberschwarzach und Thulba sind genauso im Spiel.“ Auf jeden Fall ging der Gast erst einmal in Führung durch einen von Daniel Meusel verwandelten und an Yannick Sprenger verursachen Foulelfmeter (13.). „Genau das, was wir vermeiden wollten“, so Gahn. „Aber gut, dass wir uns dadurch nicht verunsichern ließen.“
Turner kommen zurück
Nach schöner Flanke des unermüdlich rackernden Dominik Popp stieg schließlich Neuzugang Johannes Mock am Fünf-Meter-Raum hoch und köpfte zum 1:1 ein. „Zur Pause war das absolut in Ordnung“, fand Riegler, auch wenn sein TSV vielleicht sogar leichte Vorteile gehabt hatte.
Warum das Match dann zugunsten der FTS kippte? Vielleicht wegen des „dummen Elfmeters“ (Riegler), bei dem FTS-Kapitän Yannik Saal die Nerven zum 2:1 behalten hatte (54.). Oder weil Fabian Reith bei seinem verdeckten Rückraumschuss zum 3:1 das Glück hatte, dass das Leder durch alle Beine – sogar die von TSV-Keeper Jan Deppert hindurch – zum 3:1 einschlug (65.).
Oder auch, weil die Turner umgestellt hatten. „Wir haben dem TSV verstärkt das Zentrum angeboten, auch um das gefährliche Gochsheimer Flügelspiel zu verhindern“, wie Gahn sagte. Das gelang weitgehend. „Wir sind immer wieder im Zentrum hängen geblieben und haben nicht mehr so über die Flügel gespielt“, gab Riegler zu. „Am Ende haben uns diesmal vielleicht auch die Ideen gefehlt, um noch mal ran zu kommen.“ So stehen also die Turner ganz oben vor der Konkurrenz – das ist, wohl gemerkt, nur eine Momentaufnahme nach dem zweiten Spieltag einer Bezirksliga-Saison, die extrem spannend zu werden verspricht.
Die Statistik des Spiels
Bezirksliga Ost
FT Schweinfurt –
TSV Gochsheim 3:1 (1:1)
Schweinfurt: Mai – Aydin, Mock, Öztürk, Kraus (86. Zeißner) – Reith – N. Saal (61. Geiling), Rinbergas, Y. Saal, Siegmund (75. Herrmann) - Popp.
Gochsheim: Deppert – Sommer, Heimrich, Pfister, Lamberty (70. Greulich) – Zweiböhmer (79. Schubert) – Meusel, Demar (54. Ketterl), Twelde, Kummer – Sprenger. Schiedsrichter: Christian Wolf (Bad Kissingen). Zuschauer: 350. Tore: 0:1 Daniel Meusel (13. Foulelfmeter), 1:1 Johannes Mock (26.), 2:1 Yannik Saal (54.), 3:1 Fabian Reith (65). Gelb-Rot: Ercan Öztürk (89., FT Schweinfurt).