
„So etwas hat man einmal im Leben.“ Ansgar Willacker ist immer noch beeindruckt. Bei seiner Ehrenamtspreisverleihung im Münchner GOP-Varieté-Theater hat der Bayerische Fußball-Verband (BFV) ja auch mächtig was aufgefahren: Rahmenprogramm und Prominenz, an der Spitze Ex-Nationalspieler Dietmar Hamann. „Aus so einer Ehrung zieht man sich schon ein Stück weit Bestätigung für das Geleistete“, sagt Willacker. Der Vorsitzende des FC Gerolzhofen war eingeladen als Ehrenamtssieger des Fußballkreises Schweinfurt.
Da der 53-Jährige sich, egal in welchem seiner bisherigen Ämter, stets mehr als Praktiker denn Theoretiker gesehen hat, ergänzt er aber ganz schnell: „Wichtiger noch als eine einmalige Ehrung ist aber die permanente Anerkennung. Klar ist es schön, wenn da einer kommt und sagt, man habe da was richtig und gut gemacht, doch es ist unbezahlbar, wenn ich an einem Trainingstag auf den Platz schaue und da tollen ein paar Dutzend Kinder herum.“
Ohnehin gehört sein Herz seit jeher dem Kinder- und Jugendfußball. Seine eigene Fußballer-Laufbahn ist schnell erzählt: Schülermannschaft beim TSV Prichsenstadt, Wechsel zum TSV Wiesentheid, mal in der Zweiten, aber auch im Bezirksliga-Team gekickt. Aber vor allem: Um 1990 herum übernahm Willacker seinen ersten Posten – als Betreuer der U15. Daraus wurde rasch ein Trainerjob, von der U15 bis zur U19 war alles dabei im Jugend-Großfeldbereich. „Mit viel Spaß, mit viel Engagement und mit wechselndem Erfolg.“
Nach 15 Jahren in Wiesentheid zog es Ansgar Willacker 2005 nach Gerolzhofen zum FC. Nicht einfach so, als U-17-Trainer. Und ehe er sich versah, war er 2007 stellvertretender Jugendleiter und schon wenig später die Nummer eins im Nachwuchsbereich. Und „weil ich schlecht nein sagen kann, wenn ich darum gebeten werde, mit anzupacken“, ließ sich der Lehrer an der Gerolzhöfer Mittelschule 2011 zum stellvertretenden Vorsitzenden des Gesamtvereins wählen. Na, ja, Gesamtverein hört sich freilich etwas umfassender an, als es das in der Wirklichkeit ist: Außer Fußball hat's beim FCG nämlich nur noch eine Mountainbike-Abteilung sowie bis Ende des Jahres die American Footballer, die dann nach Schweinfurt wechseln – und seit Anfang 2018 eine Majorette-Gruppe. Majorette? Das ist ein französischer Militär-Tanz, bei dem ein Baton genanntes Stöckchen atemberaubend flink durch die Finger gewirbelt wird. In den USA nennt man's Twirling. Die FCG-Mädels können das so gut, dass sie schon deutsche Meistertitel eingeheimst haben. Und dann ist auch Willacker stolz. Zumal er seit Mai dieses Jahres mittlerweile Vorsitzender des Hauptvereins ist.
Frau runzelt schon mal die Stirn
Sein Vorgänger Anton Niedermeier war erkrankt, wollte das Amt abgeben und es war klar, es würde ein neuer Entscheidungsträger gewählt werden müssen. Selbstverständlich kamen die drei berühmten Worte mit dem Fragezeichen: würdest du nicht? Genauso selbstverständlich sein Ja-Wort: „Je näher der Termin der Wahl rückte, umso mehr habe ich festgestellt, dass ich in diesem Sumpf drin bin. Man muss das dann einfach machen. Und ich will es auch machen.“ Was im trauten Heim schon mal die Gattin ihre Stirn runzeln, die Augenbrauen heben lässt. „Meine Frau schimpft schon mal, wenn ich zum Verein muss. Aber sie hat nie zu mir gesagt, ich solle jetzt da bleiben und lieber mit ihr dies oder jenes unternehmen“, erfreut sich Willacker letztlich doch der familiären Rückendeckung.
Zumal auch sein Sohn Ingo zumindest vorübergehend in seine Fußstapfen zu treten scheint. Der 19-Jährige spielt aktiv Fußball beim FC Gerolzhofen, ist Betreuer der U13 und wurde auch schon ausgezeichnet für ehrenamtliches Engagement – bei der U-30-Ehrung des BFV. Überhaupt schätze man sich beim FC Gerolzhofen glücklich mit einer ganzer Reihe engagierter junger Leute. Da habe jüngst erst eine 17-Jährige den Trainerschein gemacht, ein Spieler mache den Schriftführer, ein anderer den Stadionsprecher. „Das ist aller Ehren wert“, sagt Ansgar Willacker, der sich früher auch mal beim Tischtennis, Schießen und Judo versucht hatte, doch letztlich immer den meisten Platz in seinem Herzen dem Fußball einräumte.
Und da das dem Ehrenamtsbeauftragten des Vereins nicht verborgen geblieben war, wurde er von Karl-Heinz Mock für die Wahl zum Kreisehrenamtssieger vorgeschlagen – und schließlich gewählt. Zudem rutschte er als einer von 15 der 22 bayerischen Kreissieger für ein Jahr in den Club 100 des Deutschen Fußball-Bundes. Willacker: „Das rundet das Ganze noch ab. Denn verbunden mit der Aufnahme in den Club 100 ist nun auch noch der Besuch eines Länderspiels auf Einladung des DFB.“