Allzu viel Vertrauen genießen die großen Sport-Verbände ja nun wirklich nicht mehr. Kaum hat sich der Blätterwald von einem FIFA-Skandal erholt, wird bekannt, dass eine Weltmeisterschaft per Geldkoffer vergeben wurde, werden wieder ein paar Komitee-Mitglieder in irgend einer Bananenrepublik verhaftet oder Funktionäre mit Korruptionsvorwürfen zum Rücktritt aufgefordert. Es regiert – wen wundert's – das liebe Geld. Darüber mag und muss man sich empören, auch wenn die weltweite Aufregung auf absehbare Zeit kaum etwas ändern wird. Viel zu engmaschig sind die Korruptionsfäden rund um den sportlichen Planeten gesponnen, viel zu viele Verbände und deren Funktionäre profitieren von den Geschäften in den Hinterzimmern.
Doch nicht nur global glänzen die Dollar- und Eurozeichen in den Augen so mancher Sport-Funktionäre. Auch der Bayerische Fußball-Verband ist mittlerweile zu einem florierenden Wirtschaftsunternehmen mutiert, das gierig nach weiteren Einnahmen lechzt.
Nach dem Streit mit verschiedenen Medienverlagen über Videoaufnahmen von höherklassigen Partien ist dem BFV nun ein weiterer nicht von ihm kontrollierter Punkt ins Auge gefallen: die Online-Tabellen. Die sollen gefälligst nicht mehr von externen Dienstleistern geliefert und auf den Internetauftritten der Vereine platziert, sondern ausschließlich als sogenanntes „Widget“ vom Bayerischen Fußball-Verband eingebunden werden – natürlich mit BFV-Logo und eigener Vermarktung.
Zwar sind die unteren Klassen von solchen Regelungen derzeit noch ausgenommen, die Landesliga-Vereine erhielten nun allerdings Post vom Verband (siehe Artikel „Ärger mit dem Tabellenbild“), in der sie unmissverständlich aufgefordert wurden, nur noch BFV-Tabellen zu verwenden. Ansonsten drohen empfindliche Strafen, unter Umständen sogar Punktabzug!
In München ist man nämlich der Meinung, der Fußball in Bayern gehört ausschließlich dem BFV und damit auch alles, was irgendwie mit dem Fußball zusammenhängt.
Drängt ein anderes Unternehmen in diesen Markt und verdient mit seinen Produkten vielleicht auch noch Geld, sieht sich der Verband um (s)eine Einnahmequelle geprellt. Und das kann und will der BFV nicht hinnehmen. Böse Zungen behaupten mittlerweile, der Verband brauche – siehe oben –, das Geld selbst, um den Zuschlag für den einen oder anderen Wettbewerb zu erhalten...