
In einem dramatischen Finale setzte sich der SV Schraudenbach vor prächtiger Kulisse gegen den Gastgeber TuS Eisbergen mit 6:4 (3:4) durch und verteidigte damit seinen deutschen Korbball-Meistertitel. Die Schraudenbacher Schülerinnen holten ihre erste Meisterschaft - und komplettierten damit den größten Erfolg der Vereinsgeschichte. Der TSV Bergrheinfeld landete bei der Jugend 19 auf Rang drei. Den TSV-Frauen bleibt der undankbare vierte Platz.
„Eisbergen hat es uns verdammt schwer gemacht. Aber ich glaube, wir haben verdient gewonnen“, sagte Schraudenbachs Trainer Ludwig Rumpel - und er hatte Recht. Sein Team legte mit 2:0 vor. Aber Eisbergen kam in einem hochklassigen Match zurück und führte zur Pause. Auch, weil Schraudenbachs Carolin Fischer eine Minute vor Halbzeit Pech hatte, als der Ball nach einem Konter auf dem Ring tanzte, aber nicht hineinfiel. Ähnlich ging es in Durchgang zwei weiter. Viele Chancen für den Titelverteidiger, vor allem aus der Eckposition, aber weiterhin nur 4:4. Und Eisbergen hätte auch jederzeit durch einen ihrer Heber oder Sechsmeter, die jetzt seltener geworden waren, die Führung übernehmen können. So dauerte es bis zur vorletzten Minute - Carolin Fischer spielte den Ball aus der zweiten Reihe fein durch Eisbergens Abwehr und Theresa Rumpel erzielte frei aus zentraler Position per Heber die Führung. Eisbergen erhöhte jetzt das Risiko und fing sich noch das 4:6.
Bergrheinfelder Frauen müssen die Segel streichen
Bergrheinfelds Hoffnungen auf den Titel zerplatzen im Halbfinale durch eine bittere 9:10-Niederlage gegen Eisbergen. Bitter, weil die Mannschaft von Kirstin Grote ab der 15. Minute besser war und es schien, ähnlich wie im Finale für Schraudenbach, nur eine Frage der Zeit zu sein, bis das Spiel nach knappen Rückständen zu ihren Gunsten kippen würde. Aber aus einem 9:8 wurde eine 9:10 - Niederlage, weil das Team knapp zwei Minuten vor Schluss einen Strafwurf und eine zwei Minute-Zeitstrafe kassierte.
Eisbergen hatte furios begonnen, führte dank guten Hebern vom Kreis mit 3:1, später mit 6:4, während die Bergrheinfelder zu wenig Zugriff bekamen. In dieser Phase halfen zwei Viermeter, um mit 5:6 ergebnistechnisch im Spiel zu bleiben. Im zweiten Durchgang fehlte es Eisbergen an Tempo und Chancen, während der TSV sich Möglichkeiten erspielte und eine ganze Reihe an Sechsmetern zugesprochen bekam, die teilweise auch verwertet wurden.
Im Spiel um Platz drei wirkte die Enttäuschung noch nach. Nach zehn Minuten stand es beim 2:9 (2:5) gegen den TuS Sudweyhe bereits 0:4. Nach der Verkürzung auf 2:4 schien die Wende nicht unwahrscheinlich, aber das 2:5 unmittelbar vor dem Pausenpfiff war dann unglücklich aus TSV-Sicht. Das Ergebnis fiel deutlicher aus, als es der Spielverlauf widerspiegelte, weil Bergrheinfeld nach dem Seitenwechsel viel Pech hatte. „Wir konnten längst nicht an die Leistungen anknüpfen, die wir in der Bundesliga gezeigt haben“, fasste TSV-Spielführerin Sabrina Eckert zusammen. Es fehlte oft die Durchschlagskraft beim Kreisspiel, aus den Eckpositionen gab es zu wenige Treffer. Mit der bisweilen robusten Abwehr der physisch teils deutlich überlegenen Gegenspieler habe man Probleme gehabt, räumte Eckert ein.
Norddeutsche Teams holen auf
Insgesamt war es hinsichtlich der Frauenkonkurrenz die interessanteste deutsche Meisterschaft seit vielen Jahren. Die norddeutschen Mannschaften trotzten dem TSV Bergrheinfeld zwei Remis ab und auch der SV Schraudenbach hatte es beim 7:5 über Oldenbrok und dem 11:9 über die SG Findorff nicht leicht. „Der Norden hat klar aufgeholt. Egal, gegen wen wir gespielt haben: die haben uns alles abverlangt“, sagte Ludwig Rumpel. Eigentlich habe er in Sachen Spieltaktik nicht schon am Samstag alle Karten auf den Tisch legen wollen.

Die mit einigen Routiniers wie beispielsweise Anke Mailand, Berit Walter und Nadja Neunaber angetretenen Bremerinnen der SG Findorff spielten im Angriff sehenswerten Korbball. Aber es fehlte dann phasenweise in der Rückwärtsbewegung. Am Ende sprang der fünfte Platz heraus. Die Jugend 19 des TSV Bergrheinfeld war nach dem ersten Tag ein heißer Titelkandidat. Mit sicherem Spiel und einer starken Korbhüterin Emely Neuhauser, erspielte sich der TSV viele Körbe. Aber im arg umkämpften Halbfinale gegen den FTSV Jahn Brinkum hatte der Niedersachsen-Meister in der Schlussphase vielleicht das eine oder andere Mal zu viel Zeit, um sich bei seinen Distanzwürfen zu positionieren und konzentriert abzuschließen. Im Spiel um Platz drei gewann das Team von Thomas Milasevic und Nicole Triebel nach anfänglichem 1:2-Rückstand klar mit 13:2 gegen den TuS Helpup. Meister wurde die SG Findorff vor dem FTSV Brinkum. Für Milasevic war es, nachdem die erste Enttäuschung gewichen war, ein gutes Gesamtergebnis. Nicht zuletzt, weil man mit vergleichsweise jungen Spielerinnen angetreten sei und zudem mit Sophie Triebel die beste Spielerin gefehlt habe.
Bei den Schülerinnen holten die Schraudenbacherinnen mit einem auch in der Höhe verdienten 5:1 (3:0) über den SV Brake den Titel. Das Gruppenspiel gegen Brake hatte die Mannschaft von Melanie Kömm noch mit 3:4 verloren. „Die Mädels haben es sich absolut verdient. Es ist der Lohn für jahrelange Arbeit“, sagte Kömm, die die Spielerinnen schon seit etwa fünf bis sechs Jahren trainiert. Brake, das im Gegensatz zum SVS über eine springende Korbfrau verfügte, kam im Finale überhaupt nicht ins Spiel. Es gab für Niedersachsen im Spielaufbau größte Probleme, überhaupt Anspielstationen zu finden. Chancen gab es lediglich durch Distanzwürfe, vor allem Sechsmeter. Auf dem Weg ins Finale besiegte Schraudenbach die SG Findorff mit 9:0 und zuvor den TuS Langenholzhausen mit 12:1.