Was ist nur auswärts los mit dem FC 05? Auch im vierten Anlauf hintereinander gab?s nur ein Unentschieden. Mit dem 1:1 (0:0) beim SV Heimstetten verloren die Schweinfurter binnen fünf Wochen nun schon acht Punkte auf fremden Plätzen – für einen zwar weiter ungeschlagenen Titelaspiranten nach insgesamt neun Partien aber eine zu dürftige Ausbeute. Zumal es diesmal auch an Spielwitz und Wille fehlte. Wohlgemerkt eine Woche nach dem beeindruckenden 5:1 über Memmingen.
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Im ersten Frust nach dem Schlusspfiff neigte 05-Trainer Timo Wenzel gar dazu, die Qualität seiner Mannschaft in Frage zu stellen: „Vielleicht sind wir noch nicht das Spitzenteam, das auswärts für 90 plus x Minuten ein ekliger und galliger Gegner sein kann. Wir sind keine Maschinen, aber ich kann erwarten, dass wir uns wehren.“ Um das doch noch sehen zu können, bedurfte es einer sehr langen Anlaufzeit. Eine Halbzeit, in der die Schweinfurter Körpersprache und Zweikampfverhalten ebenso vermissen hatten lassen, wie den unbedingten Willen, Erfolg zu erzwingen. Und dann war da noch der Sekundenschlaf beim Heimstettener 1:0. Zu viele Defizite, um Kapital schlagen zu können aus den Unentschieden von München, Nürnberg und Burghausen. „Wir haben nichts aus der Situation gemacht, das enttäuscht mich“, so Wenzel.
Dabei war noch nicht einmal alles schlecht vor der Pause, in dem die Zuschauer ein taktisches Kräftemessen sahen. Beide Mannschaften wichen nicht von ihrer auf modifizierte 4-1-4-1-Systeme ausgerichteten Grundordnung ab – und neutralisierten sich über weite Strecken damit. Allerdings auch bei einer hohen Fehlpassquote. Schön anzusehen war?s nicht immer, interessant aber allemal. Die Heimstettener waren die etwas aktivere Mannschaft, gefährlich wurden sie aber, von Moritz Hannemanns Pfostenschuss (14.) abgesehen, nicht. Der FC 05, zu sehr auf Fehler der Gastgeber lauerte, statt aggressiv zu stören und eigene Aktionen zu starten, brachte zunächst aber auch nur einen knapp links vorbeistreichenden Distanzschuss von Lukas Billick zustande (25.). Hätte aber mit einer 1:0-Führung in die Kabine gehen können: Denn nach Philip Messingschlagers Hereingabe versuchte es Florian Pieper aus der Drehung und zwang SVH-Keeper Maximilian zu einer starken Reaktion samt Nachfassen (45.+1).
Dass das nicht reichen würde, einen bedingungslos kämpfenden Aufsteiger in die Knie zu zwingen war den Nullfünfern in der Kabine klar. „Wir haben zu lange gebraucht, sind nicht in die gefährlichen Räume gekommen, waren zu behäbig“, übte sich Mittelfeldmann Florian Trinks in Selbstkritik. Dass es erst nach einer deutlichen Ansprache besser, na, ja, zumindest zielstrebiger wurde, macht Trinks fassungslos: „Wir sprechen ja auch schon vor dem Spiel deutlich an, worauf es ankommt. O.k. auswärts haben wir andere Bedingungen als daheim, aber wir trainieren unter Profibedingungen, da sollte man auch auswärts erwarten können, dass wir die Vorgaben umsetzen und so ein Spiel souverän herunter spielen.“
Von Souveränität aber war in der 52. Minute nichts zu sehen. Ein langer Ball in den Rücken der Viererkette, Foulspiel Stefan Kleineheismann, Freistoß, schöner Schlenzer Lukas Riglewski, 1:0. „Wir wollten, wenn wir aggressiver und offensiver aus der Kabine kommen, die zweiten Bälle haben. Genau das war vor dem Gegentor nicht der Fall“, monierte Trinks erneut zu laxe Zweikampfführung in der Entstehung der Szene.
Immerhin: Der FC 05 war nur ein paar Minuten lang geschockt, besann sich danach auf Wenzels Pausen-Worte, probierte es auf Biegen und Brechen. Hätte aber auch auf die Nase fallen können damit: Denn die frei werdenden Räume nutzten die Oberbayern zu Großchancen von Felix Michalz (76., Glanztat von 05-Keeper Alexander Eiban) und Simon Werner (79., knapp zu hoch). Davor hatten die Schweinfurter aber zum 1:1 ausgeglichen. Der zu Wiederbeginn eingewechselte Adam Jabiri, der trotz einer Magen-Darm-Erkrankung den Einsatz wagte und in der 62. Minute knapp drüber geschossen hatte, bediente Stefan Maderer und der schob eiskalt ins rechte untere Eck (71.). Trotz etlicher für die Gastgeber haariger Szenen, hatte nur noch ein Schweinfurter den Siegtreffer auf dem Fuß: Nachdem dem FC 05 ein Handelfmeter verweigert und nur auf Ecke entschieden worden war, kam bei dem zu kurz abgewehrten Ball Kevin Fery von hinten angerauscht, verzog aber um wenige Zentimeter (85.)
Hand aufs Herz: Es wäre auch nicht verdient gewesen. Das wusste auch Wenzel, der selbst die staubedingt lange Anreise und das damit verbundene späte Eintreffen im Sportpark Heimstetten nicht als Ausrede gelten lassen wollte. Er rätselte lieber darüber, warum seine Worte vor dem Spiel offenbar nicht das gleiche Gewicht haben wie zur Halbzeit. „Vielleicht nehmen die Spieler selbst den Druck zu hoch und verkrampfen dann. Wenn sie dann sehen, was dabei Schlechtes herauskommt, wissen sie, dass sie die Einstellung um hundert Prozent korrigieren müssen.“
Schon am Mittwoch (19 Uhr) haben sie die Chance, die immer noch hinter der Mannschaft stehenden Fans, noch mehr für sich zu gewinnen. Denn dann steht im BFV-Pokal-Achtelfinale das prestigeträchtige Derby gegen Drittligist Würzburger Kickers an, für das schon über 1000 Gästekarten verkauft worden sind und die 05-Verantwortlichen mit rund 5000 Zuschauern rechnen. Wenzel hält, allerdings unabhängig vom Remis-Frust, die Trainingsfrequenz bis dahin hoch: Sonntag, Montag, Dienstag und auch noch am Mittwochvormittag bittet er sein Personal auf den Platz. Ob Kapitän Kleineheismann auch mit an Bord sein kann, hängt von den ärztlichen Untersuchungen ab: Der Innenverteidiger zog sich eine Knieverletzung zu.
Die Statistik des Spiels
Fußball, Regionalliga Bayern
SV Heimstetten – FC 05 Schweinfurt 1:1 (0:0)
Heimstetten: Riedmüller – Günzel, Schäffer, Beierkühnlein, Hintermaier – Werner (85. Schmitt)– Riglewski, Regal, Sabbagh, Hannemann (87. Laverty) – Michalz (83. Weser).
Schweinfurt: Eiban – Messingschlager, Strohmaier, Kleineheismann (56. Fery), Fritscher – Billick – Pieper, Trinks, Krautschneider, Maderer (76. Piller) – Görtler (58. Jabiri).
Schiedsrichter: Steffen Grimmeißen (SpVgg Löpsingen). Zuschauer: 420. Tore: 1:0 Lukas Riglewski (52.), 1:1 Stefan Maderer (71.). Gelb: Sabbagh, Beierkunlein – Kleineheismann, Trinks, Messingschlager, Fery, Billick, Jabiri, Krautschneider, Strohmaier. Gelb-Rot: Sabbagh (Heimstetten, 88.).
Wie überheblich sin mer denn scho geworden, Herr Bauer? Ham se geglaubt, die spazieren durch diese Liga und steigen automatisch auf? So sehr ich es ihnen und der Stadt Schweinfurt auch gönnen würde, aber da muss wohl noch etwas mehr kommen; gefühlt der beste zu sein reicht nicht!