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MIXED MARTIAL ARTS
Kevins großes Kämpferherz
Der Oberschwarzacher Kevin Barth hat es in dieser harten Kampfsportart bereits bis zum Weltmeister in seiner Klasse gebracht. Nun schwebt ihm eine MMA-Profi-Karriere vor.
Setzen voll auf Sieg: Der Oberschwarzacher Kevin Barth (rechts) mit seinem Trainer und Entdecker Denny Krüger in dessen Kampfschule in Haßfurt.
Foto: Norbert Vollmann | Setzen voll auf Sieg: Der Oberschwarzacher Kevin Barth (rechts) mit seinem Trainer und Entdecker Denny Krüger in dessen Kampfschule in Haßfurt.
Norbert Vollmann
Norbert Vollmann
 |  aktualisiert: 02.04.2019 12:55 Uhr

Womöglich wurden Kevin Barth aus Oberschwarzach schon bei seiner Namensgebung vor 24 Jahren bestimmte Veranlagungen mit in die Wiege gelegt. Die Rede ist von K wie Kevin. Oder K wie Kampfsport, wie Kickboxen oder Kämpferherz. Oder wie Krüger, das ist sein Erfolgstrainer. Mittlerweile ist Kevin Barth vom reinen Kickboxen zu den ultraharten Mixed Martial Arts gewechselt und hat hier bereits wiederholt seine ganze Kämpfer-Klasse gezeigt. Mit der Kombination aus verschiedenen Kampfsportarten hat er es weit gebracht. Bis hinauf zum Weltmeister in seiner Gewichtsklasse bis 85 Kilogramm.

Was auf den ersten Blick als brutale Sportart daherkommt, ist Kevin Barths große Leidenschaft geworden. Dafür trainiert er wie besessen sieben Tage die Woche – jeweils bis zu zweieinhalb Stunden. Dies entweder in der „Extreme Arts Academy“, dem Studio seines kampferprobten Trainers Denny Krüger im Haßfurter Gewerbegebiet linker Hand der B26 in Richtung Zeil, oder daheim in Oberschwarzach im eigens in der Garage eingerichteten Kraftraum mit Boxsack, Gewichten und anderen Gerätschaften.

Der angehende Elektroniker für Automatisierungstechnik gibt alles für den Sport aus gemischten Kampftechniken. Kevin Barth: „Nachdem ich im Amateurbereich alles aktiv gekämpft und abgeräumt habe, was es gibt, ist jetzt definitiv der Profibereich mein Ziel. Hier möchte ich mich hocharbeiten und mir einen Namen machen, um den Sport gegen Gage als Beruf ausüben zu können“. Es gebe zwar mehrere Ligen, aber das Zauberwort laute UFC (Ultimate Fighting Championship). Das sei quasi die Champions League im MMA. Gesucht werden dafür von den Scouts spektakuläre Kämpfer mit guten Bilanzen, schließlich geht es um die Unterhaltung der Zuschauer.

Mixed Martial Arts, kurz MMA oder Freefight genannt, besteht aus zwei Bereichen: Zum einen aus Schlag- und Tritttechniken im Stand, wie man sie vom Boxen oder Kickboxen her kennt, zum anderen am Boden aus Wurf-, Hebel-, Würge- und Schlagtechniken, vergleichbar mit Judo, Ju-Jutsu oder Ringen. Vieles ist erlaubt, aber auch Vieles verboten. Dafür gibt es ein umfangreiches Regelwerk. Alle Bereiche werden ausgewogen mit den erfahrenen Kämpfern im Team in Haßfurt trainiert. Doch die Technik ist nur eine Seite der Medaille. Hinzu kommen mentale Stärke, ein großes Kämpferherz und Moral, wenn es mal nicht so läuft. So zeigen sich oft erst im MMA-Kampf die wahren Stärken und Schwächen.

Den größten Kampf haben MMA-Kämpfer wie Kevin Barth aber trotz fortschreitender Anerkennung immer noch gegen die Klischees zu führen, mit denen die gemischten Kampfsportarten hierzulande behaftet sind. Vor allem das Fernsehen verhält sich zögerlich, geht es doch in dem in Deutschland ausschließlich bei Profi-Kämpfen erlaubten achteckigen Kampfkäfig, dem Oktagon, zuweilen richtig hart zur Sache. So ist MMA in Deutschland immer noch ein Nischensport. Zu Unrecht, meinen die Befürworter trotz der steigenden Medienpräsenz. Sie verweisen darauf, dass man sich beim Fußball öfter verletzt, als beim Treten, Schlagen und Ringen innerhalb fester Grenzen wie beim MMA. In den USA hingegen ist die Martial-Arts-Supershow jedes Jahr ein Renner. Tausende Besucher, Kampfsportler und Kampfkunst-Fans strömen dazu nach Las Vegas, um die Stars der Szene und Hollywood-Größen zu treffen.

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Foto: Kevin Krüger

Er selbst, so Kevin Barth, habe noch keine gravierenden Verletzungen erlitten. Ihn fasziniere vor allem die Vielfalt an Möglichkeiten auf der Matte. Man könne seinen Kontrahenten rein durch den Standkampf oder durch Griffe am Boden, aber eben auch durch eine Mischung aus beidem bezwingen. Dies entweder durch Aufgabe des Gegners, den K.o.-Abbruch des Schiedsrichters – oder durch Punktewertung. Die MMA-Profis treten dabei nur mit Tief- und Zahnschutz gegeneinander an, also ohne Helm oder Schienbeinspannschützer.

Und was sagen Kevins Kumpels zu seinem ausgefallenen Sport? „Sie finden es cool“, sagt er. Und die Eltern? Sie hätten am Anfang sehr verhalten reagiert, als sie noch nicht genau gewusst hätten, um was es bei MMA geht, räumt der Oberschwarzacher ein. Inzwischen seien sie jedoch „ziemlich begeistert“.

Wie ist Kevin Barth überhaupt zum Kampfsport gekommen? Er habe schon im Fitnessstudio begeistert geboxt, erzählt er. Das Interesse sei also immer dagewesen. An der Fachoberschule (FOS) in Schweinfurt habe er seinen späteren Ausbilder und Trainer Denny Krüger kennengelernt. Der habe zu dieser Zeit angefangen, den Kampfsport hauptberuflich auszuüben. Über den Kontakt mit einem Sportlehrer bot er so am Nachmittag Kurse an der Schule an, von denen Barth einen belegte. Nach dem Fachabitur habe er dann mehr in Sachen Kampfsport wissen und lernen wollen, um sich richtig verteidigen zu können, so der 24-Jährige. Dazu habe ihn der Weg wieder zu Denny Krüger nach Haßfurt geführt.

Kevin Barth ganz oben: Bei den World Martial Arts Games 2017 in Arbon (Schweiz) holt sich der Oberschwarzacher (Mitte) den Weltmeistertitel in seiner Klasse.
Foto: Kevin Krüger | Kevin Barth ganz oben: Bei den World Martial Arts Games 2017 in Arbon (Schweiz) holt sich der Oberschwarzacher (Mitte) den Weltmeistertitel in seiner Klasse.

Nach etwa einem Jahr stand 2013 der erste Wettkampf des gelehrigen Schülers im Kickboxen an. Der Einstieg sei mental sehr anstrengend gewesen, sagt Barth, denn der Wettkampf sei noch einmal eine Nummer anders als das Training. Vor allem die Zuschauer sei man am Anfang nicht gewohnt. Barth: „Das ist Adrenalin pur. Das Herz rast und braucht mehr Sauerstoff.“ Auch er musste dabei die Erfahrung machen: „Wenn man als Newcomer dazu stößt, klappt nicht alles auf Anhieb, aber man sieht, wer ein Kämpferherz hat.“ Während andere aufgegeben hätten, habe er weiter mit Erfolg im Kickboxen, Grappling (Griffkampf) und nun im MMA an sich gearbeitet. Auch wenn er stets angreife, sei er dabei heute im Kampf gelassener geworden, als zu Beginn. Trainer Denny Krüger sagt: „Kevins Erfolge über all die Jahre hinweg sprechen für sich.“ Dieser hat kampftechnisch sehr viel Erfahrung gesammelt und habe zudem so gut wie nicht wegen Verletzungen pausieren müssen. Dementsprechend könne man an seinem Trainingsaufwand die Leistung ablesen. Wer auf einem hohen Niveau wie Barth kämpfe, wisse selbst, was er zu tun habe. Es gebe aber immer Feinheiten und Feinarbeiten, an denen man arbeiten könne, um sich zu verbessern.

Wichtig sei es deshalb in den Wettkampfpausen, eventuell nachzujustieren und anschließend die Wettkämpfe selbst zu analysieren. Der 29-jährige Coach: „Das wird von Kevin gut angenommen, gehört und umgesetzt.“ Man kann es an der langen Liste seiner Erfolge und den damit verbundenen starken Leistungen im reinen Kickboxen, im K-1-Kickboxen (in der „Königsklasse“ sind zusätzlich Beintritte und Kniestöße erlaubt), im MMA und im Grappling (die MMA-Teildisziplin wird auch als Bodenkampf bezeichnet) erkennen. Die beeindruckende Bilanz in den Gewichtsklassen zwischen 80 und 85 Kilogramm reicht von deutschen Meistertiteln bis hin zum WM-Sieg beim MMA in der Schweiz durch technischen K.o. im Finale.

Jüngster Erfolg seiner Kämpfer-Karriere: In Obertraubling holte sich Kevin Barth dieser Tage in der Kategorie K-1-Kickboxen den Titel des bayerischen Meisters in der Gewichtsklasse bis 81 Kilogramm.

 
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