zurück
Kickboxen
Kickboxen ist wie Schach – nur mit größeren Konsequenzen: Wie Oliver Grebe sich mit Köpfchen nach oben kämpft
Der 20 Jahre alte Kickboxer hat vor kurzem seinen Finalgegner mit einem Highkick Schach-Matt gesetzt und seinen K1-Profi-Titel als Deutscher Meister verteidigt
Mit einem Highkick ans Kinn setzte Oliver Grebe (rechts) seinen erfahreneren Kontrahenten Leon Jud im Titelverteidigungskampf 'schachmatt'.
Foto: Marco Baumann | Mit einem Highkick ans Kinn setzte Oliver Grebe (rechts) seinen erfahreneren Kontrahenten Leon Jud im Titelverteidigungskampf "schachmatt".
Steffen Krapf
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:28 Uhr

Wenn Oliver Grebe anfängt über seine Sportart zu sprechen, dann beginnen seine Augen zu funkeln. "Kickboxen ist wie Schach", erklärt er. "Nur mit größeren Konsequenzen." Das musste sein letzter Gegner, der erfahrene Leon Jud, im Kampf um die Deutsche Meisterschaft im Profi-K1 bis 71 Kilogramm im Verband WKU vor Kurzem leidvoll erfahren. Er setzte seinen Kontrahenten in der dritten Runde im Infight mit einem krachenden Highkick zum Kinn schachmatt. "Da wäre, glaube ich, jeder Schlafen gegangen", sagt Grebe kurz und trocken im Rückblick auf den Kampf, in dem er seinen Titel erfolgreich verteidigte.

Es war, so wird im Gespräch mit dem 20-Jährigen aus dem Schonunger Gemeindeteil Löffelsterz und seinem Trainer Manuel Leist vom Fightclub Schonungen schnell klar, ein typischer Grebe-Kampf. "Er kämpft immer mit Ruhe und Übersicht", erklärt Leist. "Und er versucht, immer schlau zu sein und nicht mit der Brechstange voran in den Ring zu marschieren." Der Kämpfer selbst findet: "Hinter Kickboxen steckt Strategie. Das ist kein grundloses Geprügel. Du musst den Gegner lesen. Und er liest dich."

Ein starkes Team. Trainer Manuel Leist (links) und sein Schützling Oliver Grebe, amtierender Profi-K1-Deutscher-Meister der WKU.
Foto: Steffen Krapf | Ein starkes Team. Trainer Manuel Leist (links) und sein Schützling Oliver Grebe, amtierender Profi-K1-Deutscher-Meister der WKU.

Oliver Grebe und Kickboxen, das wirkt so locker-leicht und passt einfach perfekt zusammen. Trotz seines jungen Alters ist er irgendwie auch schon ein alter Hase. Seit zwölf Jahren betreibt er diesen Sport. "Meine Eltern waren nur am Fahren", blickt er auf seine Kindheit zurück. Fußball, Akrobatik, Kickboxen, mit viel Bewegungsdrang war Oliver auf jedem Sportplatz und in jeder Turnhalle der Umgebung zu finden. Seine Eltern stellten ihn dann schließlich vor eine letztlich wegweisende Entscheidung, er musste sich für eine Sportart entscheiden, damit er sich auf eine konzentrieren kann. Die Wahl war einfach für Grebe: "Vom Kickboxen konnte ich mich nicht trennen, das machte mir einfach am meisten Spaß." Sein großes Talent fiel im Fightclub Schonungen schnell auf, erinnert sich sein heutiger Trainer Manuel Leist zurück.

Das außergewöhnliche Talent sah man sofort

Seine ersten Schritte als Kickboxer machte Grebe unter Trainer Sven Kirsten. Schon nach etwa einem halben Jahr durfte Grebe bereits bei den Erwachsenen mittrainieren, da er im Kindertraining nicht mehr viel dazulernen konnte. "Das außergewöhnliche Talent sah man sofort, er stach heraus", sagt Leist. Mit zehn Jahren hatte Grebe seinen ersten Kampf. Bis heute stand er ungefähr 60 Mal im Ring, in der Jugend wurde er mehrfach bayerischer und deutscher Meister, schaffte den Sprung in den bayerischen Kader. Mit 16 wechselte er in den Vollkontakt. Früher ist das nicht erlaubt, so will es das Reglement. Die größte Hürde war es jedoch, seine Mutter zu überzeugen, erinnert sich Grebe. "Für jede Mutter ist es schlimm, den eigenen Sohn im Ring zu sehen." Für die nötige Unterschrift seiner Eltern, die er als Minderjähriger benötigte, ging er einen Deal ein. Mit einem guten Schulabschluss in der Tasche durfte er im Vollkontakt antreten. Gesagt, getan. Die Noten stimmten und die Gegner bekamen künftig ihre "Abreibungen". Mittlerweile ist er im Profi-Bereich angekommen, als nächstes soll das internationale Parkett betreten werden, verrät Leist. "Wo sein Limit ist, bestimmt Oliver selbst."

Der BOS-Schüler hat also noch einiges vor im Kickboxen. Dafür investiert er auch viel, häufig bis zu acht Trainingseinheiten pro Woche. "In diesem Sport ist einfach alles drin", schwärmt er. "Kraft, Ausdauer, Reflexe." Im Schonunger Fightclub gibt er mittlerweile auch als Trainer sein Wissen weiter. Mit seiner herzlichen und freundlichen Art betreibt er beste Werbung für die Sportart – so lange man nicht alleine mit ihm im Kampf um seinen Titel im Ring stehen muss. Sein Trainer Leist lacht: "Man sagt ja immer so schön, diejenigen, die in der Boxhalle am nettesten sind, sind die, die dich dann weghauen."

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Schonungen
Steffen Krapf
Kickboxer
Mütter
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top